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Drehbuch

    Überall Blumen
   

© 2014 by Moana-Film GmbH


 

1.
Ein Samstagvormittag im Mai. Die Sonne scheint. Überall in der Bergmannstraße in Kreuzberg sitzen Menschen vor den Cafés und Restaurants. LISA STEINHART (28) steht vor einem Fahrradgeschäft und spricht mit RALF (35), dem Inhaber. RALF: Am Montag früh bringe ich Ihnen die Unterlagen für das erste Quartal. Meine Frau hasst es, wenn ich am Sonntag arbeite. Aber ich komme ganz bestimmt. LISA: Bringen Sie ihr einen Blumenstrauß. Das hilft immer. Alle Frauen lieben Blumen. Also dann bis Montag. LISA geht weiter.

2.
LISA geht über die Kreuzung Bergmannstraße Ecke Mehringdamm, nachdem die Ampel auf grün schaltet.

3.
Ein kleines Café auf der anderen Straßenseite. MONA (24) sitzt in einer Ecke und weint vor sich hin. Vor ihr steht eine Tasse Capuccino, den sie nicht angerührt hat. LISA betritt das Café, geht zu DIETER, dem Inhaber. LISA: Einen Capuccino bitte. Sie machen den besten Capuccino weit und breit. Während DIETER den Capuccino macht, bemerkt LISA die weinende MONA. LISA: Ist das Ihre Freundin? Haben Sie sich mit ihr gestritten an so einem schönen Tag? DIETER: Nein. LISA: Was nein? DIETER: Beides nein. LISA setzt sich zu MONA. LISA: Ist es okay, wenn ich mich zu Ihnen setze? MONA antwortet nicht. LISA setzt sich trotzdem zu ihr. DIETER bringt den Capuccino. LISA: Danke.
MONA holt ihr Handy aus der Tasche, und wirft einen Blick auf die SMS, die sie bekommen hat. Da steht nur: „Tschau. Guido.“ (Nah) MONA schreibt zurück: „Fuck you. Mona.“ (Nah).
LISA holt aus ihrer Tasche ein Tempotaschentuch und gibt es MONA. MONA lächelt LISA kurz an und sagt: Danke. Dann wischt sie sich die Tränen ab. LISA: Der Tag ist zum Weinen viel zu schön. MONA lächelt wieder. MONA: Alle Männer sind Scheiße. Der liebe Gott hat einen Fehler gemacht, als er sie erschaffen hat. LISA: Für manche Sachen sind sie ganz nützlich.

4.
LISA und MONA gehen nebeneinander den steilen, gewundenen Weg zum Kreuzberg hinauf. LISA deutet auf ein Haus. LISA: In diesem Haus ist mein Großvater geboren. Jetzt wäre er über hundert Jahre alt. MONA sagt nichts.

5.
Oben auf dem Kreuzberg setzen sich LISA und MONA auf eine Bank. Nach einer Weile sagt MONA: Ich wollte mit ihm zusammen alt werden und mindestens drei Kinder mit ihm kriegen. LISA: Worüber habt ihr euch gestritten? Hast du ihn betrogen? MONA: Nur ein bisschen. LISA: Männer mögen so was gar nicht. (Pause) Ich heiße Lisa. Wie heißt du? Ich darf doch du zu dir sagen? MONA: Klar. (Pause) LISA: Weißt du was für ein Sternzeichen du bist? MONA: Krebs, Aszendent Skorpion. LISA: Wow! Das ist toll. Du bist genau mein Gegenbild. Ich bin Skorpion und Aszendent Krebs. (Pause) Wir Krebse haben es im Moment nicht leicht. Der Saturn macht uns schwer zu schaffen. MONA schaut LISA fragend an. LISA: Aber das hat auch was Gutes, selbst wenn es weh tut. Alles Unklare wird dadurch klar. (Pause) Wie lange seid ihr schon zusammen? MONA: Seit dem Abitur. Wir waren in derselben Schule und haben es gemeinsam bestanden. Guido studiert Jura. Er will wie sein Vater Staatsanwalt werden. Und ich studiere Ethnologie und Philosophie. LISA: Man sagt zwar Gegensätze ziehen sich an, aber mit diesen Berufsaussichten passt ihr nicht besonders gut zusammen. Denn du wirst vermutlich in Südamerika und in Afrika herumreisen, während dein Guido in Deutschland Verbrecher zu bestrafen versucht.

6.
Wohnung Lisa. LISA zeigt MONA ihre Wohnung. Im Wohnzimmer stehen in einem Regal viele astrologische Bücher. MONA: Deine Wohnung ist wunderschön. Wieviel Miete musst du dafür bezahlen? LISA: Gar keine. Sie gehört meinem Vater. Er hat in den letzten Jahren mehrere Wohnungen in Berlin gekauft. Er hatte in Leipzig eine Fabrik für Fahrräder und zwei Geschäfte in Berlin. Vor drei Jahren hat er alles verkauft. Viel zu früh, denn jetzt fahren alle Leute Fahrrad. LISA setzt sich auf ein Sofa. MONA setzt sich neben sie. Jetzt lebt er auf einem alten Bauernhof mit einem riesengroßen Garten hundert Kilometer südlich von Berlin und interessiert sich nur noch für Blumen. Er ist ziemlich krank. Morgen früh fahre ich zu ihm.

7.
In der Küche von Lisas Wohnung. LISA macht Espresso für sich und Mona. MONA: Lebt deine Mutter noch? LISA: Sie ist gestorben, als ich sieben war. Mein Vater hat mich alleine großgezogen. Die beiden Espressi sind fertig. LISA und MONA setzen sich an den Küchentisch. LISA: Wenn du willst, kannst du ein paar Tage bei mir wohnen. So lange, bis sich der Rauch verzogen hat. MONA: Das ist lieb von dir. Aber ich muss am Montag wieder zur Uni. Da schreibe ich eine Klausur, die sehr wichtig ist. Was machst du? LISA: Ich bin Steuerberaterin geworden. MONA: Macht dir das denn Spaß? LISA: Ich warne alle meine Klienten, dass sie das Finanzamt nicht betrügen sollen. Ich kann es irgendwie riechen, wenn sie es versuchen. MONA: Ich habe noch nie Steuern bezahlt. Wahrscheinlich wissen die gar nicht, dass ich existiere.

8.
MONA schlendert durch den Flohmarkt am Marheineckeplatz.

9.
MONA setzt sich in ein Café und wählt auf ihrem Handy eine Nummer. MONA: Hallo Chris, hast du Lust, mit mir ins Kino zu gehen? - Heute Abend. - Danach möchte ich bei dir schlafen. Ich habe mich mit Guido fürchterlich gestritten. Geht das?

10.
LISA kauft in einer Metzgerei eine Lammschulter.

11.
LISA tankt auf einer Tankstelle ihr Auto voll.

12.
MONA und CHRIS (24) stehen vor einem Kino und schauen auf die ausgehängten Filmplakate. Vielleicht läuft in einem der vielen Kinos „Das rote Zimmer“. MONA: Von dem hat mir eine Freundin erzählt. Er soll total lustig sein. Ich will unbedingt heute ganz viel lachen. CHRIS: Ich mag keine deutschen Filme, aber wenn er wirklich lustig ist, können wir meinetwegen reingehen. Ich lade dich ein.

13.
MONA und CHRIS rauchen in der Wohnung von Chris einen Joint. CHRIS: Der Film war toll. Ich habe schon lange keinen deutschen Film gesehen, bei dem ich so viel gelacht habe. Ich hätte jetzt richtig Lust, dich zu küssen. MONA: Das tun wir lieber nicht. Ich habe schon genug Ärger. CHRIS: Schade. MONA: Ich mag dich richtig gerne. Das weißt du. Du bist mein allerbester Freund, aber ich will nicht mit dir schlafen. Das würde unsere Freundschaft kaputt machen. Verstehst du das? CHRIS: Dann musst du heute auf meiner Luftmatratze schlafen. Eigentlich dachte ich, dass du heute neben mir in meinem Bett schläfst. Ein bisschen Kuscheln würde dir auch gut tun.

