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11 Januar

01.01.11  

Das neue Jahr fängt gut an: auf dem Webportal von filmstarts.de (LINK) erscheint die Kritik zu "DAS ROTE ZIMMER" von Sascha Westphal.
Und auch im TIP ist Online schon eine Kurzkritik erschienen: "Kühn, lässig und mit feiner ironischer Distanz skizziert Rudolf Thome eine utopisch-realistische Liebeskonstellation."

02.01.11   Die Erwähnung der Berührungspunkte zu Tom Tykwers "Drei" in der Kritik von Sascha Westphal gestern hat mich neugierig gemacht, und meine Freundin wollte den Film unbedingt sehen, nachdem sie denText darüber im "Spiegel" gelesen hatte. Also sind wir ins Kino gegangen, statt Apichatpong Weerasethakul oder Hong Sang-soo auf DVD zu sehen. Ich habe das gesehen, was ich erwartet hatte. Sie das, was sie erwartetet hatte. Ich - als Filmerzählung - etwas, was mich nicht interessiert. Sie hatte als Soziologieprofessorin mehr davon und sagte: der Film ist Ausdruck einer "neo-liberalen yuppie-culture".
03.01.11   Den ganzen Tag verbringe ich heute am Computer und brenne immer wieder neue DVD's von "DAS ROTE ZIMMER" für die Presse.
Morgen kriege ich endlich vom Postproduktions-Studio die digitale Filmkopie des Films als DCP-Datei. Dann muss ich auch diese auf weitere Festplatten kopieren. Denn in drei Kinos läuft der Film digital.
Inzwischen ist ein weiteres Startkino dazugekommen, das EM in Stuttgart. In Köln, Frankfurt und Bremen wäre ich auch gerne dabei. Wer weiß, vielleicht klappt auch das noch in letzter Minute.
Es wäre ja immerhin denkbar, dass am 13. Januar alle 7 Kinos, in denen "DAS ROTE ZIMMER" dann läuft, ausverkauft sind, und dass dann alle Programmkinos in Deutschland plötzlich diesen Film - auch die Kinos von Georg Kloster in Berlin, München und Hamburg - spielen wollen. Dann müsste ich alle meine Computer einsetzen, um neue digitale Kopien herzustellen. Immerhin hätte ich drei Computer, die das könnten. Pro Tag würde ich bestimmt so um die zwanzig Kopien schaffen. Aber das sind Wunschträume, die mit der Realität des Kinos in Deutschland leider nichts zu tun haben.
04.01.11   Gestern habe ich mich zu Wunschträumen hinreißen lassen. Heute, im neuen "film-dienst" (LINK) erscheint eine enthusiastische Kritik von Alexandra Wach zu "DAS ROTE ZIMMER", die - wenn Kritiker noch irgendeinen Einfluss auf Kinogänger haben - diese tatsächlich in Scharen ins Kino treiben müsste.

Den ganzen Tag über bin ich mit der digitalen Version von "DAS ROTE ZIMMER" beschäftigt. Ich bekomme von THE POST REPUBLIC eine Festplatte, die im Windows -NTFS-Filesystem formatiert ist und auf der mein Film als DCP-File gespeichert ist. Aber da ich nur Macs habe, muss ich erstmal alle drei Festplatten, die die Kinos digital spielen, als NTFS-Festplatten formatieren, was Macs so ohne weiteres nicht können. Mit ein bisschen Suchen im Internet, finde ich zwei Zusatzprogramme, die das dann können. Danach war ich im Studio von TrickWilk und habe die neubespielten Festplatten getestet. Was ich gemacht habe, hat da an einem Windowsrechner funktioniert. Ob es in den Kinos dann auch so sein wird, konnte mir keiner garantieren. Im Gegenteil, man hat mir gesagt, dass immer alles bei den Kinos passieren kann. Ich betrete absolutes Neuland mit diesem Film.
Wenn die DCP-Version nicht funktioniert, müssen sie den Film von einer Blue Ray-Disc spielen. Da habe ich heute gelernt, dass das nicht wie bisher bei mir vier Stunden dauert, sondern nur eine halbe Stunde. Ich muss die Blu Ray nur von einem Disc-Image auf meiner Festplatte kopieren. Mein Vater hat zu mir früher gesagt: Man wird so alt wie eine Kuh und lernt doch immer noch dazu.
05.01.11   Auch im TIP erscheint heute eine sehr postive Kritik von Michael Baute, und ein rotes Zimmer-Foto über zwei ganze Seiten eröffnet den Kulturtteil.





Heute morgen ab 4 Uhr habe ich Moana-Buchhaltung gemacht. Dann bin ich mit meiner Tochter Joya zum Bauernhof gefahren. Sie meinte "DAS ROTE ZIMMER" müsse unbedingt eine facebook-Seite haben und hat sie dann ruckzuck eingerichtet. Hier ist ein Link dahin.
06.01.11   Auf critic.de erscheint heute eine Kritik von Thorsten Funke (LINK). Ich lese sie, füttere die Vögel im Innenhof und fahre danach zurück nach Berlin, was vermutlich etwas länger dauern wird, denn heute ist Blitzeis auf den Straßen.

Außerdem ist mir heute Morgen beim Rasieren eine Lösung für den nächsten Film "INS BLAUE" eingefallen. Aber darüber will ich jetzt nicht weiter nachdenken.

