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"Du hast gesagt, dass du mich liebst"


26.04.2005   Die Dreharbeiten von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" sind abgeschlossen. Wir haben gestern abend alle Muster der letzten vier Tage gesehen. Alles ist OK. Die Anstrengung am letzten Drehtag hat sich gelohnt. Wir haben das gekriegt (fast), wovon wir geträumt haben. Ich freue mich auf den Schnitt, mit dem wir heute beginnen.
Der ROHSCHNITT des gesamten Films ist heute schon fertig. Ohne Schnittcomputer (und Dörte) wäre das absolut unmöglich. Die Rohschnittlänge ist 136 Minuten. 26 Minuten müssen mindestens raus!!! Das wird schwer!
Gleichzeitig heute Umzug des Produktionsbüros, das ca. 4 Stunden weder per Telefon, noch Fax erreicbar war (nein Moana ist nicht insolvent) und Kostümprobe mit Hannelore Elsner für "RAUCHZEICHEN".
03.05.2005   Gestern im neuen alten Produktionsbüro. Elisabetta Pilia, die letzte Woche in Sardinien war, berichtet stolz von ihren Erfolgen. Aber es gibt auch Mißerfolge. Mir raucht der Kopf hinterher.
Am Nachmittag schauen Dörte, Katia und ich uns den bisherigen Schnitt an. Ich habe das Gefühl, ich breche unter der Last der zu treffenden Entscheidungen zusammen, gehe dann aber am Abend mit Dörte allein Schnitt für Schnitt der ersten Hälfte des Films durch. Dörte und ich merken wieder - wie schon bei "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" - wir können nicht gegen die Kamera schneiden. Die Kamera gibt uns den Rhythmus des Films vor. Viele Einstellungen, die Dörte gekürzt hat, müssen wir wieder verlängern. Die Schnittlänge ist jetzt: 121 Minuten und 30 Sekunden. Es scheint also doch ein Zweistundenfilm zu werden.
04.05.2005  

Heute haben wir den zweiten Teil des Schnitts überprüft, einige Szenen ganz herausoperiert, viele wieder mal verlängert und zwei Szenen umgestellt. Die Schnittlänge heute: 117 Minuten und 56 Sekunden (also doch unter zwei Stunden). Der Schluß gefällt mir sehr: Dörte sagt: "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" war schon eine Steigerung gegenüber "ROT UND BLAU". "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" ist nochmal eine Steigerung." Ich denke, es ist der ungewöhnlichste und kühnste Film, den ich seit langer Zeit gemacht habe. Ich hatte beim Drehbuchschreiben nach meiner Krankheit im letzten Jahr keine andere Wahl: ich mußte alles auf eine Karte setzen. Und diese Karte war Hannelore Elsner. So wie hier wird man sie noch nie gesehen haben. Ich bin sehr gespannt, wie Publikum und Kritik reagieren werden. Aber der Film ist ja noch lange nicht fertig. Am übernächsten Donnerstag wird Katia Tchemberdji die Filmmusik live am Flügel improvisieren. Walter Benjamin hat mal gesagt: "Die entscheidenden Schläge werden mit der linken Hand geführt. In der Improvisation liegt die Stärke." Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Kraft und das richtige Bauchgefühl haben wird, damit etwas ganz Großartiges herauskommt.
Am Nachmittag im Produktionsbüro - das schon ganz im Dienst von RAUCHZEICHEN steht - ging es schon weniger chaotisch als gestern zu. Alles geht seinen Gang. Diesmal, beim zweiten Anlauf, werden wir auch "RAUCHZEICHEN" schaffen, denn wir sind ein durch eine gewonnene Schlacht gestähltes Team. (Sam Fuller: "Film is a battleground")

05.05.2005  
Thomas Wilk besucht uns heute im Schneideraum. Wir besprechen die Titel von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" und lernen neue uns bisher verborgene Geheimnisse des Schneidens und Arbeitens mit Final Cut Pro kennen. Trotzdem sind noch immer einige Dinge der Postproduktion für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich hoffe, dass das Prinzip "learning by doing" uns hilft, die Dinge bei "RAUCHZEICHEN" zu vereinfachen. 
11.05.2005   Die Drehvorbereitungen für "RAUCHZEICHEN" werden so langsam dramatisch (aus meiner Sicht). Aber morgen und übermorgen nehmen wir erst einmal die Musik zu "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" auf und ich muß mich ganz und gar darauf konzentrieren und "RAUCHZEICHEN" erst mal vergessen. Von Katia Tchemberdji kriege ich diese Email. 
12.05.2005   Heute war die Musikaufnahme zu "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST". Katia Tchemberdji improvisierte am Flügel im großen Mischstudio von Geyer die gesamte Filmmusik an einem Tag. Eine Göttin der Musik spielte für eine Göttin der Schauspielkunst. Ich hatte manchmal ein ganz heiliges Gefühl. Die ganze komplizierte Aufnahmetechnik wurde sekundär. Es war ein Ereignis.  
13.05.2005   Freitag der Dreizehnte! Ein wilder Tag! Wer nicht abergläubig ist, mag das für einen Glückstag halten. Ich nicht! Trotzdem ist letzten Endes heute alles gut gegangen. Die gestern aufgenommene Musik von Katia ist nicht im digitalen Nirwana verschwunden, sondern auf unserem Computer. Zum Musikanlegen ist es nicht mehr gekommen, weil der Weg dorthin zu "weit" war. Erst am Abend traf sie in den Händen, bzw. auf einer Festplatte, von Kai Schoormann bei uns ein. Und da war schon Dienstschluß. Ein Foto beim Anlegen der beiden letzten Musiken, auf die ich am meisten gespannt war. Es zeigt Katia (die gerade eine Zeichnung für mich anfertigt - ich hab hier leider keinen Scanner, um sie hier zu veröffentlichen), Dörte und Kai Schoormann (ein Sound-Designer, der uns bei der Musikaufnahme geholfen hat). 
15.05.2005  