14.
LISA legt in ihrer Küche die Lammschulter in Öl und Knoblauch ein.

15.
CHRIS bläst die Luftmatratze für MONA auf. In einer Pause fragt er MONA: Bist du sicher, dass du darauf schlafen willst. MONA: Da bin ich ganz sicher. Ich schlafe gern auf Luftmatratzen.

16.
LISA sitzt in ihrem Auto und fährt auf der Autobahn zum Bauernhof ihres Vaters.

17.
Vor dem Bauernhof öffnet LISA mit einem Schlüssel, den sie an ihrem Schlüsselbund hat, die kleine Tür zum Hof. WILLY STEINHART (76) ist gerade dabei, seine Pflanzen im Hof zu gießen. LISA geht zu ihm und umarmt ihn. LISA: Geht es dir wieder besser? WILLY: Ein bisschen. Ich dachte schon, dass du mich vergessen hast. LISA: Wie kommst du auf die Idee. Ich habe in Berlin beim besten Metzger eine Lammschulter gekauft. Die werde ich heute für dich braten. Du bist dünn geworden. Das gefällt mir gar nicht. Du kannst schon mal anfangen, ein Feuer zu machen.

18.
MONA und CHRIS sitzen beim Frühstück in der Küche. CHRIS: Was hast du heute vor? MONA: Nichts. CHRIS: Wir könnten zusammen am Wannsee schwimmen gehen. MONA: Ich habe keine Badehose dabei. CHRIS: Du kannst nackt schwimmen. Ich gucke weg, wenn du ins Wasser gehst. MONA: Ich weiß nicht. CHRIS: Ich kenne eine gute Stelle. Da ist kein Mensch.

19.
LISA kommt mit einem Tablett in den Hof und deckt den Tisch. WILLY steht am Feuer und wendet mit einer Grillzange die Lammschulter. WILLY: Ich glaube, die ist gleich fertig. Könntest Du bitte aus dem Weinkeller eine Flasche Champagner holen. LISA: Champagner? Gibt es dafür einen besonderen Anlass? Du trinkst doch sonst nie Champagner. WILLY: Weil ich mich freue, dass du bei mir bist.

20.
MONA und CHRIS gehen am Wannsee schwimmen. MONA: Aber ich will, dass du auch deine Badehose ausziehst. CHRIS: Kein Problem. CHRIS zieht seine Badehose aus. MONA hat ein Handtuch um sich gewickelt und geht zum Wasser. MONA: Du bist ein latenter Exhibitionist. Ich nicht. Jetzt musst du dich umdrehen. Beide schwimmen nebeneinander. CHRIS: Nackt schwimmen ist viel schöner als mit Badehose.

21.
WILLY öffnet die Champagnerflasche und füllt die beiden Gläser, die LISA aus dem Haus mitgebracht hat. WILLY: Auf dein Wohl, Lisa! LISA: Auf dass du noch lange lebst, Papa. WILLY: Ich werde bestimmt hundert Jahre alt. Unkraut verdirbt nicht. LISA: Du wirst noch viel älter. Das sagt mir dein Horoskop. WILLY: Du mit deiner Astrologie. Glaubst du wirklich daran? LISA: Ich weiß es.

22.
MONA und CHRIS ziehen sich wieder an. MONA: Hättest du was dagegen, wenn ich heute noch mal auf deiner Luftmatratze schlafe?

23.
WILLY und LISA gehen im Garten spazieren. WILLY: Ich muss dir etwas gestehen. LISA: Was? Hast du doch das Finanzamt betrogen? WILLY: Es ist etwas ganz anderes. Du hast einen Bruder, von dem du nichts weißt. Er heißt Reinhard und lebt auch in Berlin. Als deine Mutter gestorben ist, habe ich mich mit einer alten Freundin getröstet. Das hat nicht funktioniert. Aber in diesen Wochen mit ihr ist ein Kind entstanden. Ich möchte, dass du ihn kennenlernst. Wenn du zurück nach Berlin fährst, gebe ich dir seine Adresse und Telefonnummer. Er lebt bei seiner Mutter. LISA: Ich wollte schon immer einen Bruder haben. WILLY: Jetzt hast du einen.

24.
Abends. MONA schließt die Tür zu ihrer Wohnung auf. GUIDO steht im Flur, als hätte er auf sie gewartet. MONA will ihn umarmen. MONA: Können wir uns nicht wieder versöhnen? GUIDO weicht vor ihr zurück. GUIDO: Ich war heute am Wannsee. MONA: Ich wollte nur meine Sachen für die Uni holen. MONA geht in ihr Zimmer.

25.
GUIDO bleibt in der Türe stehen und beobachtet sie. MONA packt einen Stapel Papiere und ihren Laptop in eine Tasche. GUIDO: Du bist mit einem Jungen nackt schwimmen gegangen. Ist das dein Lover? Schläfst du auch heute Nacht bei ihm. MONA: Ja. GUIDO: Du bist eine verdammte Hure. Ich will nicht mit sowas zusammenleben. Heiraten und Kinderkriegen kannst du dir abschminken. Ich hätte auf meinen Vater hören sollen. Der hat mich von Anfang an vor dir gewarnt. MONA setzt sich auf das Bett und beginnt zu weinen. GUIDO: Hör auf zu flennen. Ich will dich hier nicht mehr wiedersehen. MONA: Das ist auch meine Wohnung. Wir haben den Mietvertrag zusammen unterschrieben. Du als Jurist solltest das wissen. GUIDO: Aber ich bezahle jeden Monat die Miete. MONA wischt sich die Tränen weg und schaut GUIDO an. MONA: Vielleicht bin ich schwanger. Dann musst du für mich und das Kind bezahlen, und die Wohnung kannst du auch nicht behalten. GUIDO verlässt das Zimmer. MONA steht auf und packt noch ein paar Bücher in ihre Tasche. GUIDO kommt zurück und geht zu ihr. GUIDO: Bist du ganz sicher? Wenn es so ist, müssen wir darüber in Ruhe reden. GUIDO versucht sie zu umarmen. MONA wehrt das ab. GUIDO: Morgen früh kaufe ich in der Apotheke einen Schwangerschaftstest. MONA: Das kannst du dir sparen. Ich schlafe heute Nacht nicht hier. MONA verlässt die Wohnung. An der Wohnungstüre dreht sie sich nochmal um. MONA: Am Dienstag komme ich mit einem Freund zurück und hole alle meine Sachen ab. Am besten wäre es, wenn du dann nicht hier bist. GUIDO: Aber der neue Fernseher, den wir zusammen gekauft haben, bleibt hier.

26.
LISA fährt im Dunkeln zurück nach Berlin. Ihr Handy klingelt. LISA: Hallo Mona. Ist bei dir alles okay? - Du kannst bei mir wohnen, so lange du willst.

27.
In der Wohnung von CHRIS bläst CHRIS zum zweiten Mal die Luftmatratze auf. MONA: Ab morgen bist du mich wieder los. Ich ziehe zu einer Freundin. Da kann ich bei ihr im Bett schlafen. CHIS: Pass bloss auf, dass du nicht plötzlich lesbisch wirst. Du wärst ein großer Verlust für die Männerwelt. MONA: Keine Sorge. Ich liebe Sex. CHRIS: Leider nicht mit mir. Die Luftmatratze ist aufgeblasen und CHRIS legt ein Kissen und eine Bettdecke darauf. MONA: Jetzt geh endlich raus in dein Zimmer. CHRIS: Frühstücken wir morgen wieder zusammen? MONA: Wenn du aufwachst, bin ich schon lange weg.

28.
Zwei Tage später. MONA und LISA gehen im Treppenhaus von Monas Wohnung nach oben. MONA trägt einen großen blauen Koffer.

29.
Vor der Wohnungstüre setzt MONA den Koffer ab und holt ihren Wohnungsschlüssel aus ihrer Tasche. Sie steckt ihn ins Schloss, aber der Schlüssel passt nicht. LISA: Bist du sicher, dass das der richtige Schlüssel ist? MONA: Ja. LISA: Dann hat dein reizender Freund das Schloss ausgewechselt. MONA: Dieses fiese Schwein. LISA: Wir rufen einen Schlüsseldienst und sagen, dass du deinen Schlüssel verloren hast.

