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09 | November |
01.11.09 | Heute Nacht laufen in der ARD "PINK" und "ROTE SONNE". Ich laufe durch den Wald und finde diesen schönen Fliegenpilz. Ich kenne Menschen, denen ich ihn gerne zum Abendessen servieren möchte. Aber vom Essen eines Fliegenpilzes stirbt man nicht. Man hat nur LSD-ähnliche, verzerrte Wahrnehmungen der Wirklichkeit (hat man mir gesagt). |
02.11.09 | Die "PINK"-DVD erscheint pünktlich am 13. November, das Thome-Buch "Formen der Liebe - Die Filme von Rudolf Thome" (erfahre ich vom Herausgeber Ulrich Kriest) soll doch noch in diesem Monat gedruckt vorliegen. Ich glaube zwar an das Wunder der Liebe, aber an das Thome-Buch erst, wenn ich es in den Händen halte. Mit meiner Freundin schaue ich mir "SIEBEN FRAUEN" an. Wir lachen uns halbtot, und ich bin überrascht, wie kühn und komisch dieser am wenigsten erfolgreiche Film aus der Trilogie "FORMEN DER LIEBE" von mir erzählt ist. Ab heute soll es wieder regnen. Die Wassertropfen auf den beiden nächsten Bildern sind keine Regentropfen, sondern Tautropfen. Die Tautropfen schweben nicht in der Luft, sondern hängen an einem auf dem Foto unsichtbaren Spinnennetz. So wie die einzelnen Szenen meiner Filme. Mit mal größeren, mal kleineren Zwischenräumen. Jetzt sind es nur noch 13 Tage bis zum siebzigsten Geburtstag. |
04.11.09 | Heute Nacht um 0.35 Uhr läuft in der ARD "DAS MIKROSKOP". Der November-Dauerregen geht mir auf die Nerven. In der FAZ lese ich einen Nachruf zum Tod von Claude Lévi-Strauss, der so beginnt (LINK): „Montaigne hat gesagt, dass das Alter den Menschen jeden Tag ein bisschen mehr reduziert und der Tod nur noch ein Viertel oder die Hälfte eines Menschen dahinrafft. Montaigne starb mit 59 Jahren und konnte sich zweifellos keine Vorstellung machen vom extremen Alter, in dem ich mich heute befinde. In diesem hohen Alter, das ich nicht zu erreichen dachte und das eine der merkwürdigsten Überraschungen darstellt, habe ich das Gefühl, ein zerstörtes Hologramm zu sein.“ Claude Lévi-Strauss war damals gerade neunzig Jahre alt geworden, als er diese Worte sprach." Zur Vorbereitung von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" 1977 habe ich seine Bücher gelesen. Meine Freundin sagt zu mir, als ich ihr meinen Blog-Eintrag vorlese: "Hast du das Gefühl, ein Hologramm zu sein?" Ein Telefonat mit dem Producer des Schüren-Verlags ergibt, dass das Thome-Buch druckfertig ist bis auf zwei Texte des Herausgebers Ulrich Kriest und dass es auch sein könne, dass das Buch tatsächlich erst im nächsten Jahr erscheinen könnte. Wenn das mit dem Buch so weiter geht, bin ich wirklich bald nur noch ein Hologramm. |
06.11.09 | Eine Tagung über "Fusion Culture" an der Universität in Potsdam. Das ist die Mensa. Da habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen. Das Audimax ist besetzt von Studenten, die für bessere Lehr- und Lernbedingungen kämpfen. Der Kampf findet sehr geordnet und friedlich statt. Die Havel am Morgen. Das neue Palais. Der herbstliche Park hinter dem neuen Palais.. Lärchenbäume im Herbst. |