Die Stadtmauer von Dahme. Ich denke sie ist 800 Jahre alt.
Die Rückfahrt nach Berlin war die längste seit 20 Jahren. Dreieinhalb Stunden. Die Autobahn war so glatt wie eine Kunsteisbahn. Hunderte LKW's standen auf der Standspur, weil sie nicht weiterkamen.
07.01.11   Ich mache zwei neue DCP-Festplatten von "DAS ROTE ZIMMER" und checke eine englisch untertitelte DVD des Goethe-Institus von "BERLIN CHAMISSOPLATZ", da die 35mm-Kopie inzwischen rotstichig ist. Aber die DVD ist total fehlerhaft. Die Zuschauer der Thome-Retrospektive bringen mich um, wenn ich sowas zeige.

Die schönste Liebeszene in einem deutschen Film, sagte damals Hans-Christoph Blumenberg in der "Zeit"



Das älteste Arthouse-Kino Berlins - über 100 Jahre alt. Da läuft 14 Tage lang um 22.00 Uhr eine Thome-Retrospektive und auch "DAS ROTE ZIMMER". Die können DCP von einer Festplatte spielen. Das kann zum Beispiel das Delphi-Kino in Berlin nicht.

Auf dem Rückweg über die Karl-Marx-Allee kam ich am International-Kino vorbei. Da stand überall und riesengroß "Drei" von Tom Tykwer. Damit muss ich leben.
08.01.11   "DAS ROTE ZIMMER" wird zum "Internationalen Filmwochenende Würzburg" eingeladen. Das findet in diesem Jahr vom 7. - 10. April statt.

Ich lese dieses Buch, besonders das Kapitel über den "Sleeper" interessiert mich. Aber alles, was da steht, weiß ich sowieso.

Ich schaue mir das Interview, das Ekkehard Knörer und Lukas Foerster vor einem Monat mit mir auf meinem Bauernhof gemacht haben, an, um mein ok zur Veröffentlichung zu geben.
Aber ich bin schockiert über mich und mein Aussehen und kann daher Schauspieler, die zum erstemal auf einer großen Leinwand mit ihrer Wirklichkeit - und nicht dem Bild, das sie sich von sich selbst gemacht haben - konfrontiert sind, total verstehen.
09.01.11  

In der FAZ am Sonntag erscheint eine Besprechung des ROTEN ZIMMERS" von Peter Körte.

10.01.11  

In Berlin ist ein drittes Kino zum Starttermin dazugekommen. Das CinemaxX am Potsdamer Platz spielt "DAS ROTE ZIMMER" täglich um 18.00 Uhr.
Ansonsten muss ich jetzt zwei Computer zum Brennen von DVD's einsetzen.
Meine Tochter Joya mailt mir gerade, dass die Facebook-Seite von "DAS ROTE ZIMMER" schon 1.884 mal aufgerufen worden ist. Uns beiden gefällt das.
Aus der Feuilleton-Redaktion der Münchner Abendzeitung erfahre ich soeben, dass Ponkie, eine Kritikerin, die ich seit über 40 Jahren kenne (LINK), über "DAS ROTE ZIMMER" schreiben wird.
Über "ROTE SONNE" schrieb Ponkie am 27. 1. 1971 in der Abendzeitung:
"Die Vorliebe vieler Neufilmer für pures "Kino", für das Abbild des Abbilds, ist frappant. Auch Thomes "Rote Sonne" ist solch ein wunderschönes Kino-Exemplar: Ein Ästheten-Krimi. Jedes Kleid, jede Zimmerwand, jeder Raum komponiert aus Farbe und Linie. Die Kamera ruhig, mit Saugeblick.
Der Autor Max Zihlmann zauberte vier fabelhaft hübsche Schwabingmädchen aus der moralischen Tiefkühltruhe: sie hausen in einer asketisch-pedantisch renovierten Schwabinger Altbauwohnung. Und man bekennt: "Wir bringen Männer um."
Blaubart verkehrt herum also: Zur Strafe für immer denselben Ausbeutungsreflex werden die neugierigen Abtatschler spätestens am fünften Tag der Bekanntschaft kalt gemacht und teils im Dachauer Moor versenkt, teils als Emanzipationsmüll auf der Straße liegen gelassen.
Thome hetzt seine Mordweiber mit letzter Konsequenz in den Kampf der Geschlechter und hat wohl schreckhaft den totalen Kannibalismus zwischen Mann und Frau im zukunftsträchtigen Visier. Verhaltensweisen von morgen seien das, vernimmt man.
Wer Zweifel hegt an dieser gesellschaftspolitischen Ausrottungsutopie, braucht sich nicht zu grämen: Das Geheimnis der vier jungen Mamsellen ist auch ohne Überinterpretation recht apart.
Fazit: Schicke Boutiquen-Vampire."
Ponkie gab "ROTE SONNE" wie allen (!) weiteren Filmen von mir im AZ-Thermometer 20 Grad (von 30 Grad). Manchmal war ein Kritiker bei Filmen von anderen Regisseuren so begeistert, dass das Thermometer "übergelaufen" ist. Was wird Ponkie jetzt, fast 85 Jahre alt, meinem "ROTEN ZIMMER" geben?

11.01.11   Heute gab's eine Kritik von Anke Sterneborg zu "DAS ROTE ZIMMER" im rbb-Kulturradio (LINK), Die gibts, etwas gekürzt auch online.
Am 18. und 28. Februar läuft mein Kurzfilm "GALAXIS" im Österreichischen Filmmuseum in Wien. Zusammen mit Jean-Luc Godards "Alphaville". Das gefällt mir.
Gerade hat TNT die 35mm-Kopie bei mir abgeholt. Auf der Website "Überbau - Kino in der Zweitligastadt" (LINK) gibt heute es einen Hinweis auf die Thome-Retro im Tilsiter-Lichtspiele.

