Als ich angefangen habe, die Drehbücher meiner Filme selbst zu schreiben,
habe ich mir gesagt, du musst das Schreiben so organisieren wie das Drehen
- also einen Schreib/Dreh-Plan machen. Der sieht so aus:
Ich sitze 10 Tage da und mache mir handschriftliche Notizen. Am 11. Tag
fange ich an, das richtige Drehbuch zu schreiben - ohne Rücksicht
auf das, was mir eingefallen ist – beim Notizen machen. Am 28. Tag
bin ich fertig.
Das ist ein gnadenloser Prozess (wie das Drehen auch). Es gibt Tage, da
geht alles wunderbar (das Wetter spielt beim Schreiben wie beim Drehen
eine große Rolle) und Tage, wo ich leide wie ein Hund, weil mir
einfach nichts einfallen will. Ich fühle mich dabei wie ein Artist
in der Zirkuskuppel auf dem Drahtseil oder wie ein Nachtwandler (bloß
der weiß nicht, was er tut). Ich weiß es oft auch nicht, schreibe
aber weiter.
So habe ich 1987 mit "Das Mikroskop" angefangen und dieses Schreib-Ritual
habe ich seither immer eingehalten. Seit "Paradiso" schreibe
ich live im Internet und habe an diesem Schreib-Ritual nichts geändert.
Das ist zwar aufwendig für mich, weil ich die handgeschriebenen Seiten
der ersten 10 Tage als Bilder einscannen muss, aber ich will dieses erfolgreiche Ritual
nicht ändern. Auf diese Weise habe ich mittlerweile 19 Drehbücher
geschrieben. Davon sind 18 Drehbücher auch von mir verfilmt worden.
Wichtig für mich beim Schreiben ist ein Satz von Albert Paris Gütersloh
(über den ich angefangen habe, vor 50 Jahren, eine Doktorarbeit zu
schreiben: "Der Schriftsteller, der sich zu Schade ist, auch nur
den geringsten seiner Gedanken aufzuschreiben, ist es nicht wert, ein
Schriftsteller zu sein)." So arbeite ich. Also bei dem was ich schreibe, gibt es mit Sicherheit
auch viel Müll. Bitte denken Sie, wenn Sie meine Arbeit im Internet
mitverfolgen, daran.
Für die, die denken, dass sie meine Ideen für ihre Zwecke benutzen
können, es gibt einen Copyright-Vermerk für alle Moana-Seiten.
Und außerdem gibt es niemand in Deutschland, der so schnell dreht,
wie ich. Wenn der Film gedreht ist, sind alle Rechte geschützt (dafür
habe ich sehr gute und teure Rechtsanwälte).
Für Emails beim Schreiben bin ich dankbar. Ich antworte zwar nicht,
aber gehe manchmal darauf ein, indem ich etwas bereits Geschriebenes ändere.
Und - ich fühle mich beim Schreiben nicht ganz so allein. Obwohl
ich allein sein muss, um überhaupt schreiben zu können.
Wenn ich schreibe, bin ich ein Mönch, der in seiner
Klosterzelle sitzt. Ich sitze da und warte - auf das, was mir einfällt.
Bis jetzt ist mir immer etwas eingefallen. Aber ob es auch in Zukunft
so weitergehen wird, weiss ich nicht.
2014: Bei meinem neuen Drehbuch-Projekt ist alles anders als bisher. Da meine frühere Regieassistentin und Hauptdarstellerin Serpil Turhan in diesem Jahr einen Film über mich dreht, wird sie mich beim Schreiben filmen. Ich muss also Schreiben und gleichzeitig das Schreiben spielen. Wir hoffen beide, dass das gut geht. Es ist ein großes Abenteuer.
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