07.11.09 | Jetzt sind es nur noch 7 Tage bis zu meinem 70. Geburtstag. Keine 7 Frauen. Mir fällt ein, wie hochironisch der Titel "Paradiso - 7 Tage mit 7 Frauen" von mir damals an meinm sechzigsten Geburtstag gemeint war. An der "besetzten" Universität in Potsdam kämpfen die Studenten weiter, entwerfen alternative Vorlesungen mit interessanten Themen und auch die Vorträge von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zur "Fusion Culture" gehen weiter. Beendet werden sie für heute mit Rotkäppchen-Sekt und einem Bauchtanz. Auch zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer, zerfallen die schönen alten Villen in Potsdam weiter vor sich hin. Ich kann mir vorstellen, dass es noch mal zwanzig Jahre dauert, bis die Reste der großen Vergangenheit verschwunden sind. Aber das werde ich wohl kaum mehr erleben. Zumindest habe ich keine Sehnsucht danach. |
08.11.09 |
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09.11.09 | Gestern abend im Arsenal-Kino die Premiere von Cynthia Beatt's neuem Film "THE INVISIBLE FRAME". Ich sehe ihn zum zweiten Mal und diesmal mit völlig anderen Augen. Die ersten zwanzig Minuten hatten mir schon auf der Viennale gefallen, aber dann kam er mir etwas lang und ziemlich "unordentlich" vor. Ich suchte nach einem roten Faden und fand ihn nicht. "THE INVISIBLE FRAME" funktioniert anders als andere Filme, denn er ist weder Dokumentarfilm, noch Spielfilm, noch Film-Essay. Er ist ein absolut reines Filmgedicht. Über die Stadt Berlin. Und über Tilda Swinton. Die verschwundene Mauer ist nur ein Vorwand für eine ungewöhnlich schöne Abfolge von Bildern und Tönen. Die Kamera (von Ute Freund) schwebt durch und über der Wirklichkeit. Die Umweltgeräusche und die Musik verschmelzen mit den Bildern zu einer undurchdringlichen Einheit. "THE INVISIBLE FRAME" ist auch eine Liebesgeschichte. Zwischen Cynthia Beatt und Tilda Swinton. Ulrike Ottinger habe ich bestimmt seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Ich kenne sie noch aus der Zeit, als sie mit Tabea Blumenschein zusammen war. Cynthia Beatt. Glücklich. Mit zwei Frauen habe ich mich schon immer wohlgefühlt (Cynthia Beatt und Hannah Herzsprung). Wenn es sowas wie ein früheres Leben gibt, war ich vermutlich irgendwann einmal ein Sultan mit einem großartigen Harem. Mit diesen beiden wunderbaren Schauspielerinnen einen Film zu machen, wäre bestimmt keine schlechte Idee. Aber zuerst muss ich "DAS ROTE ZIMMER" und "INS BLAUE" drehen. |
10.11.09 | Der Herausgeber des Thome-Buchs, Ulrich Kriest, lässt mich gestern wissen, "eine zweite Auflage wird es wohl eher nicht geben, die Vorbestellungen liegen bislang in einem Bereich, den zu nennen mir die Höflichkeit verbietet" und begründet damit die Langsamkeit, die er euphemistisch als Sorgfalt bezeichnet, bei der redaktionellen Fertigstellung des Buchs. Also, liebe Moana-Tagebuchleser und Thomefilm-Fans, bestellt endlich dieses Buch. Hier ist ein LINK zu Amazon. Es kostet zwar 24,90 €, hat aber nicht nur 200 Seiten, wie dort noch angegeben, sondern sogar 350 Seiten. Wenn ich so reich wäre wie Balthazar in "PINK", würde ich selbst gleich mal tausend Stück davon bestellen. Und sie dann nach sieben Jahren bei ebay zum doppelten Preis verkaufen. Ein letztes Wort zum Thome-Buch. Der Abgabe-Termin für die Texte aller Autoren war vor genau 3 Jahren. Ich habe mich gerade bei Peter Körte (FAZ), der damals über die Zeitreisen-Trilogie geschrieben hat, nochmal darüber versichert, dass es tatsächlich so lange her ist. Ab jetzt werde