30.
Vor dem Haus warten LISA und MONA auf den Mann vom Schlüsseldienst.

31.
Der MANN vom Schlüsseldienst lässt sich von MONA den Personalausweis zeigen. MANN: Ich muss den Zylinder leider aufbohren, denn die Türe ist abgeschlossen. Haben Sie genug Geld dabei? LISA: Wieviel kostet es? MANN: Dreihundert Euro. LISA: Ich habe so viel.

32.
In der Wohnung packt MONA alle ihre Kleider und Bücher in den Koffer. LISA hilft ihr dabei. MONA: Ohne dich wäre ich aufgeschmissen. MONA schließt den Koffer. LISA: Hast du noch irgendwas vergessen? MONA: Nein. Aber den Fernseher nehmen wir auch mit. Er wird sich grün und blau ärgern.

33.
Vor der Wohnungstüre befestigt MONA einen Zettel: „Hallo Guido, schau in deinen Briefkasten, wenn du in unsere Wohnung willst. Mona.“

34.
In Lisas Wohnung. LISA zeigt MONA ein Zimmer. LISA: Hier kannst du wohnen. Mit DVB-T kannst Du hier auch ungestört fernsehen. Wenn der Fernseher so neu ist, wie er aussieht, ist der Receiver dafür schon eingebaut.

35.
Im Schlafzimmer von Lisas Wohnung. MONA und LISA liegen nebeneinander im Bett. Sie kuscheln sich aneinander. LISA: Hast du schon mal mit einer Frau geschlafen? MONA: Noch nie. Und du? LISA: Ich auch nicht. (Pause) Ist es für dich schön, wenn ein Mann seinen Penis in dich reinsteckt? MONA: Wieso fragst du? Du stellst komische Fragen. LISA: Ich finde es schön. MONA: Ich auch. Aber ich muss den Mann lieben.

36.
Am nächsten Morgen. LISA und MONA wachen gleichzeitig auf. LISA: Bist du schon wach? Ich hatte heute Nacht einen merkwürdigen Traum. Ich bin gestorben und hab dann vom Himmel auf die Menschen auf der Erde geschaut. Hast du auch schon mal einen Todestraum gehabt? MONA: Das bedeutet, dass sich etwas Wichtiges in deinem Leben verändert. Das ist ein total positives Zeichen.

37.
Zwei Wochen später. Im Besprechungszimme von Lisas Büro sitzt LISA vor dem NOTAR ihres Vaters. NOTAR: Frau Steinhart, Ihr Herr Vater hat mir aufgetragen, Ihnen am 13. Juni um 10 Uhr diesen Brief ungeöffnet zu überreichen. LISA: Das ist sein Geburtstag. Ich habe ihn heute morgen angerufen, um ihm zu gratulieren. Aber er ist nicht ans Telefon gegangen. LISA öffnet den Brief und liest den Inhalt: „Liebe Lisa, Du weißt, dass ich Dich liebe. Ich habe leider für Dich eine nicht besonders angenehme Überraschung. Bitte steig in Dein Auto und besuche mich auf meinem Bauernhof. Es wäre gut, wenn Du Deine neue Freundin mitbringst. Dein Vater. LISA: Wann hat er Ihnen den Brief geschickt? NOTAR: Vor genau zwei Wochen. LISA: Da war ich bei ihm.

38.
LISA und MONA fahren mit dem Auto auf der Autobahn.

39.
LISA hält vor dem Haus. Sie holt den Schlüssel zum Hof aus ihrer Tasche. Dann entdeckt sie, dass die Türe nur angelehnt ist. LISA: Das ist komisch, dass er die Türe nicht zugemacht hat. MONA: Vielleicht ist dein Vater spazieren gegangen.

40.
LISA und MONA gehen in den Hof. LISA ruft laut: Papa! Papa! Wo bist du?

41.
LISA geht mit MONA ins Wohnzimmer und ruft noch einmal: Papa!

42.
In der Wohnung einer ehemaligen Mieterin liegt auf einem alten Schreibtisch eine weitere Nachricht für Lisa. Darauf liegt ein Schlüssel. „Liebe Lisa, ich bin in dem neuen Zimmer draußen, das Du immer Oleanderzimmer genannt hast. Wenn Du es aufschließt, lass erst mal frische Luft rein. Mindestens zwei Stunden. Alles andere wäre gefährlich für Dich!!!“ LISA: Jetzt weiß ich, was er gemacht hat: Er hat im letzten Jahr immer wieder davon geredet und wie er es machen würde. Er hat glaubt, dass er Alzheimer kriegt und dann in ein Heim muss. MONA: Meinst du, dass er sich umgebracht hat? LISA: Ja.

43.
Die Vorhänge im Oleanderzimmer sind zugezogen. LISA schließt die Türe auf und öffnet sie weit. Aus dem Raum hören sie jetzt die Geräusche eines laufenden Fernsehers. LISA: Wir müssen auch noch die Türe zum Garten aufmachen, denn der Raum ist voller Kohlenmonoxyd.

44.
Im Garten öffnet LISA auch diese Türe. LISA: Mein Papa konnte am besten einschlafen, wenn der Fernseher lief. Früher bin ich dann in sein Zimmer gegangen und habe ihn ausgeschaltet.

45.
Im Garten blühen überall Blumen. LISA und MONA gehen zu dem Gartenteich. LISA: Ich frage mich, ob er das Oleanderzimmer für diesen Zweck hat bauen lassen, denn der Raum ist absolut luftdicht. LISA setzt sich auf eine Backsteinmauer und beginnt plötzlich heftig zu weinen. MONA setzt sich neben sie und legt einen Arm um sie. MONA: Sollten wir nicht einen Arzt und die Polizei anrufen? LISA: Nein. Das hat Zeit. Ich bin seine Tochter und respektiere seinen Willen. Als ich vor zwei Wochen bei ihm war, hat er mir gestanden, dass ich einen Halbbruder habe. Den muss ich informieren.

46.
Vor dem Oleanderzimmer wehen die Vorhänge im Wind. LISA zieht sie jetzt beiseite. Auf einem großen schwarzen Futonbett, umgeben von Rosen, liegt ihr Vater. Er trägt noch seine Fernsehbrille. In der Nähe des Betts steht ein nagelneuer Gartengrill, dessen Kohlen inzwischen erloschen sind. Mona schaltet den Fernseher aus. LISA kniet sich neben ihren Vater auf den Boden und nimmt ihm die Bille ab. LISA: Papa! Warum hast du das getan! Ich hab dir doch gesagt, dass ich komme und deinen Popo abwische, wenn du das selbst nicht mehr machen kannst. Du bist ganz schön gemein.

47.
LISA schließt das Tor zum Garten in der Scheune. Auf einem Tisch steht eine Vuvuzela. LISA nimmt sie und bläst zweimal laut hinein.

48.
In Berlin in ihrer Wohnung ruft LISA ihren Halbbruder an. LISA: Ich bin Lisa Steinhart. Ich bin deine Halbschwester. Kannst du bitte in meine Wohnung kommen. Ich muss dir leider eine traurige Nachricht übermitteln. - Komm bitte ohne deine Mutter.

49.
In Lisas Wohnung. LISA und MONA sind in der Küche beim Kochen. Es klingelt. MONA: Soll ich aufmachen? MONA: Ja bitte. LISA: Wie gut, dass du bei mir bist! Mein Herz schlägt bis zum Hals.

50.
MONA öffnet die Wohnungstür. Vor der Tür steht REINHARD (22). Er sieht verkommen aus. Unrasiert, ungekämmt. Zerrissene Hosen, zerrissenes Hemd. REINHARD: Bist du meine Schwester? Ich habe mir dich etwas älter vorgestellt. MONA: Ich bin eine Freundin. Ich heiße Mona. Kommen Sie rein. Ihre Schwester ist beim Kochen. Wir dachten, es wäre gut für Sie beide, etwas zusammen zu essen.

51.
REINHARD geht zu LISA in die Küche. Sie schauen sich einen Augenblick schweigend an, dann gibt sie ihm die Hand. REINHARD: Hallo. LISA: Bitte setz dich doch. REINHARD setzt sich an den Küchentisch. LISA: Ich weiß nicht, wie gut du meinen Vater gekannt hast. REINHARD: Ich habe ihn nicht sehr oft gesehen, weil meine Mutter das nicht wollte. LISA: Dein Vater ist tot. REINHARD: Was hat er gehabt? LISA: Nichts, woran man sterben könnte. Er hat sich umgebracht.

