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"Frau fährt, Mann schläft"


19.05.2003   Heute haben wir die ersten 15 Minuten des Films bis zum Ende der Talkshow geschnitten. Dörte Völz ist schon jetzt begeistert. Ich nicht so. Vielleicht weil das Drehen mir noch in den Knochen oder in der Seele steckt. Dörte sagt: Die Einführung der Personen während der Talkshow muß wie ein Tanz werden. Ich denke, das wird nicht leicht. Aber wir haben ja noch ein bißchen Zeit. Immerhin weiß ich, welche wirklich wunderbaren Szenen noch vor uns liegen. Die Talkshow ist ja nur die Exposition. Heute Nacht habe ich von Hannelore Elsner geträumt. Wir saßen in einem Zug und ein Kinobesitzer mit wichtigen Kinos in München und Düsseldorf war bei uns und gab uns für beide Städte und für beide Filme seine besten Kinos. Ich hatte im Traum das Gefühl, es wird Spaß machen mit Hannelore Elsner durch Deutschland zu reisen und die Filme vorzustellen.
20.05.2003   In der Frühe um 7.30 sehen Michael, Justus und ich die Muster von Sardinien. Alles ist uns gelungen. Wir sind einen Moment zufrieden und glücklich. Dann beim Schneiden tauchen erste Schwierigkeiten auf. Nichts Gravierendes. Aber es gelingt uns, alle Probleme zu lösen. Wir finden eine sehr elegante Lösung für die erste Philosophie-Vorlesung von Professor Bogenbauer. Wir bleiben fast die ganze Zeit auf Juliette, die ihm lächelnd zuhört. Das macht den philosophischen Text geradezu spannend.
Auf der Suche nach Tonklebeband muß ich feststellen, daß meine Art des Schneidens - am Schneidetisch - inzwischen antiquiert ist. Es gibt nämlich kein Tonklebeband mehr zu kaufen. Ich beschließe also, den nächsten Film auf Avid zu schneiden.
Heute abend feiern wir in der "Schwangeren Auster" unser Schlußfest. Leider ohne Hannelore Elsner. Sie muß ab nächsten Montag wieder die Kommissarin spielen. Sie ist gerade aus Sardinien zurückgekommen und hat uns ein Fax geschickt. Das scanne ich allerdings erst morgen ein. Ich werde sie vermissen.
21.05.2003   52 Minuten Rohschnitt! Am 7. Mai schrieb ich über die Szene am Ostbahnhof: "Wenn die Szene gelungen sein sollte, dann habe nicht ich, sondern die Götter Regie geführt." Wir haben uns im Schneideraum für genau diese Szene entschieden. Und Dörte, die das Drehtagebuch nicht gelesen hat, sagte: Wenn dich die Kritiker hinterher fragen, wie haben Sie das bloß hingekriegt, daß dort am Bahnhof dieses wunderbare Chaos entsteht, das Hanns Zischler dazu zwingt seinen Text zu schreien? Sie werden dann sagen, Du bist genial. Leider bin ich das nicht. Es waren die Götter. - Auch die beiden ersten Hochhaus-Totalen sind schon eingeschnitten und sie passen ganz wunderbar.
22.05.2003   70 Minuten Rohschnitt! 60% des Films sind geschnitten. Ich schätze die Rohschnittlänge auf ca. 115 Minuten. Bis jetzt noch immer keine ernsthaften Probleme. Die 3. Hochhaustotale haben wir auch schon eingeschnitten. Auch sie funktioniert ganz wunderbar. Im Moment habe ich das Gefühl, der Film wird ziemlich philosophisch. Der Untertitel "Zeitreisen" ist mehr als gerechtfertigt. Eine Nachricht aus Cannes, wo "ROT UND BLAU" gestern lief: ROT UND BLAU ist für den Wettbewerb in Karlovy Vary eingeladen (immerhin ein A-Festival).
Es "läuft rund" würde Michael Wiesweg sagen. Ich sage: die Dinge mit dieser Zeitreisen-Trilogie kommen langsam in Fahrt.