Am Abend finde ich eine neue Kritik zu "DAS ROTE ZIMMER" von Peter Claus. Hier ist der Link dazu.
12.01.11   Nicht alle Kritiker können mein "ROTES ZIMMER" lieben. Im Berliner "Zitty" erscheint eine negative Kritik von Teresa Schomburg, Auf "Kultiversum" (LINK) eine positive von Oliver Heilwagen.
Gegen Mittag finde ich hier eine Besprechung der Arthaus-DVD von "ROTE SONNE" von Thomas Groh (LINK). Aber auch über "DAS ROTE ZIMMER" wird schon geschrieben:
"Es ist ein gutes Zeichen für das Kinojahr, wenn einer der schönsten Filme schon Mitte Januar startet: Mit Das Rote Zimmer läuft morgen ein großartiges, entspanntes Stück Kino über Dreiecksbeziehungen und die Utopie eines gelingenden Lebens an. Dafür verantwortlich zeichnet Rudolf Thome, ein Urgestein der so genannten “Münchner Gruppe” aus den späten 60ern, die von Schwabing aus mit unbedingter Liebe vor allem auch zum amerikanischen Kino ins Filmemachen drängte. Heute dreht Thome auch mit 71 Jahren noch Filme, die frischer und jünger wirken als vieles, was gerade auch junge deutsche Regisseure im Herzen der Industrie zustande bringen: Pink etwa war ein kleines Kinowunder, Das Rote Zimmer steht dem in nichts nach. Und weil ich es für einen handfesten Skandal halte, dass einer der interessantesten deutschen Regisseure der letzten 40 Jahre seine Filme fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit ins Kino bringt, mit niedrigen DVD-Verkaufszahlen kämpfen muss und seine Filme nur spätnachts im Fernsehen zu sehen sind, ist es für mich Ehrensache eine Lanze zu brechen: Für Rudolf Thome, für das bessere, das interessante deutsche Kino!"
Da ich heute ausnahmsweise keine neuen DVD's und DCP's machen muss, lese ich die vor vierzig Jahren geschriebenen Kritiken von "DETEKTIVE" durch und tippe einige davon mühsam ab. Meine DETEKTIVE-Seite (LINK) ist ein "work in progress".
Auf FAZ-Online erscheint eine neue Kritik zu "DAS ROTE ZIMMER" (LINK) von Bert Rebhandl. Da gibt es auch ein Video mit Ausschnitten aus dem Film.
Auf perlentaucher.de gibt es jetzt auch die eigentliche Kritik (LINK) zu "DAS ROTE ZIMMER"
13.01.11  

Die DETEKTIVE-Seite ist fertig (LINK). Vierzig Jahre alte Kritiken (unter anderem eine erstaunlich hellsichtige) von Hans Helmut Kirst, der in den 50er Jahren Bestseller wie "08/15" geschrieben hat) mischen sich mit neuen Kritiken zur DVD-Veröffentlichung von Arthaus/Kinowelt.

Im "Tagesspiegel" erscheint heute die Kritik von Jan Schulz-Ojalla (LINK). Auch die ist positiv.
Auf "Artechock" schreibt Rüdiger Suchsland (LINK) über "DAS ROTE ZIMMER" noch positiver.
In der "TAZ" schreibt Ekkehard Knörer etwas, was mich verrückt macht vor Freude (LINK). Über die Ironie in meinen Filmen und darüber, wie die Schauspieler darin sind.
Auf der Vorderseite der TAZ ist dieses Rieseninterview von Ariane Heimbach (LINK) mit einem Bild von mir vom letzten Drehtag von "DAS ROTE ZIMMER":

Auch die "Berliner Zeitung" bringt ein Interview mit mir von Daniela Kloock (LINK):

CARGO hat den ersten Teil des Interviews mit Ekkehard Knörer und Lukas Foerster online
(LINK) gestellt. Das Bild ist allerdings noch verzerrt. Genauso wie meine Stimme.
Und auf critic.de hat Lukas Foerster einen Überblick über alle meine Film mit dem Titel "Knapp neben dem Leben" (LINK)veröffentlicht.
Am Abend schickt mir Karlheinz Oplustil eine mp3-Datei einer Kritik im Deutschlandfunk von Josef Schnelle. Es gibt sie inzwischen auch transkribiert als Text (LINK). Als mp3-Datei ist sie noch schöner, aber ich weiß noch nicht, wie ich sie auf meine Website kriege. Jetzt hab ich's doch gefunden. (LINK).

14.01.11  

Gestern fühlte ich mich noch himmelhochjauchzend wegen der vielen tollen Kritiken. Heute lecke ich meine Wunden, nachdem ich die Zuschauerzahlen von "DAS ROTE ZIMMER" gesehen habe. Heute abend bin ich im Passage-Kino und mache ein Q & A, ein Publikumsgespräch. Hoffentlich geht es mir da nicht so wie einem Filmregisseur in einem der Hong Sang-soo-Filme, dem eine Zuschauerin im Kino unbequeme Fragen stellt, und der daraufhin, das Q & A damit beendet, dass er sagt: Ich mache keine Filme mehr.
Am Morgen hatte ich ein sehr schönes Gespräch mit einer eventuellen künftigen Mitarbeierin bei "INS BLAU". Das heißt, die meiste Zeit habe ich geredet. Aber sie hat sehr aufmerksam zugehört. Auf jeden Fall hat sie mich aus meiner depressiven Stimmung von heute früh herausgeholt.
Und dann kam noch ein Kritik aus der ZEIT-Online Redaktion (LINK) zu "DAS ROTE ZIMMER".

Auf dem Berliner Hauptbahnhof. Dieser Film läuft überall. Gegen soviel "Marketing" bin ich mit "DAS ROTE ZIMMER" machtlos. Allerdings, wenn ich das Geld hätte, würde ich davon lieber fünf neue Filme drehen.