52.
Im Wohnzimmer. LISA und REINHARD sitzen sich gegenüber an einem gedeckten Esstisch. Auf dem Tisch stehen Gläser und eine Flasche mit Wein. MONA bringt auf einem Tablett das Essen: Lammcaree, Gemüse, Reis und eine große Schüssel mit Salat. REINHARD: Für dich muss das ganz schlimm sein, denn ihr wart ja immer zusammen. Ich hätte auch gern einen richtigen Vater gehabt. Mit meinem Stiefvater verstehe ich mich überhaupt nicht. Ich bin nur ganz selten zu Hause. Meistens schlafe ich bei Freunden oder so. In diesem Jahr wollte ich endgültig abhauen. Aber wenn ich kein Geld mehr von deinem Vater bekomme, wird das schwierig. MONA verteilt das Essen auf die Teller. LISA schenkt den Wein in die Gläser. LISA: Mach dir keine Sorgen. Du wirst dein Geld weiter kriegen. Wir müssen jetzt zusammenhalten. MONA setzt sich auf einen Stuhl neben Reinhard. MONA: Guten Appetit! Ich hoffe, das Essen schmeckt euch. MONA: Wir müssen noch anstoßen. MONA erhebt ihr Glas und stößt mit REINHARD an. Dann stößt sie mit LISA an. MONA: Auf deinen verlorenen Bruder und auf seine Rückkehr! REINHARD trinkt das Glas Wein auf einen Zug aus und schenkt sein Glas sofort wieder voll.

53.
In der Küche. MONA macht den Abwasch. REINHARD trocknet ab. MONA: Entschuldigen Sie, dass ich Sie so direkt frage. Wann haben Sie zum letzten Mal geduscht? REINHARD: Stinke ich so? MONA: Ja. REINHARD: Sorry, mein Stiefvater wollte, dass ich das Abitur mache und studiere und ein ordentlicher Bürger werde, auf den er stolz sein kann. Aber ich hatte keinen Bock. Also habe ich eben gejobbt. Ich habe ich auf dem Bau gearbeitet oder für meine Freunde Wohnungen renoviert. MONA: Hast du keine Freundin? REINHARD: Im Moment nicht. Die meisten Mädchen, die ich kennenlerne, wollen heiraten und Kinder kriegen. Du doch bestimmt auch? MONA: Klar will ich das auch. Aber nicht sofort. REINHARD: Hast du denn keinen Freund? MONA: Ich habe mich mit ihm so gestritten, dass ich ausgezogen bin. Deshalb wohne ich jetzt bei Lisa.

54.
Im Flur. LISA und REINHARD umarmen sich kurz. LISA: Du gefällst mir, obwohl du im Moment versuchst, einen denkbar schlechten Eindruck zu machen. Ich wollte immer einen Bruder haben. Wir werden uns in Zukunft ganz oft sehen. Aber bitte dusch dich vorher. Wann hast du Geburtstag?

55.
Schlafzimmer von Monas Wohnung. MONA liegt im Bett. LISA kommt ins Zimmer und legt sich neben sie. LISA: Beim Zähneputzen ist mir eine Idee gekommen. Wann beginnen deine Semesterferien? MONA: Ab Mitte Juli. Wieso fragst du? LISA: Ich habe einen Plan. Ich mache mein Büro zwei Monate lang zu, und wir machen Ferien auf dem Bauernhof meines Vaters. Wir könnten Reinhard dazu einladen. Gefällt dir das? MONA: Wenn er sich wäscht und jeden Tag im Teich schwimmt. Vielleicht.

56.
Vor einem Kino in Berlin stehen LISA, MONA und REINHARD, der sich für den Kinobesuch regelrecht fein gemacht hat, vor den Plakaten. LISA: Auf welchen Film habt ihr Lust? REINHARD: Mir ist das egal. Ich war schon lange nicht mehr im Kino. Viel zu teuer. LISA: Dann entscheide ich. Wir gehen jetzt in einen richtigen Hollywood-Film. Ich habe Lust, nicht nur im Leben, sondern auch im Kino zu weinen.

57.
Ein paar Tage später. Im Badezimmer von Lisa stehen MONA und LISA vor dem Spiegel und machen sich schön. Es klingelt. MONA schminkt sich die Lippen blutrot. MONA: Jetzt klingelt er schon zum zweiten Mal. LISA: Du siehst aus wie eine Nutte. MONA legt den Lippenstift weg. MONA: Ich mache ihm jetzt die Tür auf.

58.
Im Flur öffnet MONA die Wohnungstüre. Vor der Türe steht ein junger Mann, adrett gekleidet mit Anzug und Krawatte und einem Strauß Blumen. MONA: Ich bin Mona. Meine Freundin erwartet Sie schon. Kommen Sie rein. Der junge Mann sagt: Ich heiße Gregor Maurer. MONA führt GREGOR mitsamt Blumenstrauß ins Wohnzimmer.

59.
LISA sitzt am Esstisch. Vor ihr ein geöffneter Laptop. Sie steht auf und gibt GREGOR die Hand. LISA: Guten Tag, Herr Maurer. Schön, dass Sie doch noch gekommen sind. GREGOR schaut beide Frauen an. GREGOR: Das wird eine schwierige Wahl. Am liebsten würde ich sie beide heiraten. LISA: Bigamie ist in Deutschland verboten. Da müssen Sie schon Arabisch lernen und sich in ein arabisches Land begeben. GREGOR: Das war doch nur als Kompliment gedacht. LISA: Außerdem entscheiden nicht Sie, sondern wir, ob ein Bewerber in Frage kommt. Haben Sie Ihre Geburtsdaten mitgebracht? So wie ich Ihnen am Telefon gesagt habe. GREGOR holt ein Papier aus seiner Jackentasche und gibt es LISA. MONA: Bitte setzen Sie sich, Herr Maurer. Möchten Sie etwas trinken? GREGOR setzt sich LISA gegenüber an den Tisch. GREGOR: Ein Glas Wasser vielleicht. Mein Mund ist ganz trocken vor lauter Aufregung. MONA verlässt das Zimmer und in der Türe zeigt sie mit dem Daumen nach unten. LISA gibt in einem Astrologieprogramm ihres Computers Geburtstag, Geburtszeit und Geburtsort ein. LISA: Ich habe Sie wegen Ihres vielversprechenden Nachnamens zu diesem Gespräch eingeladen. MONA kommt mit einem Glas Wasser zurück und gibt es GREGOR. GREGOR lächelt MONA an und sagt: Herzlichen Dank, Fräulein Mona. LISA: Aber ich sehe schon jetzt, dass Ihr Horoskop voller ungünstiger Aspekte ist. Ich fürchte, dass keine von uns beiden für eine Ehe mit Ihnen in Frage kommt. GREGOR steht sofort auf. LISA: Warten Sie, ich drucke Ihnen das Horoskop aus. Dann sind Sie wenigstens nicht ganz umsonst hergekommen. Außerdem muss Mona noch ein Foto machen. Wir dokumentieren unsere Männersuche. MONA macht das Foto. LISA übergibt GREGOR den Ausdruck des Horoskops.

60.
Vor der inzwischen geschlossenen Wohnungstüre steht GREGOR und schreibt auf die Rückseite des Horoskops: „WARNUNG! Hier wohnen 2 Hexen!!!!“ Er legt das Papier vor die Wohnungstüre und geht nach unten.

61.
Am Wannsee. LISA und MONA liegen nebeneinander in der Sonne. MONA liest in einem Buch. LISA steht auf und geht zum Wasser, um sich abzukühlen.

62.
Zwei junge MÄNNER stehen im Schatten einer Weide und beobachten LISA und MONA. MANN 1: Traust du dich, die beiden anzusprechen? MANN 2: Was denkst du. MANN 1: Aber sag nicht so was wie „Na, ihr beiden Schönen!“ Die sind bestimmt anspruchsvoll. Die eine liest ein Buch. MANN 2: Mir wird schon was einfallen.