23.05.2003    102 Minuten Rohschnitt. Bei der Friedhofsszene habe ich diesmal auch geweint. Aber es geht auch danach so weiter!!! Ich stelle heute verwundert fest: ich habe einen Genrefilm gemacht. "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" ist ein waschechtes Melodrama. Die "stillen Bilder" und die "Scherenschnitteinstellung" funktionieren ganz wunderbar. ALLES fügt sich zusammen. ALLE unsere Überlegungen beim Drehen gehen auf. Es ist ein Melodrama des 21. Jahrhunderts. Goethe, Nietzsche, Picht (in Gestalt von Professor Anton Bogenbauer) und der Krieg im Irak passen in dieses ganz private Drama. So langsam bekomme ich das Gefühl, daß wir da etwas ganz und gar Unglaubliches gemacht haben.
Versuchsweise haben wir heute einen Musik-Vorschlag unserer Komponistin angelegt und sind begeistert. Dörte sagte schon nach den ersten 3 Tönen: das ist gut. Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehen.
Meine Rohschnittlängen-Schätzung von gestern muß ich freilich korrigieren. Wahrscheinlich werden es eher 130 Minuten. Oder noch mehr.
Eins weiß ich ganz sicher: alle unsere Mühe, alles Leiden beim Drehen, aber auch beim Schreiben des Drehbuchs, hat sich gelohnt.
Wenn die Leute, die den fertigen Film bei der Teampremiere am 16. August, zum erstenmal sehen, nicht begeistert sind, dann haben sie unrecht.
24.05.2003   124 Minuten Rohschnitt. Melodramen dauern eben etwas länger. Wir sind schon in Italien. (Aber noch nicht auf der Fähre). Dörte UND ICH finden, daß die letzte Szene im Park der Nervenklinik die stärkste des Films ist. Stärker als die Friedhofsszene! Hannelore Elsner und Karl Kranzkowski reden über ihre Vergangenheit und sind einfach umwerfend! Die Statuen, die Achim und Bettina von Arnim da aufgestellt haben, stehen dabei stumm im Hintergrund. Und vor diesen stummen Zeitzeugen sprudelt das Leben. Der letzte Satz, den Karl Kranzkowski sagt, ist: Das Leben ging immer weiter. Und dann kommt die Szene an der Krummen Lanke, wo SUETWO zu ihrem Freund sagt, daß sie immer Zeit für ihn haben wird, weil sie mit ihm glücklich sein will. So fangen Liebesgeschichten immer an. Beim ersten Sehen dieses Schnitts erstarre ich vor Ehrfurcht über mein eigenes Drehbuch. (Es war so. - Sorry, das kommt nie wieder vor!)
25.05.2003   Der Rohschnitt ist fertig!!! In 7 Tagen! 137 Minuten! So lange war schon seit vielen Jahren kein Film mehr von mir. Ich hab mir entgegen meiner bisherigen Praxis, das, was wir heute geschnitten haben, nochmal angeschaut. (Wer darüber nachdenkt, was man gerade gemacht hat, kommt nie ans Ziel.) Die Sardienszenen gehen wie ein fließender Fluß ineinander über. Wir brauchen keine stillen Bilder. Die würden den Fluß nur aufhalten. Alles fügt sich nahtlos ineinander. Die oft ungewöhnlichen Kadrierungen passen zueinander, als hätten wir beim Drehen immer auch parallel geschnitten. Ich denke, der Film ist ein Glücksfall - ein Geschenk! Sowas kann man sich nicht vorher ausdenken. Sowas kann nur entstehen, aus sich selbst heraus, aus einer ungewöhnlichen Konstellation. Das Team (obwohl sich am Ende manche Mitglieder nicht mehr riechen konnten) war tatsächlich ein Dreamteam.
Ich fange an, mir Gedanken zu machen, wie der dritte Teil der Trilogie aussehen könnte. Läßt sich das, was dieser Film darstellt, steigern.
27.05.2003   Ich mache "Ferien auf dem Bauernhof". Aber es sind keine Ferien, sondern harte körperliche Arbeit. Um mich herum ist alles Wildnis. Ich versuche, wenigstens die gröbsten Wege freizumachen und den Film ganz und gar zu vergessen. Immer wieder denke ich an den dritten Teil der Trilogie. Aber das will ich jetzt ganz und gar nicht.
28.05.2003   Im Schneideraum geht alles gut voran (denn ich bin nicht mehr da). Für den Feinschnitt fehlt mir die Geduld und ich vertraue Dörte total. Am kommenden Mittwoch gibt's die erste Vorführung für einen Menschen von außen. Katia, die Komponistin, wird den Film zum erstenmal sehen. Hoffentlich leide ich dabei nicht allzusehr!