Der Hamburger Hauptbahnhof

In der Mönckebergstraße, ist noch immer Weihnachten. Ein paar hundert Meter weiter ist auch das Passage-Kino, in dem heute um 20.45 Uhr mein Film läuft. Ich werde mir nur den Anfang und das Ende anschauen, da "DAS ROTE ZIMMER" hier von der von mir herstellten DCP läuft.

15.01.11  

Alle meine Ängste vor dem Publikumsgespräch in Hamburg hätte ich mir sparen können. Es waren circa hundert Leute im Kino, denen der Film sehr gefallen hat. Es gab zwar keine "standing ovations" (sowas geht bei meiner Art Filme nicht - soviel Einsicht, in das, was ich mache, habe ich schon), aber das Publikum applaudierte ziemlich lange. Außerdem kamen die Theaterleierin, Frau Höfler (die mir mit ihrem ganzen jugendlichen Enthusiasmus - sie hat sich morgens in der früh "DAS ROTE ZIMMER" ganz alleine angeguckt, sehr gefallen hat) und ich nach dem Filmende zu spät. Das Publikum musste auf uns warten.

Alles Zuschauer für "DAS ROTE ZIMMER" im Foyer des Kinos. Die Zuschauer für Tom Tykwers "Drei" sitzen schon im Kino. Perfektes Timing der Theaterleiterin.

Die Theaterleiterin hat auch moderiert und hatte zehn Fragen an mich, falls das "zurückhaltende Hamburger Publikum" keine Fragen stellt, vorbereitet. Aber das Hamburger Publikum war überhaupt nicht zurückhaltend, es hat sofort gefragt.

Ariane Heimbach, die mit mir das Interview "über die Liebe" in der TAZ vom Donnerstag gemacht hat und der "DAS ROTE ZIMMER" sehr gefallen hat und Eckhart Alberts, Filmkritiker der "Hamburger Morgenpost", der dem Film in seiner Besprechung gestern fünf (!) Sterne gegeben hat. Alle anderen Filme, die am Donnerstag angelaufen sind, bekamen weniger.

In der Passage zum Hyatt-Hotel sehe ich diese Bilder: heute abend kommt es mir so vor, als hätte ich das Mauseloch gefunden, durch das man ins Paradies kommt.
Beim Frühstücken am Morgen finde ich in der "Welt" eine 6-spaltige Kritik von Peter Praschl (LINK), der "DAS ROTE ZIMMER" liebt und auch sehr viel Grundsätzliches über Thome-Filme sagt.
Im Hamburger Bahnhof kaufe ich mir die "Stuttgarter Zeitung" und finde da eine Kritik von Ulrich Kriest. Er schreibt doch tatsächlich, dass mir mit "DAS ROTE ZIMMER" das "erste Kino-Meisterwerk" des Jahres gelungen ist. Wir waren am Ende seiner Arbeit als Herausgeber des Thome-Buchs uns nicht mehr besonders freundlich gesinnt und haben über ein Jahr lang nicht mehr miteinander kommuniziert. Ulrich Kriest (im monopol), Ekkehard Knörer und Lukas Foerster (auf der Viennale) und Thomas Groh (bei der Team-Premiere) sind übrigens die einzigen Kritiker, die "DAS ROTE ZIMMER" auf einer Kinoleinwand gesehen haben. Alle anderen auf DVD und vermutlich nur mehr oder weniger zeitgemäßen Fernsehern.
Ich habe mir übrigens nach einem längeren Gespräch mit Hans-Georg Rodek fest vorgenommen, beim nächsten Film wieder Pressevorführungen zu machen und werde in der nächsten Woche eine spezielle Webseite einrichten, auf der Filmkritiker ihre Adresse hinterlassen können.
Heute Abend werde ich in den Tilsiter-Lichtspielen sein und da ein Publikumsgespräch machen.
Charly Chaplin hat bei seinem letzten Film jeden Abend Kinos angerufen und gefragt, wieviel Zuschauer da waren. Ich habe gerade in Hamburg angerufen und gehört, dass "DAS ROTE ZIMMER" heute ausverkauft war.

16.01.11

 

Gestern Nacht in den Tilsiter-Lichtspielen waren Thomas Groh, ein Filmkritiker, der dort die Thome-Retrospektive angeregt hat, weil es sein Lieblingskino ist; und Seyneb Saleh (die in "DAS ROTE ZIMMER" Sibil gespielt hat) und Geno Lechner (sie hat die Hauptrolle in "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" gespielt). Beide Mädchen/Frauen kamen nicht mehr ins Kino rein, denn davor war eine lange Schlange mit anderen, die auch nicht mehr reinkamen. So muss es sein im Kino, wenn ein neuer Film von mir gespielt wird. Finde ich. Davon träume ich immer wieder. Jetzt habe ich es erlebt.
Also kurz und gut das Tilsiter in Berlin war überausverkauft. Das Publikum hat, als Seyneb und ich ins Kino kamen, sehr sehr lange geklatscht. An einer "standing ovation" hat da nicht mehr viel gefehlt. Jetzt bin ich erst einmal glücklich.
In meinem Kopf geraten die verschiedenen Realitäten gestern durcheinander. Am Morgen noch in Hamburg, dann im Zug das Abtippen all der Kritiken, die es nur gedruckt und nicht online gibt. Am Nachbartisch im Zug ein Vater mit seinen zwei kleinen Kindern, die ihm ununterbrochen Fragen stellen. Ich denke unwillkürlich an die ständig hupenden Autos im Verkehrsgewühl von Kairo und an Fledermäuse, die sich durch Ultraschall orientieren. Ich sehe die Welt noch immer mit ägyptischen Augen.