ich über das Buch nichts mehr sagen. Wenn ich es gedruckt in den Händen halte (was ich hoffentlich noch erlebe), mache ich ein Foto davon ohne Kommentar. Denn zwischen mir und dem Herausgeber ist inzwischen ein kalter Krieg, so wie früher zwischen Russland und USA, ausgebrochen. Mit Unterstellungen und Beleidigungen von seiner Seite, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Da die Autoren- ohne Honorar - ihre Texte zum Buch geschrieben haben, kann ich nur für sie nur hoffen, dass es endlich gedruckt wird. |
11.11.09 | Heute Nacht in der ARD der finanziell erfolgreichste Film, den ich bis jetzt gemacht habe. Allerdings nicht in deutschen Kinos, sondern in Kinos auf der ganzen Welt. Aber auch im deutschen Fernsehen hatte "DER PHILOSOPH" über 6 Millionen Zuschauer. Davon kann ich heute nur noch träumen. Wenn auch nur 10 Prozent der Zuschauer, die den Film damals gesehen haben, ihn heute Nacht nochmal sehen, liegt er auf Platz 1 in der momentan laufenden Thome-Retrospektive der ARD in diesem November. Ich werde die Zuschauerzahlen im Fernsehen Ende November hier auf meiner Website veröffentlichen. Um mich zu besänftigen, schickt mir meine Freundin ein Bild des nächtlichen Kairo. Da werde ich im Januar und Februar nächstes Jahr sein. Ich entdecke völlig neu den Filmkritiker Kraft Wetzel und seine Filmzeitschrift "KINO". Ich habe seine Kritik zu "MADE IN GERMANY UND USA" abgetippt und jetzt ist sie auch auf meiner Website. Am Montag ist in der FAZ ein Interview erschienen, dass ich mit Stefan Grissemann während der Viennale gemacht habe. Hier kann man den Text lesen (LINK). Und so sieht das Interview gedruckt auf der Zeitung aus. Eine Leserin der Zeitung und dann der Moana-Website hat mir gemailt, dass sie mein Alter auf Ende fünfzig eingeschätzt hat und dann schockiert war, dass ich in 3 Tagen siebzig werde, Nur weiß ich nicht, wer dieses Foto gemacht hat und wann es gemacht worden ist. Es muss ein ziemlich altes Foto sein. |
12.11.09 | Gebeugt wie der Baum links im Vordergrund fühle ich mich heute, 2 Tage bevor ich 70 Jahre alt werde. Die geringste Kleinigkeit kann mich verletzen. Hatte ganz früh Probleme mit DHL und meiner Packstation (das Paket war zu groß), habe mir im Supermarkt die neue "Zeit" gekauft und darauf gehofft, dass Katja Nicodemus was zu meinem 70. Geburtstag geschrieben hat. Sie zieht es vor, meine Anwesenheit im deutschen Film zu ignorieren, obwohl sie sich vor zehn Jahren mal als "Fan meiner Filme" Zutritt zur Teampremiere von "PARADISO" verschafft hat, denn da werden normalerweise Filmkritiker nicht eingeladen. Morgen muss ich, ob ich will oder nicht, an einem Freitag, den Dreizehnten, nach Berlin fahren. Ok ich werde nicht mit 180 km/h fahren wie sonst, sondern eher wie ein Fahrschüler. Denn gesund und wohlbehalten möchte ich in Berlin ankommen und dann am Samstag in einem ganz engen Kreis diesen nicht mehr abwendbaren 70. Geburtstag feiern. Komme gerade von der Packstation, in der meine Belegexemplare von "PINK" angekommen sind. "ROTE SONNE" und "PINK" gleichzeitig als DVD, das müsste die Thomefilm-Fans eigentlich begeistern. Beide Filme sind von der FSK, wie überdeutlich sichtbar, ab 12 Jahren freigegeben. Im Fernsehen laufen meine Filme mit dem Hinweis, dass Zuschauer unter 16 Jahren die Filme nicht anschauen sollen. Naja, als "ROTE SONNE" am 14. 11. 1969 der FSK vorgeführt wurde, hat sie ihn erst ab 18 Jahren freigegeben. Die Welt, einschließlich Deutschland, hat sich inzwischen verändert. Draußen scheint inzwischen die Sonne und macht mich schön und glücklich, so wie das Marquard Bohm in "ROTE SONNE" gesagt hat. Leider bin ich jetzt nicht in Marokko, da wo er im Film mit Uschi Obermaier hinfahren wollte. |