2.06.2003   Nichts Neues aus dem Schneideraum. Ich arbeite an den Abspanntiteln und überweise viel Geld (da ich nebenbei auch noch der Produzent des Films bin), Sabina Doerr räumt das Büro, und ich bin wieder allein in den Moana Headquarters. Odile Benyahia-Kouider von LIBERATION besucht mich und wir besprechen unser Interview am 12. Juni (2 Seiten in Libération, die Mitte Juli erscheinen). Sie ist stolz darauf, für Liberation zu arbeiten und sie gefällt mir sehr gut. Ich freue mich schon jetzt auf unser Interview. Wir sprechen über Cannes und über den französischen Titel von FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT. Sie schlägt vor: LA FEMME CONDUIT, L'HOMME DORT. Das klingt fast noch besser als der deutsche Titel. Der englische Titel steht sowieso fest: WOMAN DRIVING, MAN SLEEPING.
3.06.2003   Die vorläufige Rohschnittlänge von FRAU FÄHRT, MANN schläft ist 122 Minuten 30 Sekunden. Ein bißchen kürzer wird der Film noch werden. Ich träume fast jede Nacht von Szenen, die ich noch nachdrehen muß. Komisch, daß ich beim Drehen des Films überhaupt nichts geträumt habe.
Die Vorführzeiten für ROT UND BLAU beim Filmfest in München stehen jetzt fest: Freitag 4. Juli um 22.00 Uhr im MAXX 2 und Samstag, 5. Juli um 19.30 im MAXX 4.
Ca. 160.000 Mark überwiesen - das tut weh! Ein ziemlich großes Filmteam dreht vor meiner Haustüre. Ich gucke ein bißchen neidisch auf all das Equipment,
4.06.2003   Die erste Vorführung im Schneideraum. Ich leide wie ein Hund über die vielen Unvollkomenheiten. Vor uns liegt noch ein schweres Stück Arbeit. Trotzdem mußte ich bei der Friedhofsszene wieder weinen. Und was fast noch wichtiger ist, die "stillen Bilder" fügen sich ganz wunderbar in den Film ein. Sie enthalten ein Geheimnis. Der Film ist doch kein Melodrama, sondern nur ein Thome-Film (was auch immer das sein mag).
5.06.2003   Ich schaue mir heute früh die ersten 15 Minuten, die mir gestern gar nicht gefallen haben, nämlich die Talkshow, allein am Schneidetisch an und bin total erleichtert. So wie Dörte es jetzt geschnitten hat, ist es schön. Der Witz dabei, statt alles so kurz wie möglich zu machen, mußte jede Szene verlängert werden. Der Film ist langsam. Wenn man versucht, ihn schneller zu schneiden, verliert er seine Seele
Ich hatte heute Nacht fast nicht geschlafen. Hab mir irgendeinen Fernsehfilm um 20.15 angeschaut, um mal zu sehen, wie es die anderen machen. Dabei bin ich eingeschlafen und erst nach Mitternacht wieder aufgewacht. Der Fernseher lief noch immer. Aber es war ein anderer Film. Ein verrückter Film, mit oft wunderschönen Bildern. Aber zeimlich chaotisch. Ich hab ihn mir dann bis zum Ende angeschaut, um zu sehen, wer ihn gemacht hat. Es war "Bis ans Ende der Welt" von Wim Wenders.
Gestern kam per email dann auch noch die Einladung von ROT UND BLAU für die Viennale in Wien.
6.06.2003   Ab nächste Woche ist die Moana-Website überarbeitet und ROT UND BLAU und auch schon FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT ind die Filmographie-Seite integriert. Vielleicht gibt es auch neue Bilder aus den letzten 4 Filmen auf der Moana-Startseite.
Ich warte auf die Post, die mir täglich neue Rechnungsberge ins Haus schickt (wie kann man Spaß daran haben, Filmproduzent zu sein?) und auf einen Anruf aus dem Schneideraum, daß ich endlich neue verbesserte Rohschnittrollen sehen kann.