Hamburg Hauptbahnhof. Morgens um 9 Uhr.

Eine Ampel, die anzeigt, in wieviel Sekunden sie umschaltet. Das hab ich nur in Kairo gesehen.

Auf Bahnsteig 8 im Hamburger Hauptbahnhof. Im Hintergrund, winzig klein, strömen Menschen, wie Ameisen, hin und her.

Vor den Tilsiter-Lichtspielen treffe ich Seyneb Saleh, die nicht mehr reinkam ins Kino.

Das Kino

Das Publikum.
Im neuen "Spiegel" schreibt Wolfgang Höbel in der Rubrik "Kino in Kürze":
"Das rote Zimmer". Ein Haus in sommerlicher Natur, ein Badesee, zwei neugierige junge Frauen und ein schratiger Professor in mittleren Jahren spielen die Hauptrollen im neuen Werk des bekannt erotomanen
Regisseurs Rudolf Thome, 71. Erzählt wird von einem Experiment der sexuellen Attraktion und der Poesie: Die Mädchen möchten einen Roman schreiben, der Mann möchte mit Mitteln der Wissenschaft herauskriegen,
was beim Küssen genau passiert. Alle Menschen in diesem Film haben einen netten Spleen, ihr Gerede ist oft völlig gaga, doch die Schönheit der Bilder und die Anmut der Körper fügen sich zu einem sonnigen Sittenbild über die Liebe in Zeiten der digitalen Videokameras.

Ich fange wieder damit an, die Zuschauerzahlen von den Kinos abzufragen. Früher habe ich das immer jeden Tag gemacht. In den letzten zehn Jahren nicht mehr, da der Verleih das sowieso macht, und ich auch dachte, ich sei zu alt für sowas. Also das Passage-Kino in Hamburg war auch heute wieder ausverkauft. Das monopol in München leider nicht.
Früher haben die Münchner, als ich da gelebt und Filme gedreht habe, meine Filme geliebt. In Hamburg leider nicht. Jetzt scheint sich das umzudrehen. In Berlin allerdings mit den Tilsiter-Lichtspielen und dem Kant-Kino ist "DAS ROTE ZIMMER" vermute ich mal optimistisch auch heute Abend ausverkauft. Ins CinemaxX am Potsdamer Platz geht so gut wie niemand. Auch damit muss ich leben. Man kann nicht Filme machen wie Hong Sang-soo oder Apichatpong Weerasethakul und damit die Kinowelt der Eingeweihten elektrisieren und dann hoffen, dass auch in Deutschland alle, die sich dafür interessieren, ins Kino gehen. Die Filme von Hong Sang-soo gibt es nirgendwo im Kino. Den letzten Film von Apichatpong Weerasethakul, der in Cannes immerhin die Goldene Palme gewonnen hat, nur noch gelegentlich.
Deutschland hat sich in den letzten Jahren in eine Kino-Wüste verwandelt. Eine der Oasen darin, das war mein Gefühl gestern Abend, ist in Berlin das Tilsiter-Lichtspiele-Kino. Früher war das immer auch das Arsenal-Kino in der Welserstraße, für die ich viele Jahre gearbeitet habe. Heute ist ohne Ulrich und Erika Gregor und mit dem Umzug ins Sony-Center am Potsdamer Platz auch da alles anders geworden. Ich weine darüber. Ich habe viele Jahre meine ganze Energie in das "Arsenal" gesteckt und war damit - meistens gegen denWiderstand von Erika Gregor - erfogreich. Sie hat gesagt, dass das, was ich als Werbung machen will, zu teuer ist. Aber das, was ich mit Zeitungsanzeigen für bestimmte Filme machte, hat funktioniert, Die Anzeigen für Erfolgsfilme wie zum Beispiel Ftitz Langs "Metropolis" hielt Erika Gregor für überfüssig. Sie wollte lieber Anzeigen für unbekannte Filme, die sie für "wichtig" hielt. Ich sagte, wir können die Anzeige noch so groß machen, für einen unbekannten Film, mag er auch noch so gut sein, da gehen nicht mehr Leute ins Kino. Aber wenn ich eine ganz besondere Anzeige z. Bsp. für Fritz Langs "Metropolis" mit Auszügen aus zeitgenössischen Kritiken machte, war das Kino voll ist. Denn jeder Zuschauer, der in einer Zuschauer-Schlange steht, um einen bestimmten Film zu sehen, hat das Gefühl, hier ist was los, was wichtig ist. Da müssen wir morgen rein - falls er eine Freundin oder Ehefrau dabei hat, Umso mehr, wenn er alleine ist.

17.01.11   Ganz früh heute kriege ich alle Zuschauerzahlen und das Einspielergebnis von "DAS ROTE ZIMMER": Bereits in den ersten vier Tagen soviel wie "PINK" während seiner ganzen Laufzeit (ohne Sneak-Previews).
Auf CARGO stellt Ekkehard Knörer eine Liste möglicher Berlinale-Filme (LINK) zusammen und überlegt, ob sie eher in Cannes oder doch bei Dieter Kosslick laufen.
Mich hat Katharina Lorenz, meine weibliche Hauptdarstellerin, gefragt - nachdem sie all die enthusiastischen Kritiken gelesen hatte -, ob "DAS ROTE ZIMMER" nicht vielleicht auch für den Berlinale-Wettbewerb ausgewählt worden wäre. Meine Antwort: Nein. Keine Chance. Thome ist nichts für Kosslick. Aber auch nichts für Frémaux. Ich habe Thierry Frémaux am 15. Januar in Paris "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" (LINK) gezeigt. Er hat ihm gefallen, aber er sagte, der Film sei nicht für den Wettbewerb in Cannes geeignet. Da war er zum ersten Mal Chef des Cannes-Filmfestivals. Mein Eindruck war, dass er nicht sehr viel mutiger ist als Dieter Kosslick, Und habe mich von da ab nie mehr bemüht, in Cannes einen Film von mir unterzubringen. Wenn ich in Thailand oder in Südkorea Filme machte, dann wären mit Sicherheit schon einige Filme der letzten Jahre dort gelaufen. Und danach auch in den Kinos in Frankreich. Der letzte Film, der in Frankreich herausgekommen ist, war PARADISO, aber der war vorher auch im Berlinale-Wettbewerb. Und da war Dieter Kosslick noch nicht Berlinale-Chef, sondern Moritz de Hadeln.
In der "Welt" erscheint heute ein Riesen-Porträt über Katharina Lorenz (LINK):