13.11.09 | Der zweite "Freitag, der Dreizehnte" in diesem Jahr. Eigentlich sollte ich als ein bisschen abergäubischer Mensch heute den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Aber ich muss nach Berlin fahren. Draußen gab es heute morgen einen wunderbaren Sonnenaufgang über dem Dorfteich. Ich bin wieder in Berlin, immer brav nur 160 km/h gefahren. Ab jetzt mache ich bis morgen nichts potentiell Gefährliches mehr. Und da erreicht mich eine wirklich außergewöhnliche Überraschung. Hans Brockmann, der Co-Produzent von "BERLIN CHAMISSOPLATZ", "SYSTEM OHNE SCHATTEN" und "TAROT" hat für mich einen kleinen Geburtstagfilm gedreht, um mir alles Gute zu wünschen und ins Netz gestellt: http://www.antheafilm.de/Thome_Geburtstag/Geburtstagsgruss.mov |
14.11.09 | Ich habe es hingekriegt, 70 zu werden. Unter den Geschenken: 70 rote Rosen, ein Brief von Bernd Neumann, "Staatsminister bei der Bundeskazlerin" (so steht das tatsächlich da), ein BUCH (!!!), "Kino des Minimalismus", herausgegeben von Norbert Grob, das einen sehr schönen, in manchen Phasen geradezu leidenschaftlichen Artikel "Inmitten des Sichtbaren" von ihm selbst zu meinem Gesamtwerk enthält und per email einen Text von Sascha Westphal "Made in Munich und Berlin", eine Analyse meiner ersten sechs Filme. |
15.11.09 | Die Geburtstagsparty ist vorbei. Jetzt kann ich mich mit Fug und Recht 70 nennen. Das Leben geht weiter und beginnt erst einmal mit den Aufräumarbeiten. - Die Aufräumarbeiten sind beendet. Alles sieht wieder so aus wie vorher. Nur die 70 Rosen, die vielen Geschenke und die 18 Flaschen Rotwein, mit denen meine Gäste auf meinen Wunsch mich beschenkt haben, beweisen mir, dass ich das alles nicht nur geträumt habe. In der Fidicinstraße steht jetzt mit Hilfe meines Sohnes Nicolai und seiner Freundin, mein künftiges Bett, Er hat es ruckzug abgebaut und dort wieder aufgebaut. Heute ist die dritte Thome-Nacht in der ARD. Mit "RAUCHZEICHEN" (um 0.30 Uhr) und "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT". Fast zeitgleich auf BR alpha ein Porträt von mir "DAS, WAS ICH VIELLEICHT AM BESTEN KANN…DAS KINO DES RUDOLF THOME" aus dem Jahre 1983. Mein Computer auf dem Bauernhof ist programmiert, die Sendung per Digital-Satellit aufzunehmen. Wenn alles gut geht bei der Progammierung, habe ich den Film dann auf DVD. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag bin ich dann auch bereit, ihn für hartnäckige Liebhaber meiner Filmarbeit zu kopieren und zuzusenden. |
16.11.09 | Heute Nacht bin ich aufgewacht und habe das Ende von "RAUCHZEICHEN" (hat mir sehr gefallen) und den Anfang von "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" (hat mir nicht so gefallen) gesehen. Ich stelle fest, ich bin beim Sehen jetzt beinflusst durch die Texte, die Norbert Grob und Sascha Westphal über mich geschrieben haben. Das ist mir vorher, auch bei den enthusiastischsten Kritiken, noch nie passiert: Der Blick eines Anderen kann den eigenen Blick verändern. |