Da ich ein Internet-Freak bin, habe ich Zeit, einem Hinweis meines Tonmeisters Andreas Mücke zu folgen und lese in der New Filmkritik, die offensichtlich nur im Internet existiert. Ich lerne eine ganz neue Welt der Filmkritik kennen (und frage mich, ob die Leute, die da schreiben, dafür auch Geld kriegen- man muß ja leben). Vielleicht ist das die Zukunft?! für eine wirklich aufregende Filmkritik - so wie sie in Frankreich in den 50ger Jahren existiert hat und aus der heraus die Nouvelle Vague entstanden ist. Vor zwei oder drei Jahren machte der "Tagesspiegel" eine Umfrage, was wichtig sei, damit es endlich bessere deutsche Filme gäbe. Ich antwortete: Wenn es jedes Jahr 3, 4 neue Filmzeitschriften gibt, in denen Leute schreiben, die vom KINO träumen, dann wird es auch ein besseres deutsches Kino geben.
9.06.2003   Hannelore Elsner hat schon wieder einen Deutschen Filmpreis gekriegt. Für "Mein letzter Film". Wenn die Leute, die den Preis vergeben, wüßten, was sie in "Rot und Blau" und "Frau fährt, Mann schläft" gemacht hat! Dafür müßte sie im nächsten Jahr dann ihren dritten kriegen. Und Karl Kranzkowski auch!!!
Der Feinschnitt ist fast fertig. Die Länge ist jetzt: 1h 53min 49 sec. Der Film ist von monumentaler Einfachheit.
10.06.2003   Die Länge von gestern war falsch. Die richtige Schnittlänge (nennen wir's mal vorläufiger Feinschnitt) ist:
2 Stunden 1 Minute und 12 Sekunden.
Insgesamt sind 13 Szenen rausgeflogen. Wir hatten ein Drehverhältnis von 1:6 (das hat Fuji ausgerechnet).
11.06.2003   Um 18.00 Uhr Vorführung im großen Mischstudio von Geyer. Michael Wiesweg sagt nach der Vorführung: Rudolf, das ist dein bester Film.
Ich fühle mich, als hätte ich eine Psychoanalyse hinter mir: total "washed out". Beim Schnitt wird es nur wenige Änderungen geben. Bei der Tonbearbeitung wird es allerdings noch viel Arbeit geben. Es wird der erste Film von mir mit Dolby Stereo-Digital-Ton. Aber vor allem geht es jetzt um die Musik.
12.06.2003   Ich habe heute den ganzen Tag mit Odile Benyahia-Kouider von LIBERATION und Anette, eine deutschen Fotografin, verbracht. Von 9.30 bis 18.00. Wir haben uns in den MOANA-Headquarters, in der Fidicinstraße, getroffen, waren dann am Chamissoplatz, in der Bergmannstraße, in der Dessauer Straße (da wo Moana gegründet wurde), am Potsdamer Platz, am Wannsee (auf dem Bootssteg, der schon in so vielen Filmen von mir vorkommt) und in Kleinmachnow im Beethovenweg, da wo wir vor 12 Jahren "Liebe auf den ersten Blick" gedreht haben. Es war eine Zeitreise in meine Berliner Vergangenheit und es hat uns allen viel Spaß gemacht.. Ich habe eine Art von Journalismus diesmal selbst erlebt, den ich nur aus der New York Times kenne und den ich dort immer bewundert habe. (Merci Odile!) Es macht Spaß mit Menschen zusammenzusein, die ihren Beruf lieben. Am Abend lese ich dann eine email von Hans Hurch, dem Leiter der Viennale, über die ich mich ganz außerordentlich gefreut habe (denn nach den ersten Reaktionen von Festivalfachleuten und der deutschen FBW hatte ich schon an meinem Kino-Verstand gezweifelt). Deshalb veröffentliche ich sie jetzt hier:

Lieber Rudolf Thome!
Ich habe am Rande des Festivals von Cannes in einer Marktvorführung Ihren neuen Film
ROT UND BLAU gesehen. Und ich finde - ohne jede Schmeichelei - es war einer der schönsten Filme, die es im ganzen Festival zu sehen gab. Der Film hat mich wirklich berührt. Und ich wäre stolz und würde mich sehr herzlich freuen, den Film bei unserem Festival Ende Oktober hier in Wien zeigen zu können. Und möchte Sie dazu schon heute in alter freundschaftlicher Verbundenheit dazu wieder nach Wien einladen.