Auf dem Blog "Electronic Dreams" (LINK) schreibt jemand über "DAS ROTE ZIMMER" und die Vorführung im Tilsiter-Kino am Samstagabend. Der Film hat diesem Blogger (ich weiß nicht, ob das eine Frau oder ein Mann ist) sehr gefallen. Ich - leider beim Publikumsgespräch - überhaupt nicht.
Ein Telefonat mit dem Verleih: ALLE KINOS SPIELEN WEITER und Köln kommt für das Koki in Hannover dazu.
Die Moana-Website existiert seit über 12 Jahren. Inzwischen hatte sie über 330.000 Visits. Heute habe ich zum erstenmal mit dem Kinostart von "DAS ROTE ZIMMER" die 7.000 Visits-Grenze pro Monat überschritten und der Monat ist noch lange nicht zuende. Da ich am Mittwoch anfange, ein neues Drehbuch live zu schreiben, werden ich vielleicht sogar die 10.000er-Marke schaffen.
Wenn die Dinge gut gehen mit meinem Film, schaffe ich vielleicht auch eine Zuschauerzahl in dieser Höhe. Für die meisten meiner Kollegen ist das gar nichts. Für mich wäre es ein Märchen.
18.01.11  

Peter Knaack, mein Hauptdarsteller in "DAS ROTE ZIMMER" hat sich in Lissabon dieses Tablett gekauft:

Vielleicht hofft er, dass es für ihn im richtigen Leben und nicht nur im Film die Eingangspforte zum Paradies wird.
Meine älteste Freundin, der ich früher im Internat jeden Abend beim verbotenen Spaziergang am Ufer des Bodensees das täglich Geschriebene aus meinem ersten Roman vorgelesen habe, ist nach Stuttgart gefahren und hat "DAS ROTE ZIMMER" gesehen. Das hat sie mir dazu geschrieben:
Es ist schon fast alles gesagt zu dem Film, auch wenn ich seit Freitag absichtlich nichts mehr gelesen habe.
Was soll ich sagen: Mir ging es wie den andern, ich war bezaubert von der Sommerseligkeit dieser Lebensweise zwischen Frühstücken im Garten, Frische des Wassers, einem dunklen Rotwein am heißen Sommerabend, der Vorfreude auf einen mediterranen Salat mit viel Olivenöl - es sind die alten Träume und auch Erinnerungen an Feriendasein, mit Sonne und Wasser und ohne Forderungen ohne Pflichten. Die Sommeridylle eigentlich unzählige Male dargestellt in Werbespots und Ferienfilmen.
Aber weit gefehlt! Der Reiz dieses Filmes liegt in der Brechung, in der unaufdringlichen Brüchigkeit dieser Idylle. Die Mädels sind nicht in Ferien. Wer sind sie wirklich? Womit bestreiten sie ihre Existenz? Auch sind die Mädels keine lieben Mädels. Sie sind boshaft , auch biestig, selbstbewusst und stolz. Sie schicken den einen sanften Mann mit „Du nervst“ ungerührt zum Teufel und lassen den andern mit Anspielungen, Andeutungen und gegenseitigen Blickwechseln im Ungewissen. Dann sind sie aber auch wieder glaubhaft sanft, anschmiegsam und verletzlich (Sibil) wie kleine Mädchen. Und manchmal ist ihnen selbst nicht ganz geheuer, was sie da inszenieren (wiederum vor allem Sibil, als sie beim verabredeten Küssen zusieht). Nichts ist eindeutig, nichts folgt dem vorgestellten Muster und alles ist total subtil visualisiert. Nicht einmal die Natur ist bei aller Heiterkeit im Sonnenlicht ganz unverdächtig, Der Weg durch den Wald ist nicht wirklich heiter, die wuchernden Farne bringen eine leise Gegenstimmung und auch der Badesee ist eben nicht blau, sondern undurchsichtig moorig.
Die Handlung oszilliert – zum Glück - ebenfalls. Sie erscheint vorwiegend als Zeitvertreib verwöhnter „Gören“ und eines gut situierten leicht gelangweilten Mannes Keiner braucht im Grunde diese Beziehung, bei keinem steht eine Einsamkeit, ein existenzielles Bedürfnis nach Zuwendung und Liebe dahinter. Die Mädchen haben untereinander eine gute Beziehung, in der man weder emotional noch sexuell ein Defizit erkennt. Fred hingegen ist einfach ein ziemlich oberflächlicher Langweiler in der Midlife-Crisis. Und dennoch – ist es nicht Sibil, die neben der so autarken und auch narzisstischen Luzie vielleicht doch Wärme und auch Erotik vermisst? Und reicht Luzie Sibils Zuwendung oder braucht sie für ihr schönes Ego eine weitere Bestätigung, vor allem die eines angesehenen Mannes? Und brauchen nicht beide das Geld? Unterschreibt Fred tatsächlich nur aus seiner Langeweile heraus den Vertrag oder ist er doch durch irgendetwas wirklich angerührt worden, was ihm selbst noch nicht klar ist. Ich glaube ‚ja’, aber ganz sicher ist es nicht. Vielleicht ist ja wirklich alles frivole Spielerei mit einem Schuss Opportunismus, vielleicht aber auch nicht oder vielleicht sowohl als auch. Und dass man es nicht so genau weiß, genau das ist gut.