17.11.09 | Heute Nacht, auf RBB - vor Mitternacht (!) - um 22.50 Uhr "SYSTEM OHNE SCHATTEN" mit Bruno Ganz, Hanns Zischler, Dominique Laffin, nach einem Drehbuch von Jochen Brunow. |
18.11.09 | Wie jede Nacht, wache ich auf und schaue nach, ob mein Film tatsächlich läuft. Heute Nacht sah ich die letzte halbe Stunde von "SYSTEM OHNE SCHATTEN". Mir war der Film so fremd wie noch nie. Nur einmal, 1984, war ich mit Wolfram Schütte auf Einladung des Goethe-Instituts in Caracas. Da hat mir der Film richtig gut gefallen und ich hatte ein Gefühl, als sähe ich ihn zum erstenmal. Dann habe ich heute morgen die damals erschienenen Kritiken auf meiner Website gelesen, um den Film wieder besser zu verstehen (das ist unter anderem ja die vornehmste Aufgabe der Kritik). Karsten Witte in der "Zeit" beginnt seine Kritik so: "Zu den Fans seiner Filme habe ich nie gehört, aber ich lese - und das ist keine Herabsetzung - seine Filmkritiken mit Begeisterung. Darin ereignet sich immer etwas, was ich in Thomes Filmen oft vermißte: die beiläufige Annäherung eines schüchternen Liebhabers an das Medium, die keine Absichtserklärung ist, sondern ein Entwurf aus Nebenlinien wird. Seitdem er Filme macht, ist er der Filmkritik treu geblieben wie sie ihm. In unserem System, mit Schatten, wird der Übergang vom Schreiben zum Filmen nur als Einbahnstraße nach oben geduldet. Thome fährt, das ist sein Abenteuer, in beide Richtungen." Und ähnlich schrieb Wolfram Schütte in der "Frankfurter Rundschau": "Was mich früher an vielen Filmen Rudolf Thomes gestört hat, war die monumentale Einfachheit, mit der er in seinen Geschichten Welt aufnahm. "Monumental" wurde die Einfachheit, weil Dinge und Personen schlicht da waren und von Schweigen umgeben." Auf dem Weg zum Einkaufen in der Stadt fühlte ich mich dann, wie ein Wesen, das von einem anderen Planeten heruntergefallen ist. Schuld daran ist sicher auch das plötzlich ausgebrochene Frühlingswetter. Aber nicht nur. Der Umzug in Berlin macht mir zu schaffen. Unendlich viele emails zum Geburtstag, die ich plante, alle zu beantworten. Heute morgen holte ich mir die Post, die bei meiner Nachbarin abgegeben worden ist, weil es Pakete waren, und war wieder beglückt und gerührt. Ich fühle mich gelähmt wie die Maus in "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN", die kurze Zeit später von einer Ringelnatter gefressen wird. Ulrich Gregor, der das Publikumsgespräch im Forum der Berlinale leitete, stellte mir damals die erste Frage, warum ich so eine brutale Szene in dem Film gezeigt habe. Meine Antwort damals: "Schlangen essen keine Spaghetti". Das Publikum im Delphi-Kino hat schallend gelacht und ich wusste, ich hatte es zumindest für eine Weile auf meiner Seite. Solche Diskussionen, vor allem im Forum, ähneln manchmal einer Gerichtsverhandlung, wo der Verbrecher vom Richter oder vom Staatsanwalt gefragt wird, warum er seine böse Tat begangen hat. Nicht zuletzt deshalb hatte ich mich entschlossen, meinen nächsten Film "PARADISO" nicht dem Forum, sondern dem Berlinale-Wettbewerb anzubieten. Weitere Geschenke in Pink zum Geburtstag kommen heute zu mir. Von EuroVideo… und vom Arthaus/Kinowelt-Team. Und ein weiteres Geschenk macht mir die Programmplanung