In neun Tagen ist Drehbeginn von "RAUCHZEICHEN". Die ersten Teams reisen heute ab. Dörte und Katia sind mit dem Anlegen der Musik von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" beschäftigt. Das Pfingstwetter hier ist katastrophal und auch über dem Mittelmeer (nach den Berichten der Journalisten vom Cannes-Filmfestival) sollen düstere Regenwolken hängen. Wir brauchen also wieder mal den Segen der Wettergötter! Gottseidank ist am 23. Mai Vollmond. Da soll ja immer das Wetter wechseln.
Die Kostümproben mit Hannelore Elsner gingen gestern zuende. Es war ein regelrechtes Fest. Lucie Bates (unsere neue Kostümfrau), Hannelore Elsner und ich waren uns fast immer einig. Wir hatten - wie in einer guten Ehe - oft gleichzeitig die gleichen Ideen und fühlten uns deshalb alle gut. Ein paar Fotos als Vorgeschmack auf das Drehtagebuch.

17.05.2005   Am 2. Juni läuft "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" um 22.25 Uhr auf 3SAT. Dörte sagte mir heute bei der Schlußabnahme des Schnitts, "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" müsste eigentlich so heißen. Dann werden die Titel angeliefert, und ruckzuck ist auf unserem Schnittcomputer für eine Weile alles wie verhext. Dann kämpfen wir beide mit dem Computer und etwas später auch mit der Musik, die mir plötzlich viel zu laut ist. Ich sage nur noch: das wird eine schwierige Mischung. Eins ist klar: Robby Jäger - unser Mischtonmeister - muss topfit sein. Ich auch.
18.05.2005  

Heute morgen haben Dörte und ich einen halben Tag lang die Musik zu "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" ganz allein und ohne jede Telefonunterbrechung - mit Höchstkonzentration - neu angelegt und dann war alles wunderbar. Die Götter der Musik waren auf unserer Seite. Die Musik, so wie wir sie jetzt angelegt haben, beobachtet Johanna Perl und erzählt subtil ihre Geschichte. Gegen Mittag kam Markus Böhm (Sound-Design) und holte sich unsere gesamte Arbeit (ca. 150 Gigabyte) auf seine Festplatte. Das hat mehr als eine Stunde gedauert. Wenn wir aus Sardinien am 4. Juli zurückkommen, wird alles zur Mischung, die am 11. Juli beginnt, fertig sein. Es wird ein schöner Film. Wer weiß, vielleicht mein bester (für möglich halte ich das schon). Wenn es tatsächlich so sein sollte, verdanke ich am meisten Hannelore Elsner, dann Ute Freund und Katia Tchemberdji. Ich knie vor allen Dreien voller Dankbarkeit symbolisch nieder. Es ist eine Gnade, mit solchen Menschen zu arbeiten.
Aus Sardinien erfahre ich von Ute Freund, dass dort die Sonne scheint und dass die "gefühlte Temperatur" 25 Grad ist. Ich denke, das ist die Idealtemperatur zum Filmedrehen.
Hannelore Elsner hat das Drehbuch von "RAUCHZEICHEN" nochmal gelesen und sagt mir, meine Art des Geschichtenerzählens sei "hinterfotzig" (sie ist eine Bayerin). Sie meint es als Kompliment und ich verstehe es als Kompliment, da ich lange genug in München gelebt habe. Für Nicht-Bayern: "hinterfotzig" ist so etwas wie "sophisticated", bloß viel, viel stärker!
Auf dem Foto unten: Markus Böhm und Dörte Völz-Mammarella.

07.07.2005   Für mich ein sehr hektischer Tag. Buchstäblich in letzter Sekunde alles mit Dolby in England für die Dolby Digitalmischung von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" geklärt. Gleichzeitig zahllose Anrufe und der Schnitt von "RAUCHZEICHEN". Uns fehlen noch immer Muster. Dabei haben wir schon ca. 100 Minuten Grob-Rohschnitt (Unser Script, Nergis Usta, die eine Länge von 145 Minuten gestoppt hat, liegt wahrscheinlich ziemlich richtig). Aber der Film wird kürzer!!!. Alle Mitarbeiter, die in LKW's und PKW's zurückfuhren sind gestern Abend heil in Berlin angekommen. Jetzt fehlt nur noch unser Ausstattungsteam.
11.07.2005   Der erste Tag der Mischung von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" ist für mich eine Katastrophe. Am Ende des ersten Aktes entdecken wir, dass Bild und Ton asynchron sind. Dörte hat offensichtlich nach der Musikaufnahme noch Veränderungen am Schnitt gemacht. Wir hoffen und beten, dass nach einer neuen Auspielung des Films auf Beta SP alles wieder synchron ist, und wir morgen weitermachen können. Wir versuchen es mit Galgenhumor zu nehmen.
12.07.2005   Die ersten Schritte in die digitale Postproduktion sind schwer (zumindest für jemand der vierzig Jahre analog gearbeitet hat). Heute hat alles geklappt bei der Mischung. Alles war jetzt wieder synchron. Wir haben dreieinhalb Akte gemischt. Die Kamera gefällt mir sehr. Die Musik auch. Der Schnitt auch. Es wird ein ganz spezieller ungewöhnlicher Film. Während wir gemischt haben, hat Ute Freund die Lichtbestimmung gemacht. Für alle, die es nicht verstanden haben: ich rede jetzt von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST".
12.07.2005   "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" ist fertig! Ich auch.
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