In der Hoffnung auf Ihren schönen Film und ein Wiedersehen in Wien
herzlichst
Hans Hurch

Morgen ist Freitag, der 13. und ich werde deshalb versuchen , möglichst wenig zu tun. Aber wer weiß, was alles ohne mein Zutun passieren wird
16.06.2003   Am Freitag Auftrag für Anfangs- und Schlußtitel. Am Samstag treffe ich auf einer privaten Party Herbert Fritsch (es ist schön, ihn wieder zu sehen). Am Sonntag auf dem Bauernhof: ich suche Aktenorder, die beim Aufräumen des Büros, dorthin geschafft wurden, denn ich habe wieder eine Steuerprüfung.
Heute Auftrag für Zwipo für die Anfangstitel und Überspielung des gesamten Films auf VideoKassette für Katia Tschemberdji, die Komponistin.
Gudrun Max holt sich Eine Videokassette von "Rot und Blau" für unser Interview am nächsten Wochenende auf dem Bauernhof.
17.06.2003   Katia fängt HEUTE an die Musik für "Frau fährt, Mann schläft" zu komponieren. Irgendwie kann ich Überlegungen, wie der dritte Teil der "Zeitreisen" aussehen könnte, nicht aus meinem Kopf kriegen.
Option 1: Rückkehr nach Ureparapara
Option 2: In der Wüste (nicht notwendigerweise Arabien, kann ja auch Australien sein oder USA)
Option 3: eine exotische Großstadt (z. Bsp. Sao Paulo)
18.06.2003   Katia hat mir ihre Musikvorschläge gefaxt: 26 Minuten Musik in einem Zweistundenfilm. Auf den ersten Blick scheint mir das zu wenig.
Dann esse ich Souvlaki wie immer beim Griechen an der Marheineckehalle. Wer läuft draußen vorbei: Cora Frost. Sie kam von einer Beerdigung und wir haben dann zusammen gegessen.
Was ist bloß los? Die Reise in die Vergangenheit geht weiter, ohne mein Zutun. Dabei will ich mich doch jetzt mit der Zukunft beschäftigen. Ist das Geheimnis der Zukunft etwa die Vergangenheit?
20.06.2003   Dörte und ich wollen mehr Musik von Katia. Ich schicke ihr ein Fax, aber höre nichts von ihr, weil sie vermutlich arbeitet. Wieder auf dem Bauernhof. Morgen mache ich hier mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil das Interview für's Presseheft von "Rot und Blau". Hoffentlich haben wir ein bißchen weniger Wind und mehr Sonne als heute. Ich sauge jede Menge Spinnenweben ein und versuche so eine Art Grobputz in den meisten Zimmern.
21.06.2003   Heute morgen lese ich, daß Gudrun und Karlheinz erst gegen Mittag kommen und erhalte ein email von Katia:
22.06.2003   Hatte gestern zum ersten Mal im Leben einen Hexenschuß. Habe immer wieder Feldenkrais-Übungen gemacht. Beim Interview mit Gudrun (die auch ziemlich lädiert war) und Karlheinz hab ich die Schmerzen vergessen.
26.06.2003   Die Tonbearbeitung des ersten Akts ist fertig. Heute beginnen die Proben für die Musikaufnahme in der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Ich bin mehr als gespannt auf das, was Katia komponiert hat.
27.06.2003   Ich bin noch immer damit beschäftigt, das Interview zu "Rot und Blau" abzutippen. Lange bevor das Presseheft gedruckt wird, wird es hier zu lesen sein. Die Neugestaltung der Website ist weitgehend fertig (es gibt inzwischen links zu allen Filmen) und als besonderes Bonbon einen link zur alten Moana-Website aus dem Jahr 1999. So wie alles angefangen hat - mit Herbert Fritsch und mit "Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzen". Morgen fahre ich nach Hannover zu den Musikaufnahmen.
30.06.2003   Bei der Musikaufnahme in Hannover. Ich habe die Titelmusik, die Musik auf der Fahrt zur Talkshow, die Musik zur Beerdigung von Thomas und die Schlußmusik gehört. Viele Streicher, Klavier und eine Flöte. Die Musik ist einfach und komplex zugleich - wie der Film. Das Hauptmotiv ist ein Ohrwurm. Ich bin sehr erleichtert nach Berlin zurückgefahren. Nächste Woche zwischen dem Münchner Filmfest und Karlovy Vary machen wir den Musikschnitt.