von BR alpha. Das Filmporträt über mich von 1983 wurde in letzter Minute aus dem Programm genommen, weil damit der Erwerb von zu vielen Filmausschnittrechten verbunden gewesen wäre. Ich habe gesagt, dass ich bereit bin, Ihnen die Rechte zu schenken. Und jetzt gibt es einen neuen Sendetermin: es ist Sonntag, der 13. Dezember um 23.20 Uhr (VPS 23.19). Das ganze ist bewundernswert unbürokratisch abgelaufen. Jetzt habe ich nur noch ein Problem. Um wieder, als auf diese Erde geratenes Lebewesen, so richtig hier anzukommen, muss ich den nächsten Film machen können. |
19.11.09 | Große Überraschung heute morgen beim Lesen der Einschaltquoten von "SIEBEN FRAUEN". Die bisher höchste Zuschauerzahl aller bis jetzt im November nach Mitternacht gezeigten Filme und auch den höchsten Marktanteil. |
20.11.09 | Das BKM will von mir und "DAS ROTE ZIMMER" nichts wissen. Vielleicht kommen die Jurymitglieder dafür später mal in die Hölle (und werden damit gequält, dass sie ununterbrochen Thomefilme anschauen müssen - Tag und Nacht, ohne Schlaf; sonst wäre es keine Strafe). Ich habe im Interesse meiner Mitarbeiter versucht, mehr Geld zu haben, denn einige sagten mir, dass sie unbedingt eine höhere Gage wollen. Alle müssen sich jetzt darauf einstellen, dass das nicht geht. Aber noch habe ich überhaupt kein Geld. Der Verkaufspreis für das Thome-Buch im Schüren-Verlag hat sich geändert: 29,90 €. |
21.11.09 | Es hat sich gestern schon angekündigt. Meine Nase läuft. Mein Kopf tut weh. Ich muss die ganze Zeit niesen und fühle mich todschlapp. Hoffentlich habe ich mir auf meiner Geburttagsparty letzten Samstag nicht die Schweinegrippe eingefangen. Trotz grippalem Infekt arbeite ich weiter an meinem Umzug. Mein Schnittcomputer steht komplett jetzt in der Fidicinstraße an der gleichen Stelle, wo früher ein inzwischen altmodischer Steenbeck-Schneidetisch stand und wartet dort auf den Schnitt von "DAS ROTE ZIMMER" im nächsten Jahr und "INS BLAUE" im übernächsten. Er hat den Transport überlebt. Außerdem habe ich alle Filmplakate im endlos langen Gang meiner Wohnung in Charlottenburg abgenommen. Jetzt sieht die Wohnung dadurch aus, als wäre ich schon ausgezogen. Mir wird jetzt klar, dass ich und meine Besucher all die Jahre das Vergnügen hatten, über einen "roten Teppich" zu laufen. |
22.11.09 | Heute die letzte Thome-Doppel-Filmnacht in der ARD: Um 0.00 Uhr "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" und um 2.05 Uhr "PARADISO - SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN". Meine neue, alte Wohnung füllt sich von Tag zu Tag mehr. Was jetzt vor allem fehlt ist mein Kleiderschrank, mein Plasmafernseher und der Küchentisch. Die Schreibtischlampe hinter dem Computermonitor, ist die Schreibtischlampe von Hannelore Elsner aus "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST". Ich lebe in den Requisiten meiner alten Filme. Denn diese Wohnung war im Film auch ihre Wohnung und 18 Jahre vorher die Wohnung von Vladimir Weigl in "DAS MIKROSKOP" - damals voller Aquarien, die meine eigenen waren, denn das Budget des Films hätte es niemals erlaubt, so viele funktionierenden Aquarien aufzustellen. Es wird langsam höchste Zeit, dass ich einen neuen Film mache! |