63.
MANN 1 und MANN 2 nähern sich Mona und LISA. LISA kommt zurück vom Wasser und legt sich wieder neben MONA. MANN 2: Hallo! MONA richtet sich auf, legt ihr Buch weg und schaut die beiden Männer an. MANN 2: Ich sehe, dass Sie gerne gute Bücher lesen. Haben Sie schon den neuen Roman von Haruki Murakami gelesen? LISA: Wir wollen nichts mit eurem Haruki Murakami zu tun haben. Sie spricht den Namen dabei so gespreizt aus, als bedeute er etwas total Perverses. Bitte verschwindet!

64.
LISA sitzt wieder vor ihrem geöffneten Laptop am Esstisch. MONA kommt mit TILL (28) ins Zimmer. MONA: Lisa, das ist Till Stark. LISA: Bitte nehmen Sie Platz, Herr Stark. TILL setzt sich. LISA: Wie ich Ihnen am Telefon schon erklärt habe, suchen wir einen geeigneten Mann zum Heiraten und Kinderkriegen. TILL: Deshalb bin ich hergekommen. Wen von Ihnen beiden soll ich heiraten? LISA: Darüber sind wir uns noch nicht ganz schlüssig. TILL: Ich liebe Kinder. LISA: Das ist sehr schön. Aber zunächst brauche ich Ihre Geburtsdaten. TILL: Ich verstehe zwar nicht wozu, aber ich habe sie selbstverständlich mitgebracht. Ich habe sogar meine Mutter gefragt, um wie viel Uhr ich genau geboren bin. MONA macht ein Foto von TILL und setzt sich neben ihn, während LISA die Geburtsdaten in ihren Computer eingibt. MONA: Lisa ist Astrologin. Sie berechnet die Chancen für eine gute Ehe danach, ob die Sterne günstig stehen. Wir wollen das Risiko einer frühen Scheidung dadurch vermindern. TILL: Hm? MONA: Können Sie Auto fahren? TILL: Ich bin mit meinem Wagen hergekommen. Es war gar nicht so leicht vor Ihrem Haus einen Parkplatz zu finden. MONA: Hoffentlich haben Sie gute Sterne. TILL: Das hoffe ich auch.

65.
An der Wohnungstüre verabschiedet sich MONA von TILL. MONA: Ich freue mich, dass Sie in die engere Auswahl gekommen sind.

66.
Eine Woche später. LISA und MONA schauen sich auf dem Computer die Bilder von mehreren Männern an. MONA: Unsere Ausbeute ist gar nicht so übel.
67.
Zwei Wochen später. LISA und MONA fahren über die Autobahn.

68.
Vor dem Bauernhof hält der Wagen. LISA schließt die Türe zum Hof auf und öffnet das große Tor.

69.
MONA fährt den Wagen in den Innenhof. Beide fangen an, das zahlreiche Gepäck auszuladen.
MONA: Am liebsten würde ich immer hierbleiben.

70.
Es ist Nacht geworden. Überall im Hof brennt Licht. LISA und MONA sitzen an einem Biergartentisch und trinken Wein. Hinter ihnen brennt ein Feuer. MONA: Von einem Haus, wie du es jetzt hast, habe ich immer geträumt.. Ein idealer Platz, um meine drei Kinder groß zu ziehen. Ich glaube, ich bin betrunken. Vor dem Haus hupt ein Auto. MONA: Erwartest du jemand? LISA: Nein. LISA geht zur Hoftüre und öffnet sie. Das Auto fährt weiter.

71.
Vor dem Haupteingang in einiger Entfernung steht REINHARD. Neben ihm steht ein kleiner Koffer und ein Rucksack. LISA geht zu ihm. REINHARD: Ich habe geklingelt, aber niemand hat reagiert. LISA: Wir sitzen im Hof. Da hört man die Klingel nicht. REINHARD nimmt sein Gepäck in die Hand. LISA: Woher hast du gewusst, dass ich hier bin. REINHARD: Deine Nachbarin hat es mir erzählt. LISA: Na schön, komm rein. Ich bin zwar auf deinen Besuch überhaupt nicht vorbereitet.

72.
REINHARD setzt sich zu MONA an den Biertisch. REINHARD: Hallo Mona. MONA: Hallo. REINHARD: Kann ich auch ein Glas Wein haben? MONA (zu LISA): Ich gehe es holen. Soll ich gleich noch eine neue Flasche Wein mitbringen? Reinhard ist sicher durstig. REINHARD: Oh ja! MONA steht auf ein geht ein bisschen schwankend zum Wohnhaus.

73.
In der Küche holt sie ein neues Weinglas und eine Weinflasche.

74.
Am Biertisch trinkt REINHARD Monas halbvolles Glas leer. REINHARD: Ich hoffe, ich darf bei dir bleiben, Schwesterherz. MONA kommt zurück und setzt sich. MONA: Du hast mein Glas leergetrunken. Das ist nicht nett. Mach so was nie wieder, sonst kriegst du Ärger!
REINHARD: Cool down, Mona. Ich werde in Zukunft ganz brav sein. Versprochen. Ich hatte heute schon den schlimmsten Ärger meines Lebens. LISA: Bist du deshalb hergekommen? Was ist passiert? REINHARD trinkt das Weinglas wieder in einem Zug leer, bevor er antwortet. REINHARD: Mein Stiefvater hat mich geschlagen. Ich hatte das Gefühl, dass er mich umbringen wollte. Er hatte eine Bierflasche in der Hand und wollte sie mir über den Kopf hauen. Da habe ich ihm einen Kinnhaken versetzt, und dann ist er wie ein nasser Sack einfach zusammengeklappt. Vielleicht ist er tot. Ich habe ein paar Sachen zusammengepackt und bin hierher gefahren. Zuerst mit der Bahn und dann bin ich gelaufen. Ein Trabbifahrer hatte ein gutes Herz und hat mich bis hierher mitgenommen. Ich bin fix und fertig. LISA: Hast du schon was gegessen? REINHARD: Nein. Dazu war keine Zeit. Es ist alles so wahnsinnig schnell gegangen. Hoffentlich ist nicht schon die Polizei hinter mir her.

75.
In der Küche. LISA schneidet ein paar Brotscheiben ab und holt aus dem Kühlschrank Butter und Käse.

76.
Am Biertisch. REINHARD: Ihr habt es schön hier. Genau so habe ich mir das vorgestellt. Ein bisschen wie am Ende der Welt. Hier findet mich die Polizei bestimmt nicht. MONA: Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.

77.
LISA und REINHARD gehen zum Oleanderzimmer. Sie öffnet die Türe. LISA: Hier könntest du heute Nacht erst einmal schlafen. LISA schaltet das Licht ein. REINHARD: Das Zimmer ist super. Und es gibt sogar einen Fernseher. LISA: In diesem Raum hat sich unser Vater umgebracht. Hast du keine Angst da zu schlafen? REINHARD: Ich glaube nicht an Geister. LISA: Okay, ich hole dir jetzt Bettwäsche. REINHARD schaltet den Fernseher ein.

78.
LISA kommt, beladen mit der Bettwäsche, zurück. LISA: Das Bett beziehen, musst du selbst. Ich bin zwar deine Schwester, aber nicht dein Dienstmädchen. REINHARD: Geht in Ordnung. Kannst du mir noch zeigen, wo das Klo ist. Ich habe keine Lust, dir den Hof voll zu kacken. Ich bin schließlich kein Hund.

79.
LISA geht ins Schlafzimmer und legt sich neben MONA ins Bett. MONA: Mir macht dein Bruder Angst.

80.
Am nächsten Morgen. Die Sonne ist gerade aufgegangen und bescheint die Scheune. REINHARD kommt aus dem Oleanderzimmer und schaut sich im Innenhof um. Er öffnet und schließt mehrere Stalltüren. Dann geht er in die Scheune, die vollgestellt ist mit Gartengeräten. Er setzt sich auf den Rasentraktor und startet ihn. Dann öffnet er das Scheunentor zum Garten.

81.
REINHARD geht zum Gartenteich. Mit einer Hand prüft er die Wassertemperatur. Er zieht sich aus und springt in den Teich.

82.
LISA kommt aus dem Haus und geht zum Oleanderzimmer, dessen Türe offen ist. LISA: Reinhard! Wo bist du?

83.
LISA geht in den Garten. Sie hört Schwimmgeräusche im Teich. REINHARD: Das ist super hier! REINHARD taucht. Als er wieder auftaucht, ruft er: Der ist ja richtig tief. Könntest du mir bitte ein Handtuch bringen. Ich habe nämlich nichts an. Ich möchte nicht, dass du blind wirst, Schwesterherz. Reinhard lacht und taucht wieder unter.