1.07.2003   Das Interview zu "Rot und Blau" ist im Computer abgetippt. Es wird natürlich noch stark überarbeitet. Aber ich hab's mal ins Internet gestellt, weil es bestimmt noch zwei Wochen dauert, bis die druckreife Version vorliegt und ich für's Münchner Filmfest schon was anbieten wollte. Hier ein direkter Link: http://www.moana.de/FilmeDeutsch/SFRbD/SFRbInt.html
Gerade kommt von Katia ein Anruf aus Hannover. Eine neue Putzfrau hat alle Noten für die Musikaufnahme heute morgen in den Müll geschmissen, weil sie im Tonstudio auf dem Boden lagen. Katia mußte sie dann aus dem Müllcontainer wieder herausholen. Aber alles klappt trotzdem wie geplant. Warum muß das Leben (fast) immer so kompliziert sein! Mein Nachbar über mir klopft seit drei Stunden mit einem Hammer auf dem Boden herum. Morgen muß ich einen Text für die Süddeutsche Zeitung über das Drehen von "Rot und Blau" schreiben - hoffentlich ist er bis dahin mit dem Hämmern fertig geworden!
3.07.2003   Zur Welturaufführung von "Rot und Blau" erscheint in der Süddeutschen Zeitung von morgen, die ich mir gerade am Marienplatz geholt habe mein Text zu "Rot und Blau". Hier ein Link zu dem, was ich geschrieben habe.
Von Ponkie gibt's eine Kritik in der Abendzeitung:
"Eine jener schwerelos heiteren Frauen- und Männer-Gefühlsexpeditionen, mit denen Thome auf seiner individuellen Rohmer-Wolke in skurrile Liebesparadiese davonschwebt. Hannelore Elsner erhält als Geschiedene eines Teppichhändlers Besuch von ihrer Tochter Ilke (Serpil Turhan) aus Istanbul, die ihre geerbten Schwarzgeld-Moneten in Mutters Datscha-Garten vergräbt und mit Vaters Freund Samuel (Hanns Zischler), Mutters Hausmann Gregor (Karl Kranzkowski) und Mutters Freundin Samantha (Adriana Altaras) ein Familienfest feiert: Eine Glücksfibel von entwaffnendem Charme."
5.07.2003   Ein wunderbarer Tag: das Kino ist ausverkauft und plötzlich wie von Zauberhand ist ALLES anders. Das Publikum liebt "Rot und Blau". Alle drei Schauspielerinnen, Hannelore Elsner, Serpil Turhan und Joya Thome werden begeistert empfangen und müssen hinterher viele Autogramme geben. Joya hat ihre gezählt: es waren fünf. Die Beziehung zwischen mir und Hannelore Elsner wird noch intensiver. Denn jetzt reagiert das Publikum.
7.07.2003   Gerade kommt die Einladung zum Warschau International Filmfestival für "Rot und Blau" im Oktober. Die Team-Premiere in Berlin für "Frau fährt, Mann schläft" ist für Samstag, den 23. August vorgesehen, voraussichtlich wieder im Delphi-Kino.
8.07.2003   Heute kommt die Einladung zum Sao Paulo Filmfestival für "Rot und Blau". Es wird langsam eng mit den Terminen.
Der Musikschnitt der ersten vier Akte ist fertig. Wir sind begeistert!!! Auf eine Frage von Dörte, ob es bei einer bestimmten Szene auch Musik gibt, sagt Katia: "Ich bin ja wie Wagner" und zeigt damit ein wunderbares Selbstbewußtsein. Es gab noch nie einen Musikschnitt bei meinen Filmen, der sich in einer so heiteren Atmosphäre abgespielt hat.
Ich habe das sehr starke Gefühl im Moment: Alles wird gut! (Das hat Michael Wiesweg beim Drehen von "Rot und Blau" immer gesagt - beim neuen Film allerdings nicht). Vielleicht gilt es für beide Filme. Vielleicht sogar für die ganze Trilogie. Ein Foto von heute aus dem Schneideraum (fotografiert von Heide Hans, die deshalb nicht mit auf dem Bild ist).