Auf dem Weg zum Bauernhof fahre ich zum ersten Mal beim "Tropical Island" vorbei, weil ich ab morgen etwas ganz und gar Neues anfangen will.



Der Winter muss jetzt vorbei sein. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn ich im Garten die ersten Schneeglöckchen gefunden hätte.
Morgen ist Vollmond und Vollmond ist gut zum Heiraten (sagt Hannelore Elsner in "RAUCHZEICHEN") und sicher noch besser zum Drehbuchschreiben. Wer sich in meiner Website-Strukur auskennt, findet da auch schon heute die entsprechenden Seiten, die heute allerdings noch leer sind.

19.01.11   "DAS ROTE ZIMMER" liegt in den Charts nach Besucherzahlen immerhin noch auf Platz 53, nach Besuchern pro Kopie sogar auf Platz 21. Da der Film fast nur mit einer 18 Uhr-Vorstellung gespielt wird, ist das beachtlich.
Heute muss ich nun mit dem Schreiben anfangen. Zunächst mal kommt die Auswahl des Schreibhefts:

20.01.11  
21.01.11   In einem Blog, das vielverspechend "Abspannsitzenbleiber" heißt, finde ich diese Empfehlung zu "DAS ROTE ZIMMER":
"Vielleicht mal im Fernsehen: Das rote Zimmer: Neuer Film von Rudolf Thome, deutscher Filmemacher und Liebling aller gerne etwas gegen den Strich schreibenden Filmkritiker. Thomas Groh etwa sieht ein “sanftes, sommerlich entrücktes, von süßer Musik sacht aus dem Hintergrund umspieltes Kinowunder mit wunderbar lakonischem Witz, in dem sich nie erahnen lässt, was einen – buchstäblich – hinter der nächsten Tür erwartet, was in den nächsten zwei Minuten Spielzeit geschieht.” Das klingt zwar vielversprechend, aber als Otto Normalgucker sehe ich den Reiz eher weniger.
22.01.11   Um mich zu trösten über die Zuschauerzahlen von "DAS ROTE ZIMMER" recherchiere ich die Zuschauerzahlen von Hong Sang-soos "Okis Movie" in Südkorea, ein Film, den viele Filmkritiker auf der ganzen Welt für einen der besten in 2010 halten. Ich auch.
1. Wochenende: 4.791, 2. WE 5.647, 3. WE 3.3322, 4. WE 1.677, 5. WE 1.677, 6. WE 853, 7. WE 801, 8. WE 590. Dann war er weg aus den Charts. Das sind immer nur die Wochenendzahlen. Die Gesamtzahl der Zuschauer von "Okis Movie" in Südkorea ist: 34.356. Über die Kopienanzah
23.01.11   Heute ist der 5. Tag des Drehbuch-Neu-Schreibens von "INS BLAUE". Über "DAS ROTE ZIMMER" finde ich nirgendwo was Neues im Internet. Kein Blog, kein Forum - absolut nichts. Ich habe heute morgen in der DHL-Packstation einen neuen 5 Liter-Kanister Olivenöl gekriegt, mit dem man hundert Jahre alt wird. Ich will für diese Minifirma ja keine Reklame machen, aber bin glücklich, dass ich es jetzt wiederhabe. Der Rest vom Jahr davor ging bei den Dreharbeiten von "DAS ROTE ZIMMER" drauf. Und Katharina Lorenz hat ja ziemlich viel davon in den Salat von Peter Knaack geschüttet. Ich bin fest entschlossen 100 Jahre alt zu werden. Schon um die Leute, die meine Filme nicht lieben, zu ärgern. Aber vielleicht wird das Anschauen von Thomefilmen mit zunehmenden Alter einfacher.