23.11.09 | Ich war gestern den ganzen Abend damit beschäftigt, den neuen "Spiegel" zuende zu lesen, bin dabei eingeschlafen und dann, wie immer, so um zwei Uhr aufgewacht. Nichts Böses ahnend schalte ich den Fernseher ein und sehe Guntram Brattia mit Vollbart und Anna Kubin in "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE". Ich hatte vergessen, dass zwei Filme von mir laufen. Ich war sofort fasziniert von der unglaublichen Kamera von Fred Kelemen, die ständig in Bewegung ist, die durch ihre Bewegung eine völlig eigenständige Erzähl-Ebene des Films herstellt. Danach dann "PARADISO", von dem ich dachte, dass er mir überhaupt nicht mehr gefallen würde. Aber hier waren es Hanns Zischler und Cora Frost, beide cool und schauspielerisch lakonisch, die mich sofort faszinierten. Und dann dieser unglaublich sich so langsam aufbauende Ansturm von sieben Frauen auf einen einzigen Mann. Kein Wunder, dass New Line Cinema sich sofort nach der der Aufführung im Berlinale- Wettbewerb bei mir wegen der Remakerechte gemeldet hat. Ich habe zwar geschrieben, dass ich kein Wort mehr über das angekündigte Thome-Buch mehr verlieren werde, aber jetzt steht fest, dass es in diesem Jahr nicht mehr erscheinen wird (für alle Moana-Tagebuchleser, die es auf meine Aufforderung vom 10. November hin bestellt haben). Auf der Titelseite des "Tagesspiegel" lese ich heute: "Rund 7.000 € kostet eine Beerdigung im Schnitt". Wenn es irgendwie geht, will ich so lange weiterleben, bis es wieder billiger wird. |
24.11.09 | Ein Artikel in der "Süddeutschen Zeitung" über die Degeto und ihren Chef Wolfgang Jurgan bringt mich gestern Abend ziemlich außer Fassung. Zumindest hat der Verfasser sehr einseitig recherchiert. Über die Finanzierung meiner Filme durch die Degeto verliert er kein Wort, weil das nicht in das Bild passt, das er herstellen will. Von der Programmabteilung der Degeto erfahre ich, dass mein Film "PINK" über den ganzen Weihnachts-Monat Dezember auf dem Digitalkanal "Einsfestival" zu sehen ist. Hier die Sendetermine: 4. 12. 2009 um 20.15 Uhr 5. 12. 2009 um 0.10 Uhr 11. 12. 2009 um 23.35 Uhr 27. 12. 2009 um 18.40 Uhr Beim Packen für meinen Umzug am 2. Dezember finde ich diese vergilbte Ausgabe der "Zeit"-Kritik (19. 12. 1980) von Hans C. Blumenberg über "BERLIN CHAMISSOPLATZ" . In meiner Erinnerung war die Kritik wesentlich größer und war auf der ersten Seite auch ein anderes Foto. Im Text neben dem Bild steht: "Triumph nach einer langen Reise: Über den Regisseur Rudolf Thome und seinen neuen Film "Berlin Chamissoplatz". "BERLIN CHAMISSOPLATZ" kann man sehen am Sonntag, den 29. November um 2.25 Uhr als letzten Film der Thomereihe in der ARD. Die Kritik von Blumenberg auf meiner Website habe ich mit 7 Filmszenen auf YouTube verlinkt. Ich war ziemlich stolz darauf, dass jeder der den Text liest sofort auch sehen kann, wovon im Text von Blumenberg gerade die Rede ist (LINK). Ein Hinweis: man muss nur mit der Maus auf die entspechenden Stellen, die eine andere Schrift haben, gehen, dann werden die rot und wenn man klickt, sieht man die entsprechende Szene auf YouTube. Und noch eine andere Entdeckung. Ich habe tatsächlich doch noch alle meine Filmkritiken von 1962 bis 1986, eingeklebt in sieben Schulhefte (in meiner Erinnerung ist eins der Hefte bei allen meinen Umzügen verloren gegangen). Nachdem ich vor ein paar Tagen gelesen habe, dass Karsten Witte meine Filmkritiken besser gefallen haben als meine Filme, interessiert sich vielleicht ein Filmhistoriker dafür. Noch habe ich sie. |