84.
MONA geht mit einem Handtuch für Reinhard in den Garten. REINHARD versucht, aus dem Teich wieder rauszukommen. Nach drei vergeblichen Anläufen schafft er es. MONA schaut ihm zu. REINHARD: Starr mich nicht so an. Gib mir endlich das Handtuch oder hast du noch nie einen nackten Mann gesehen?

85.
LISA, MONA und REINHARD sitzen um den Biergartentisch im Innenhof beim Frühstück. REINHARD: Auf deinem Bauernhof, Schwesterherz, fehlt total ein Mann. LISA: Wir sind dabei, uns darum zu kümmern. Mach dir da keine Sorgen. REINHARD: Eigentlich gehört der Bauernhof ja auch mir, nachdem unser gemeinsamer Vater gestorben ist. Hast du hier irgendwo Zement und Sand? Ich könnte die zerfallenden Backsteinmauern neu verfugen. Sonst bricht irgendwann alles zusammen.

86.
Zwei Tage später. LISA kommt vom Einkaufen zurück und fährt mit ihrem Wagen in den offenen Hof. REINHARD steht an einer alten Betonmischmaschine und schaufelt Sand und Zement hinein. LISA: Kannst du mir bitte helfen, die Sachen reinzutragen? REINHARD geht zu LISA. Seine Kleidung ist voller Mörtel. REINHARD: Willst du, dass ich so in die Wohnung gehe? LISA: Nein, natürlich nicht. Ich habe alles frisch geputzt. Stell die Esssachen vor die Haustüre. Wir kriegen heute Besuch. Die drei Oleanderbüsche kannst du neben das Taubenhaus stellen. REINHARD holt die Oleanderbüsche vorsichtig aus dem Wagen. REINHARD: Hast du nicht schon genug Blumen hier? LISA: Ich liebe Oleander. REINHARD: Wird dein Besuch auch bei uns schlafen? In das Oleanderzimmer kommt der nicht. Das ist jetzt mein Zimmer.

87.
REINHARD ist beim Verfugen einer Backsteinmauer. Er stellt sich dabei so geschickt an, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

88.
Ein Wagen hält vor dem Hoftor. PETER LUSTIG (35) steigt aus. Er schaut sich um und geht dann in den Hof.

89.
PETER geht zu REINHARD. PETER: Wohnt hier Lisa Steinhart? REINHARD: Was wollen Sie von ihr? PETER: Ich bin mit ihr verabredet. REINHARD: Na schön. Er ruft laut: Lisa! Du hast Besuch.

90.
LISA und MONA kommen aus dem Haus. PETER: Bin ich etwa zu spät gekommen und Sie haben sich schon entschieden? Er zeigt auf REINHARD. PETER: Das wäre nicht fair. LISA: Keine Panik, Herr Lustig. Sie sind der allererste, mit dem wir unseren praktischen Test machen. Sie haben auf Grund Ihrer Sternkonstellation die besten Chancen. Wir machen mit allen ausgewählten Bewerbern mehrere praktische Tests. Am besten gehen wir gleich in den Garten. Zuerst geht es um Ihre handwerklichen Fähigkeiten. Haben Sie schon mal eine Kettensäge bedient? PETER: Soll ich ehrlich sein? MONA: Das müssen Sie sogar. PETER: Nein.

91.
Im Garten zeigt LISA, wie man die Kettensäge einschaltet und wie man sie beim Sägen halten muss. Fällen Sie jetzt diesen Baum. PETER nimmt die Kettensäge vorsichtig in die Hand, schaltet sie ein und sägt den Baum ab. PETER: Soll ich noch einen absägen? Das geht wirklich einfach. LISA: Nein um Himmels willen. Wir brauchen noch ein paar Bäume für Ihre Mitbewerber. Jetzt testen wir Ihren Mut.

92.
Alle drei stehen vor einem alten Apfelbaum, an dem viele Äpfel hängen. PETER: Soll ich den etwa auch umsägen? LISA: Nein, die Äpfel wollen wir, wenn sie reif sind, essen. MONA: Sie sollen da hochklettern und dann von diesem Ast da runterspringen. Wir wollen wissen, ob Sie mutig sind. PETER schaut auf seine Kleidung und sagt: Darauf bin ich nicht vorbereitet, aber wenn es um die Vorbereitung zur großen Liebe geht, mache ich alles. PETER schaut LISA und MONA an, zieht seine Jacke aus und beginnt, auf den Baum zu klettern. Er schafft es hochzukommen. Als er oben ist, setzt er sich auf den Ast. PETER: Tut mir leid, von hier springe ich nicht runter. Ihr müsst mir eine Leiter holen.

93.
Im Hof sucht MONA nach einer Leiter. MONA: Weißt du, wo eine Leiter ist? REINHARD: Was treibt ihr hier mit eurem Besuch? MONA: Wir testen Männer, ob sie sich zum Heiraten und Kinderkriegen eignen.

94.
Am Apfelbaum. LISA sagt zu PETER: Den Zärtlichkeitstest, den wir als Nächstes vorgesehen haben, brauchen Sie nicht mehr zu machen. MONA kommt mit der Leiter. PETER: Den hätte ich gerne gemacht, denn ich kann sehr zärtlich sein. LISA: Zum Heiraten und Kinderkriegen braucht ein Mann Mut, den Sie nicht haben. MONA stellt die Leiter unter den Apfelbaum. Beim Versuch auf die Leiter zu kommen, zerreisst PETERS Hose. LISA: Oh das tut uns leid. PETER: Kann einer von euch beiden die Leiter festhalten. Ich will mir nicht auch noch die Knochen brechen.

95.
Vier Tage später. MONA sitzt am Telefon. MONA: Können Sie morgen zu uns auf den Bauernhof kommen? - Die Feinauswahl geht schneller, als wir gedacht haben. - Am besten Sie ziehen etwas an, was sich für eine Arbeit in unserem Garten eignet. - Und bringen Sie auch eine Badehose mit! - Wir hatten gerade mehrere Bewerber, die im Anzug ankamen. Unser Test ist kein Sonntagsausflug.

96.
REINHARD steht in der Küche und bereitet das Frühstück vor. MONA schaut vorbei. REINHARD: Wie willst du dein Ei? Fünf Minuten oder etwas länger? MONA: Sechs Minuten ist besser. Ich kann es nicht leiden, wenn das Ei noch schlapprig ist. (Pause) Du kannst ja auch richtig nett sein. REINHARD: Ich lerne. (Pause) REINHARD legt drei Eier in das kochende Wasser und schaltet einen Timer ein. REINHARD: Kommt heute wieder so ein Kerl für’s Heiraten und Kinderkriegen? Ich komme mir langsam vor, als wäre ich in einen Zirkus für Kinder gelandet. MONA: Das ist kein Zirkus, sondern blutiger Ernst. Ich habe mir vorgenommen, bevor ich dreißig werde, drei Kinder zu kriegen. REINHARD: Ich dachte, ihr sucht einen Mann für meine Schwester.

97.
LISA, MONA und REINHARD frühstücken im Wohnzimmer. REINHARD liest den Lokalteil des „Tagesspiegel“. REINHARD: Auch heute wieder keine Meldung über meinen Stiefvater. Er ist offensichtlich nicht durch meinen Kinnhaken gestorben. Wahrscheinlich hat er ein gläsernes Kinn. So langsam fühle ich mich wieder sicher. MONA: Fährst du jetzt wieder zurück nach Berlin?

98.
LISA öffnet das große Hoftor.

99.
LISA geht auf die Straße und schaut nach links und rechts. In einiger Entfernung steht ein Auto mit Berliner Kennzeichen. Darin sitzt TILL STARK. Als er LISA sieht, startet er den Wagen und fährt zu LISA. LISA macht ihm Zeichen, dass er mit seinem Wagen in den Hof fahren soll.

100.
TILL steigt aus. Er trägt einen nagelneuen Blaumann. TILL: Was soll ich machen? Ich bin auf das Schlimmste vorbereitet. LISA lacht. LISA: Sie sollen einen Baum fällen, auf einen Baum klettern und dann runterspringen, ein Stück Erde umgraben und wenn das alles gut gegangen ist, machen wir mit Ihnen einen Zärtlichkeitstest.