9.07.2003   Der Musikschnitt ist fertig. Ich bin stolz und glücklich über die Musik. Dörte auch. Mein Instinkt, diesmal eine russische Komponistin für klassische Musik zu wählen, war richtig. Ich freue mich darauf, den fertigen Film einem Publikum zu zeigen. Danke Katia! (Ich muß mich mit dem nächsten Film beeilen, sonst kann ich dich nicht mehr bezahlen)
Der Termin für die "TEAM-PREMIERE" von "Frau fährt, Mann schläft" steht jetzt fest:

Samstag 23. August 2003 im Delphi-Kino 11.00 vormittags.
11.07.2003   Die Vorführung in Karlovy Vary vor 1200 Zuschauern ist ein voller Erfolg. Zunächst reagiert das Publikum zögernd, dann reagiert es immer intensiver auf den Film. Zwischendurch gibt es sogar Szenenapplaus. Am Ende langer Beifall. Hannelore, Serpil und Joya sagen, er war sogar länger und intensiver als in München.




17.07.2003   Der Verleih von ROT UND BLAU steht seit heute fest: academy films ludwigsburg. In den nächsten Tagen wird der genaue Starttermin festgelegt.
Die Titel von "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" sind heute fertig geworden. Die genaue Länge (mit Titelabspann ist 122 Minuten.
19.07.2003   Im August (voraussichtlich) macht die deutsche VOGUE ein Vogue-Gespräch zwischen Hannelore Elsner und mir. Es sollte dann im Dezember zum Start von ROT UND BLAU erscheinen. Für "FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT" hoffen wir auf die Berlinale.
20.07.2003   Eine wunderschöne Kritik in Variety über ROT UND BLAU.
21.07.2003  

Heute erreicht mich, völlig unerwartet, dieser spontane Plakatentwurf - von Doris Engelhard - einer treuen Leserin meiner Website nach dem Sehen von "ROT UND BLAU" auf dem Münchner Filmfest.
Kommentare erwünscht!
Hannelore Elsner macht ein seit langem gegebenes Versprechen wahr und besucht mich auf dem Bauernhof — am heißesten Tag des Jahres. Es gefällt ihr gut, denn sie erinnert sich an ihre Kindheit. Sie hat mir schon in letzten Jahr nach "ROT UND BLAU" gesagt: "Ich bin ein Landmädchen
und kann dir bei der Arbeit da helfen".


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24.07.2003   Die druckfertige Version des Interviews mit Gudrun Max und Karlheinz Opustil zu "Rot und Blau" ist jetzt im Internet.

Hannelore Elsner hilft mir bei der Gartenarbeit.

Hannelore Elsner liest - nach der harten Arbeit - "Naokos Lächeln" von Haruki Murakami
28.07.2003   Der erste Tag der Mischung. 35 Minuten des Films sind gemischt. Die Talkshow-Szene war ein hartes Stück Arbeit für Robby Jäger, unseren Mischtonmeister. Katia Tschemdjis Musik funktioniert. Ich bin so müde vom gestrigen Tag, daß ich manchmal für ein paar Minuten in Tiefschlaf falle und einmal hinterher nicht mehr weiß, wo ich bin. Es ist beruhigend, ein wunderbares Team um mich herumzuhaben, auf das ich mich 100prozentig verlassen kann. Im übrigen bin ich den ganzen Tag ziemlich grantig. Ein Filmregisseur ist eben auch nur ein Mensch. Mich ärgert maßlos, daß es bei Geyer keine Kantine mehr gibt. Bei der Mischung von "Rot und Blau" im letzten Jahr war sie noch in Betrieb. Hier zwei Fotos aus dem Mischstudio.


Robby, der dunkle Mann im Vordergrund vor der letzten Szene - Sues Traum -, die wir heute gemischt haben, an seinem Arbeitsplatz.
29.07.2003   Der zweite Tage der Mischung. Jetzt sind 85 Minuten gemischt. Die beiden Hauptdarsteller, die Musik und die "stillen Bilder" geben dem Film manchmal eine unglaubliche Dimension. Ich habe heute mehrmals gedacht: es wird ein großer Film. Ich glaube, ich hab sowas noch nie gemacht (aber ich kann mich irren — und wer weiß, was meine Mitmenschen denken werden, wenn sie den Film sehen.