25.11.09 | Zum erstenmal seit fünf Jahren wage ich es wieder in meinen Keller zu gehen, denn dort ist der Karton für meinen Plasmafernseher. Ich suche und suche und finde ihn nicht. Nach einer guten Viertelstunde finde ich mein Kellerabteil und will den Karton ans Tageslicht tragen, aber finde für eine ganze Weile nicht mehr zurück zum Ausgang. Es würde mich nicht wundern, wenn Kafka mal in diesem Haus gewohnt hätte. Es wir immer ernster mit dem Umzug. Meine Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld. Am Nachmittag werden auch die Umzugskartons geliefert. Viele Frauen kaufen Schuhe, wenn sie sich unglücklich fühlen, viele Männer kaufen Technik. Zu denen gehöre ich. Ich brauche allein einen ganzen Karton nur für Kabel. Ich kann nur hoffen, dass ich mich nie mehr unglücklich fühle. |
26.11.09 | Mein erster voller Tag in der Fidicinstraße. Die Sonne scheint ins Zimmer, denn die beiden vorderen Räume liegen auf der Südseite. Nach ein paar Stunden besucht mich meine Regieassistentin Serpil Turhan. Sie beginnt gleich mit der zu erwartenden Arbeit für "DAS ROTE ZIMMER". Am Samstag feiert sie ihren 30. Geburtstag. Von der Telekom erfahre ich, dass mein VDSL 25-Anschluss, auf den ich schon ziemlich lange warten musste, an diesem Samstag geschaltet wird und am Nachmittag kaufe ich mir ein VDSL-Modem, um für diesen Geschwindigkeitsrausch im Internet gerüstet zu sein. |
28.11.09 | Knapp 20 Stunden war der Server von Snafu.de, auf dem meine Website liegt, vorgestern und gestern nicht erreichbar. Wer moana.de wählte, dem prangte die sehr deutsche - wenn auch in englischer Sprache - Nachricht "Forbidden" dick und fett entgegen. |
29.11.09 |
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30.11.09 | Hier ist, trotz Umzug, die Auswertung der Zuschauerzahlen aller meiner Filme in der ARD in diesem Monat.
Jetzt ist ca 80 % aller 1000 Dinge in die diversen Umzugskartons verpackt, Alle meine Pflanzen und ein paar überlebensnotwendige Sachen bringe ich in die Fidicinstraße, um dort mein VDSL 25 in Gang zu bringen, denn gestern Abend bei meiner Rückkehr aus Wuppertal hat es nicht funktioniert. Nach 4 oder 5 Telefonaten mit der T-Com, wo nach einer Stunde am Telefon nichts besser wurde, bekam ich einen weiteren Kundendienstmitarbeiter, der mir sagte, dass ich nicht nur einen VDSL-Router, sondern auch einen VDSL-Splitter brauche, habe ich mir dieses Teil in einem T-Comshop geholt (den gab's umsonst). Aber auch damit hat der DSL-Zugang noch immer nicht funktioniert. Habe alle Zugangsdaten nochmal neu eingegeben, den Router resettet. Das Internet blieb tot. Ein letzter, verzweifelter Anruf brachte mich in Kontakt mit einer wunderbaren Frau, der ich alles nochmal neu erklärte und die bot mir dann an, mir per Telefon vorübergehende Zugangsdaten zu übermitteln, mit denen ich auf jeden Fall ins Internet komme. Sie blieb am Telefon, bis ich alles eingegeben hatte. Und dann war ich tatsächlich wieder online. Sie hat meinen Aufschrei mitbekommen und ich habe ihr gesagt, dass ich sie dafür über's Telefon küsse. Wenn man Glück hat, funktioniert bei der T-Com offensichtlich alles. |
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