101.
TILL ist auf den Apfelbaum geklettert. Er pflückt einen Apfel und springt dann runter. LISA und MONA schauen zu. TILL zögert einen Moment und gibt dann den Apfel MONA. TILL: Er ist leider noch nicht reif, aber irgendwas wollte ich vor meinem Sprung mitbringen. Ich hätte dabei ja auch sterben können. LISA: Jetzt müssen Sie einen Kopfsprung in unseren Teich machen. TILL: Mit oder ohne Badehose? LISA: Nein, so wie Sie jetzt angezogen sind.

102.
TILL steht am Teich. und zieht Schuhe und Socken aus. TILL: Hoffentlich trocknen danach meine Kleider. Ich will nicht nackt im Auto nach Berlin zurück fahren. Dann springt TILL in den Teich.

103.
LISA breitet im Garten ein großes Tuch aus. MONA zieht ihre Kleider bis auf einen Bikini aus und legt sich auf das ausgebreitete Tuch. LISA: Jetzt müssen Sie uns zeigen, wie zärtlich Sie gegenüber Frauen sein können. Ihr nassen Sachen sollten Sie vorher besser ausziehen. TILL: Muss ich keine Erde mehr umgraben? LISA: Das haben wir übersprungen. Wir sind flexibel.

104.
REINHARD kommt in den Garten. Er trägt eine Badehose und hat ein Handtuch dabei. Er bleibt stehen, als er LISA, MONA und TILL sieht. Er schüttelt ungläubig den Kopf.

105.
TILL steht vor der auf dem Tuch liegenden MONA. TILL: Was soll ich jetzt machen? Gibt es irgendwelche Regeln, die ich beachten sollte? LISA: Du sollst nur zärtlich sein. Aber die Körperteile unter Monas Bikini sind tabu. TILL kniet sich neben MONA. Er nimmt einen Grashalm und kitzelt damit Monas Fußsohlen. MONA muss lachen und zieht die Beine weg. MONA: Hör auf damit. Ich bin kitzlig. TILL überlegt. TILL: Darf ich Mona auf den Mund küssen oder ist ihr Mund auch tabu? Ich bin ein guter Küsser. Das hat mir mal eine Freundin gesagt. LISA: Darüber haben Mona und ich sich nicht geeinigt. Ich wollte, aber sie nicht. Sie fand das zu intim für einen Test. Also lassen Sie sich etwas anderes einfallen. Es geht auch darum, ob Sie Fantasie haben.

106.
REINHARD kommt näher zu den Dreien. Er steht jetzt unter einem Kirschbaum, der voller Kirschen ist. Er pflückt eine Kirsche und steckt sie in den Mund.

107.
TILL legt sich lang auf den Boden, formt die Lippen zu einem Kussmund und beginnt, als müsse er ein glimmendes Feuer anfachen, gegen MONAS Füße zu blasen. Er robbt sich langsam höher bis zu ihrem Bauch. Jetzt muss MONA wieder lachen. LISA: Sei nicht so kindisch. So funktioniert das nicht. Steh auf. Ich mache das jetzt für dich. LISA zieht sich aus. Auch sie hat einen Bikini an.

108.
REINHARD steht noch immer unter dem Kirschbaum. Er isst jetzt zwei Kirschen.

109.
TILL, der jetzt vor LISA kniet, ist unschlüssig, wie er jetzt vorgehen soll. LISA: Fangen Sie endlich an, lieber Herr Stark. Übrigens, mich dürfen Sie auch auf den Mund küssen. Ihre Zunge sollten Sie aber in Ihrem Mund lassen. Das ist eine rote Linie. TILL: Okay, aber dann müssen Sie mucksmäuschen still sein, wenn ich Sie küsse. Am besten, Sie machen dabei die Augen zu.

110.
REINHARD pflückt mehrere Kirschen und kommt jetzt näher.

111.
TILL küsst LISA auf den Bauch, dann auf die Stirn, dann auf die Nase. TILL: Achtung, jetzt küsse ich Sie auf den Mund. LISA macht einen Kussmund. TILL küsst darum herum. TILL: Sie haben wunderbare Lippen. Jetzt küsst TILL sie direkt auf ihren Mund. LISA richtet sich auf. LISA: Okay, das reicht. Dann steht sie auf. REINHARD gibt LISA eine Kirsche. REINHARD: Darf ich mitmachen? Ich hätte auch Lust, dich oder Mona zu küssen. LISA: Mich darfst du nicht küssen. Das wäre Inzest. Von mir aus Mona, wenn sie dazu Lust hat. MONA: Habe ich aber nicht. Ich küsse nur Männer, die ich liebe.

112.
Es ist Abend geworden. LISA und MONA sitzen im Innenhof am Biertisch. REINHARD legt neue Äste auf das Feuer, das hinter ihnen brennt.

113.
TILL holt seine inzwischen getrockneten Kleider von einer Wäscheleine im Garten und zieht sich an.

114.
TILL kommt zum Biertisch. TILL: Wir müssen noch die Forsythie einpflanzen. MONA: Lisa und ich haben beschlossen, dass Sie heute Nacht hier schlafen dürfen. Die Forsythie können wir morgen früh pflanzen. Wenn Ihnen das recht ist. REINHARD kommt dazu. REINHARD: Mir gefällt das nicht. Wir sind hier doch kein Hotel für liebeshungrige Männer. LISA: Bruderherz, es tut mir leid, aber du hast hier nichts zu sagen. REINHARD ist beleidigt und zieht sich zurück in sein Oleanderzimmer. TILL: Es tut mir leid, dass meine Anwesenheit zwischen Ihnen einen Streit ausgelöst hat. LISA: Kümmern Sie sich nicht darum. Morgen früh ist er wieder friedlich.

115.
Im Badezimmer. LISA und MONA putzen sich die Zähne. LISA: Wie findest du Till? MONA: Du hast ihn geküsst. Ich nicht.

116.
Im Schlafzimmer. MONA liegt schon im Bett. LISA kommt dazu. LISA: Der Tag heute war doch erfolgreich, finde ich. MONA: Für dich, aber nicht für mich.

117.
TILL liegt im unrenovierten Zimmer der früheren Mieterin auf einer Matratze und versucht zu schlafen. Er wälzt sich hin und her.

118.
REINHARD liegt auf dem Futonbett im Oleanderzimmer. Der Fernseher läuft.

119.
Im Schlafzimmer ist LISA eingeschlafen. MONA kann nicht schlafen. Sie steht auf, zieht einen Bademantel an und verlässt das Zimmer.

120.
MONA klopft an die Tür des Zimmers, in dem TILL schläft und öffnet die Türe. MONA: Darf ich mich einen Moment zu Ihnen legen? TILL: Kein Problem. Ich kann auch nicht schlafen. MONA legt sich neben ihn, ohne den Bademantel auszuziehen. MONA: Wenn Sie wollen, können Sie mich jetzt küssen. Ich mag nicht, wenn Leute dabei zuschauen. TILL: Hm. MONA: Können wir uns nicht duzen, dann geht alles viel leichter.

121.
MONA legt sich wieder neben die schlafende LISA ins Bett. LISA wacht auf. LISA: Wo warst du? Du riechst total verschwitzt. MONA: Ich war einfach neugierig. Ich habe Till auch geküsst. LISA richtet sich auf. LISA: Und dabei bist du so ins Schwitzen gekommen. Sag die Wahrheit! Du hast mit ihm dann auch gleich noch geschlafen? Till gehört mir. Ich kratze dir die Augen aus. LISA rüttelt MONA. MONA: Beim Küssen ist es halt einfach passiert. Ich habe das nicht gewollt. Er ist wirklich ein Superküsser. LISA schubst MONA aus dem Bett. MONA fällt auf den Boden. LISA: Tu nicht so unschuldig. Zum Sex gehören immer zwei. Verschwinde! MONA: Und wo soll ich jetzt weiter schlafen? Dann geh doch zu Reinhard ins Oleanderzimmer. Auf einen Mann mehr oder weniger kommt es dir doch sicher nicht an. MONA: Du bist so gemein.