30.07.2003   "Frau fährt, Mann schläft" ist FERTIG!!!


Unsere Schneideraum- und Misch-Crew beim Champagnertrinken (nachdem alles fertig ist).
31.07.2003   Heute erscheint in "Libération" mein Interview. Hier ein Link.
8.08.2003   Am 23. August um 11.00 ist die Team-Premiere von "Frau fährt, Mann schläft" im Delphi-Kino in Berlin.
Auch alle, die diese Website lesen, sind herzlich dazu eingeladen.
Ab 7. September schreibe ich das Drehbuch für Zeitreisen - Die Zukunft". Dann beginnt ein neuer Film und alles, was auf dieser Website über den alten Film zu sehen und zu lesen ist, wird verschwinden.
Ein langes Telefongepräch mit Michael Wiesweg. Das Fazit: wir lieben uns immer noch und werden auch den dritten Teil der Trilogie (mit Hannelore Elsner) zusammen machen. Ich hab ihm gesagt, es wäre ein Drama für den deutschen Film, wenn unsere Zusammenarbeit nicht fortgesetzt würde. Wir wissen beide, was Kino ist (und wer weiß das schon)..
 
10.08.2003   Motivsuche auf Valentinswerder bei Adriana Altaras und Wolfgang Böhmer: ein wunderbares Haus auf einer Insel, wo man nur mit einer Fähre hinkommt. Den ganzen Tag fahren Schiffe vorbei. Für mich eine unbekannte neue Wasser-Welt.
12.08.2003   Heute kommt die Einladung zum Flanders Film Festival nach Ghent (7. - 18.10.03) für "Rot und Blau".
14.082003   Nullkopie-Abnahme bei Geyer und die Einladung für "Rot und Blau" zum Eilat International Film Festival - 2004. It will be held on February 19-21, 2004.
21.08.2003   Habe zum erstenmal wieder unseren alten Schneideraum betreten. Ein bißchen wehmütig, weil ich weiß, daß der nächste Film auf Avid geschnitten wird. Mußte meine Espressomaschine abholen. Habe die Nullkopie bei Geyer abgeholt und dort gehört, daß im September 50 Mitarbeiter entlassen werden (darunter viele, mit denen ich lange zusammengearbeitet habe). Das zumindest ist ein Nachteil des Älterwerden. Schon vor 15 Jahren, mit Martin Schäfer, hatten wir beide ganz stark das Gefühl: wir sind Dinosaurier - vom Aussterben bedroht.. Inzwischen habe ich weitere 10 Filme gedreht und denke nicht im Traum ans Aussterben.
Mein Auto ist vollgeladen mit Prosecco-Flaschen für die Team-Premiere am Samstag. Ich bin ziemlich nervös. Auch nach 22 Filmen ändert sich daran nichts. Wenn man alles gibt und alles riskiert, ist das Ende - die Zuschauerreaktion - immer offen.
Ich werde am Sonntagmorgen über das Resultat der Team-Premiere berichten. Wenn es eine Katastrophe wird, schreibe ich vielleicht nur: OH GOTT! - wer weiß.
25.08.2003   Das Publikum hat mit enthusiastischem Beifall auf "Frau fährt, Mann schläft" reagiert. Fast alle Proseccoflaschen wurden ausgetrunken (immer ein gutes Zeichen). Obwohl viele Eingeladene nicht da sein konnten, waren es ca. 400 Zuschauer. Ich hörte von mehreren Seiten "ein großer Film". Verleih und Weltvertrieb stehen fest. Jetzt kann ich in Ruhe darangehen und den dritten Teil der Trilogie schreiben.
Bei einer Geburtstagsparty am Sonntag hat mich Karlheinz Oplustil auf Parallelen zu Rossellinis "Europa 51" hingewiesen. Meine Antwort: Hab ichg nicht gewußt. Aber vielleicht werde auch ich dann sechs Filme mit Hannelore Elsner drehen.
Heute morgen kam ein Fax von Adriana Altaras, die fast alle meine Filme kennt und auf das ich stolz bin:
27.08.2003   Heute erreicht mich die Nachricht, daß "Venus Talking" am kommenden Dienstag, den 9. September um 22.00 im australischen Fernsehen (SBS) läuft.
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