Beim Herumsuchen im Internet finde ich heute diesen Text von Daniela Kloock zum Thomebuch (LINK) und freue mich darüber.
24.01.11   Heute Nacht habe ich geträumt, dass in der gedruckten "Zeit" die "Zeit-Online"-Kritik von "DAS ROTE ZIMMER" erschienen ist. Der Traum war sehr real. Hab mir im Supermarkt heute morgen tatsächlich die "Zeit" gekauft und nachgeschaut. Die Zeit-Filmchefin Katja Nicodemus, hat nur über einen anderen wunderbaren Film geschrieben, und dann war da noch eine große Kritik über "Black Swan". Das was ich, wenn ich schlafe, träume kann ich nicht kontrollieren. Das was ich schreibe, meistens schon.
Die Zuschauerzahlen vom Wochenende von "DAS ROTE ZIMMER" geben mir leider keinen Anlass, weiter zu träumen, dass daraus ein "Sleeper" wird. Aber noch ist mein Film im Kino. Heute Nachmittag erfahre ich, wo und ob er noch im Kino für eine dritte Woche im Kino bleibt.
Jetzt habe ich doch noch einen Blog-Eintrag zu "DAS ROTE ZIMMER" (LINK) gefunden. Der ist ziemlich radikal und deshalb zitiere ich ihn jetzt hier:
"Wir haben heute übrigens den allerschlimmsten, banalsten, überflüssigsten Film von Rudolf Thome überhaupt gesehen. Schon die letzten Machwerke waren ja nicht sehr toll – beim Letzten von 2006 pennte lustigerweise Thome himself über die längste Zeit der Vorpremiere in der Sachsenhausener Harmonie, der wir beiwohnten. Das rote Zimmer ist eine Altherrenphantasie über einen Mann der mit zwei Frauen rummacht, die auch miteinander rummachen. Es wird viel geküsst, die Frauen dürfen sich ausziehen, der Mann natürlich nicht, und die Dialoge sind wieder mal an der Grenze der Debilität, hölzern und unlustig und ohne Charme. Der Film zog sich außerdem ewig in die Länge, die Einstellungen wollten nicht aufhören, es war eine Qual. Das war nun endgültig der letzte Thome, den ich mir in diesem Leben angetan habe."
Ok. Das mit der Vorführung im Frankfurter Harmonie-Kino stimmt. Aber dass ich die ganze Zeit geschlafen habe, nicht. Hannelore Elsner, die neben mir saß, hätte mich geweckt. Außerdem, wenn ein Zuschauer bei einem Film mehr auf mich guckt als auf den Film, kann er vom Film nicht wirklich was mitgekriegt haben. Der Film , der damals lief, war "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST".
25.01.11   In Berlin, München, Stuttgart, Köln und Nürnberg geht "DAS ROTE ZIMMER" in die 3. Woche. Alle weiteren Termine stehen auf Joyas facebook-Seite. Ich lese seit heute Nachmittag den letzten Band mit Erzählungen von John Updike "Die Tränen meines Vaters", die machen mich sehr melancholisch.

26.01.11   Gestern abend in den Nachrichten: Bernd Eichinger ist mit 61 gestorben. Sowas lässt auch mich nicht kalt. 1984 hat er in der Zeitschrift "TransAtlantik" einen längeren Bericht geschrieben, wie es ihm erging, als er in Hollywood war und bis zu einem bestimmten Termin 10 oder 20 Millionen für die Fertigstellung der "Unendlichen Geschichte" brauchte. Und wie ihm Hollywoodanwälte mit hundert Seiten-Verträgen an der ausgesreckten Hand "verhungern" lassen wollten. Und wie er bei allem die Nerven behalten hat. Das war der beste und spannendste Text, den je ein deutscher Filmproduzent geschrieben hat. Viele Jahre später, 2002 hat Bernd Eichinger als erster Mensch ganz alleine mit mir in Berlin im Cinestar "ROT UND BLAU" gesehen hat. Mir war schon damals klar, dass nur ein großer, mächtiger Verleih einen Film von mir zu einem Publikumserfolg machen kann. Hannelore Elsner hatte ihn angerufen und ihm gesagt, dass er sich den Film, den ersten, den ich mit ihr gemacht habe, anschauen soll. Und er ist gekommen. Nach der Vorführung, saßen wir an der Kinobar bei einer Tasse Kaffee und er sagte, der Film sei "charmant", aber nichts für den Constantin-Verleih, und dann gab er mir Ratschläge, was ich tun müsste, um bessere Filme zu machen. Da habe ich nicht mehr richtig zugehört. Vielleicht hätte ich das tun sollen?

27.01.11   Gestern habe ich den allerletzten Film, den ich von Hong Sang-soo noch nicht gesehen hatte, "Lost in the Mountains" gesehen und fühlte mich da sofort wie zuhause. Obwohl ich die koreanische Sprache nicht verstehe, musste ich den Ton ganz laut drehen, um zumindest den Tonfall der Schauspieler mitzukriegen. Es ist ein 30 Minuten-Film, den zusammen mit zwei anderen Filmen ein südkoreanisches Festival finanziert hat.
Wenn ich Anfang zwanzig wäre, würde ich nach Südkorea gehen und versuchen, Hong Sang-soos Regieassistent zu werden, um von ihm etwas zu lernen. Wenn ich steinreich wäre, würde ich auch hinfahren und ihm dann seinen nächsten Film finanzieren. Oder mehrere. Solche Gedanken haben nur Leute, die verliebt sind. Das bin ich wohl.

28.01.11   In "Nachtsichtgeräte", einem Film-Blog aus Köln (LINK) lese ich über eine Vorführung von "DAS ROTE ZIMMER": "Leider war das Kölner Filmhaus nicht gerade ausverkauft. Zwölf Besucher zählte ich insgesamt; aber diese verließen, wenn ich das richtig beobachtet habe, allesamt das Kino mit leuchtenden Augen."
Ich sitze den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher und sehe die Nachrichten und Bilder aus Kairo auf Al Jazeera, den ich hier per Satellit Gott sei Dank empfangen kann. Meine Freundin ist da mittendrin. Mein alter Film und mein neuer Film werden plötzlich unwichtig für mich. Ich habe ein paar Bilder gemacht, aber jetzt keinen Nerv, die hier zu zeigen. Jetzt ist in Kairo Ausgangssperre und das Militär wurde zur Hilfe gerufen. Gerade habe ich mit meiner Freundin telefoniert. Sie hat mich kaum verstanden. Also kann es sein, dass nach der Internet-Sperre auch das Telefonieren nach Kairo nicht mehr möglich sein wird.

29.01.11  


31.01.11  
Ich sitze seit drei Tagen vor dem Fernseher und sehe Al Jazeera. Wenn ich im letzten Jahr nicht zweimal in Kairo gewesen wäre, würde mich, was da passiert, vielleicht weniger berühren.
Ich mache mal einen Link auf meine Kairobilder vom Januar (LINK) und vom April 2010 (LINK). Was soll ich sonst tun.

     

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