122.
MONA geht mit einer Taschenlampe durch den dunklen Innenhof. Über ihr ein leuchtender Sternenhimmel. Sie klopft an der Tür zum Oleanderzimmer. Nichts passiert. MONA: Reinhard! Bitte wach auf! Lisa hat mich rausgeschmissen. MONA klopft etwas lauter an die Türe. MONA: Es ist kalt hier draußen.

123.
REINHARD wacht auf, geht zur Türe und öffnet sie. MONA: Lisa hat mich rausgeschmissen. Darf ich heute bei dir schlafen? REINHARD: Na schön. Aber mach die Tür wieder zu, sonst kommen die Moskitos. Ich habe keine Lust morgen früh total zerstochen aufzuwachen.

124.
MONA legt sich zu REINHARD ins Bett. MONA: Mir ist kalt. Kannst du dich bitte etwas an mich kuscheln. REINHARD: Dann zieh den Bademantel aus. MONA zieht ihren Bademantel aus.

126.
LISA ist aufgestanden und geht zu dem Schreibtisch in ihrem Zimmer. Sie schaltet ihren Laptop ein und startet das Astrologieprogramm.

127.
REINHARD und MONA bereiten in der Küche gemeinsam das Frühstück vor.

128.
Im Innenhof steht das fertig angerichtete Frühstück auf dem Biertisch.

129.
REINHARD und MONA schwimmen zusammen im Teich.

130.
LISA, MONA, REINHARD und TILL sitzen zusammen beim Frühstück. Keiner sagt etwas.

131.
LISA und MONA gehen zusammen im Wald spazieren. Sie setzen sich auf einen Sandhügel, von dem aus man eine weite Sicht über das flache Land hat. LISA: Im Moment haben wir beide eine ungünstige Planetenkonstellation. Ich mag dich sehr und auch, dass du mit Till geschlafen hast, ist nicht wirklich ein Problem für mich. Wir sind uns beide eben leider zu ähnlich. Können wir uns beide nicht einigen. Du nimmst Reinhard und ich nehme Till. MONA küsst LISA. MONA: Du bist toll. Ich liebe dich. MONA küsst LISA noch mal ziemlich leidenschaftlich. LISA: Wenn du mit Reinhard Kinder kriegst, sind das dann meine Enkelkinder und wir sind alle zusammen eine große Familie. (Pause) Sag mal, könnte es sein, dass du jetzt schon schwanger geworden bist? Du hast ja, vermute ich, kein Präservativ dabei gehabt. Und die beiden Herren auch nicht. MONA: Ich kann Präservative nicht leiden. LISA: Du spielst mit dem Feuer.

132.
Im Garten sind TILL und REINHARD dabei ein Loch in die Wiese zu graben. Neben ihnen liegt der Forsythienstrauch.

133.
Vor dem Haus schließt LISA die Türe zum Hof auf. Der Frühstückstisch ist abgeräumt. LISA: Die beiden armen Kerle haben keine Ahnung, was wir beschlossen haben. LISA: Reinhard! Till! Wo seid ihr?

134.
LISA und MONA gehen in den Garten zu REINHARD und TILL. LISA: Das Loch müsst ihr wieder zumachen. Das macht die ganze Grasfläche kaputt. Ich zeige euch einen Platz, wo der Strauch hingepflanzt werden muss. Aber vorher haben Mona und ich euch etwas mitzuteilen. Kommt bitte mit.

135.
Auf der Mauer des Garten-Feuerplatzes sitzen alle vier im Kreis zusammen. LISA: Meine Freundin Mona hat heute Nacht, ohne dass ich das wusste, mit euch beiden geschlafen. REINHARD und TILL schauen sich an. LISA: Zuerst war ich stinksauer, aber nachdem wir uns in Ruhe ausgesprochen haben, ist alles wieder gut. Mona will Kinder kriegen. Ich nicht unbedingt. Aber da wir beide einen Mann suchen, ist uns folgende Lösung eingefallen. REINHARD und TILL schauen sich wieder an. LISA: Wir werden gemeinsam hier auf dem Bauernhof heiraten. REINHARD: Wer heiratet wen, Schwesterherz? TILL: Das würde ich auch gerne wissen. MONA (zu REINHARD): Ich habe mich für dich entschieden. REINHARD: Habt ihr gewürfelt oder wie? LISA: Mach keine Witze. Das ist eine ernste Angelegenheit. TILL: Ich bin sehr gerne bereit, dich zu heiraten. Deshalb bin ich hergekommen. Über das Kinderkriegen können wir uns nach der Hochzeit unterhalten. LISA: Und was denkst du, Bruderherz? REINHARD: Mir geht das alles viel zu schnell. Ich muss erstmal darüber schlafen.

136.
In der Nacht. REINHARD und MONA liegen zusammen im Bett. MONA: Machst du jetzt mit? REINHARD: Ich schlafe unheimlich gern mit dir, aber an Heiraten und Kinderkriegen habe ich noch nicht gedacht. Ich muss dich doch erstmal richtig kennenlernen. Oder wie geht es dir? MONA: Es passt einfach alles unglaublich gut zusammen. Ich könnte dich lieben. Ich bin schon jetzt ein bisschen verliebt in dich. MONA küsst REINHARD. MONA: Du nicht?

137.
LISA und TILL liegen zusammen im Bett. TILL: Du bist total verrückt! LISA: Gefällt dir das? TILL: Sehr.

138.
Zwei Tage später. MONA telefoniert mit ihrem Vater. MONA: Ich heirate in zwei Wochen hier auf dem Bauernhof meiner Freundin. - Ohne Standesamt, nur mit einem Pfarrer, den meine Freundin aufgetrieben hat. - Ich möchte unbedingt, dass Mama und du dabei sind. - Vielleicht heiraten wir etwas später noch mal vor dem Standesamt. - Papa, du bist toll. Ich liebe dich.

139.
Zwei Wochen später. Im Garten-Feuerplatz ist die Hochzeitsgesellschaft versammelt. LISA und MONA tragen nur Bikinis. REINHARD und TILL haben Badehosen an. Der PFARRER trägt einen Talar. Die Eltern von Mona und die Mutter von Reinhard sind feierlich gekleidet. PFARRER: Ihr seid jetzt Mann und Frau. Gottes Segen sei mit euch. Jetzt dürft ihr alle vier in den Teich springen, so wie ihr euch das gewünscht habt. Es ist ja eine Art Ehe-Taufe.

140.
Es ist Nacht geworden. Im Innenhof brennt ein Feuer. Aus einem Lautsprecher kommt Musik. LISA tanzt mit TILL. MONA tanzt mit REINHARD. MONAS Eltern und die Mutter von Reinhard sitzen mit dem PFARRER am Biertisch. PFARRER: Das ist die ungewöhnlichste Hochzeit, die ich je erlebt habe. MONAS MUTTER: Auf jeden Fall haben die Vier Gottes Segen. Das ist wichtig. Ich bin zwar Muslimin und mein Gott heißt Allah. Ich hätte jetzt auch Lust zu tanzen. Wollen Sie nicht mit mir ein Tänzchen wagen, Herr Pfarrer. PFARRER: Ich bin kein guter Tänzer, aber nehme Ihre Einladung gerne an.

141.
MONAS MUTTER und der PFARRER tanzen auch zusammen. PFARRER: Sie tanzen wunderschön. MONAS MUTTER: Ich bin Ägypterin. Alle ägyptischen Frauen tanzen so.

142.
MONAS VATER und REINHARDS MUTTER sitzen allein am Biertisch. MONAS VATER: Ich leite das Goethe-Instiut in Kairo. Wir waren zufällig in Deutschland, als meine Tochter mich angerufen und gesagt hat, dass sie jetzt heiratet. REINHARDS MUTTER: Mir ging es ähnlich. Hoffentlich geht das alles gut aus. MONAS VATER: Wenn etwas so anfängt, kann es eigentlich nur gut enden. Jetzt möchte ich auch tanzen. Wollen Sie? REINHARDS MUTTER: Gerne. Ich habe schon seit einiger Ewigkeit nicht mehr getanzt. Mein Mann tanzt überhaupt nicht. Ich tanze sehr gerne.

143.
LISA legt eine neue CD ein. Alle tanzen miteinander und sind glücklich.

THE END




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