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"DAS ROTE ZIMMER"

25. 08. 2010  
Seit gestern Nacht arbeitet vor allem erstmal unser neuer Schnittcomputer mit zwölf Kernen. So wahnsinnig schnell, wie Christian Kuß und ich das uns erträumt hatten, ist er allerdings nicht.
Beatrice Babin und ich schneiden heute zunächst mal zweinhalb Minuten. Wir kommen nicht weiter, weil alle Drehtage in Ost-Vorpommern noch nicht gerendert sind. Wir stellen fest, 2 Minuten Film brauchen etwas mehr als doppelt so lange zum Rendern. Und wir haben viele, viele Minuten, da Ute Freund immer wieder auch die Proben aufgenommen hat. Beim nächsten Film werde ich zur Aufzeichnung eine Proben-Festplatte und eine Aufnahme-Festplatte benutzen. Beim Versuch heute abend den Rest auf einen Schlag zu rendern, damit wir morgen beim Schneiden richtig loslegen können, stürzt unser Final Cut immer wieder ab. Jetzt muss ich mitten in der Nacht nochmal aufstehen und in der zweiten Nachthälfte den Rest der Red One-Dateien zum Rendern auswählen.
26. 08. 2010   Der 1. Schneidetag: Den ganzen Tag hat mein Computer die Red One-Daten gerendert. Wir probieren, ob es geht, dass wir gleichzeitig auch schneiden können oder ob Final Cut dann abstürzt. Es geht!!! Wir können weiterarbeiten und kommen auf 22 Minuten und 31 Sekunden Rohschnitt. Beatrice Babin muss über viele Szenen lachen und macht mich damit glücklich. Es wird ein toller, verrückter Film. Ich kann es kaum erwarten, morgen weiterzuarbeiten.

27. 08. 2010   Der 2. Schneidetag: Wir kommen bis Szene 43 und erreichen 42 Minuten und 34 Sekunden Rohschnitt, das ist schon ein Drittel des Films. Leider stoßen wir immer wieder auf Einstellungen, die gerendert sein müssten, es aber nicht sind. Oder gerenderte Szenen, die nach ein paar Sekunden abbrechen. Das ist sehr frustrierend. Es wird höchste Zeit, dass Apple eine neue, an die schnellen Rechner angepasste Version von Final Cut herausbringt.
Den Ton, der aus dem Navigationsgerät kommt, nehmen wir beim Schneiden schnell selbst auf. Beatrice Babin spricht den Text, da meine Stimme nichts mehr taugt. Das gefällt mir total und erinnert mich an die Herstellungsweise meiner allerersten Filme. Wie oft bin ich beim Schneiden von "ROTE SONNE" alleine in der Nacht an den Starnberger See gefahren und habe versucht, die gleiche sanfte Wellenbewgung des Wassers zu kriegen, so wie sie in der letzten Einstellung im Bild zu sehen ist.

Peter Knaack erreicht, nachdem ihm Milan Peschel den Weg beschrieben hat, den Ortsausgang von Klein-Blittersdorf und gleich danach das blaue Haus der beiden Mädchen.
29. 08. 2010   Der 3. Schneidetag: Wir kommen beim Rohschnitt bis Szene 74 (von 125) und haben bis jetzt eine Länge von 74 Minuten. Also zu kurz wird "DAS ROTE ZIMMER" auf keinen Fall. Eher etwas länger, als von mir gedacht und von meiner Tochter Joya gestoppt. Beatrice Babin hat wieder viel gelacht. Auch bei Szenen, wo ich das nicht so erwartet habe.
Ich mache mal einen Link auf das von mir live im März 2009 geschriebene Drehbuch, das seit Ende Juni wieder im Internet ist.
30. 08. 2010   Der 4. Schneidetag: Heute erreichen wir Szene 102 (und mir fällt bei der heute letzten Szen mit Venus ein Stein vom Herzen). Der Rohschnitt, es ist ein sehr roher Rohschnitt, ist jetzt 105 Minuten lang. Ich bin total glücklich. Beatrice muss wie bisher immer wieder lachen, und manchmal strahlen ihre Augen vor Freude. Bei manchen Szenen hatte ich völlig vergessen, wie schön sie geworden sind. Auch einige mitgedrehte Proben, weil die Schauspieler darin am besten sind, haben wir ausgewählt. Das haben wir ab Drehmitte leider nicht mehr gemacht. Da war ich leider schon zu sehr erschöpft, um gegen die beim Drehen immer wieder alles dominierende Technik anzukämpfen. Was ist ein kleiner Schatten, wenn die Schauspieler gerade vor meinen Augen ein Wunder vollbringen! Ich schwöre, beim nächsten Film mache ich das anders!
Am Abend, als wir uns verabschieden, sagt Beatrice zu mir: es macht Spaß, mit dir zu arbeiten.
31. 08. 2010  

Der 5. Schneidetag: Der Roh-Rohschnitt ist fertig. Einhundertvierundzwanzig Minuten. So kurz wie "PINK" wird "DAS ROTE ZIMMER" leider nicht. Beatrice sagt, der Film zeigt, dass Du an die Liebe glaubst.
Der Starkregen am Schluss des Films ist ein Happyend mit atmospärischer Eintrübung. Ich hatte mir das anders vorgestellt. Aber so ist es besser, weil realistischer - und ganz und gar kein Klischee. Morgen fangen wir an zu kürzen. In meinem Kopf geht es jetzt zu wie in einem Ameisenhaufen. Das ist kein wünschenswerter Zustand.

1. 09. 2010  
Der 6. Schneidetag: Beatrice Babin und ich beginnen mit dem zweiten Rohschnittdurchgang. Bis Szene 43 fallen 9 Minuten unserer "digitalen Schere" zum Opfer, darunter schon eine komplette Szene. Der Film flutscht schon sehr viel besser. Vielleicht schaffen wir tatsächlich die Stoppzeit meiner Tochter Joya. Das wären 95 Minuten. Aber eigentlich hätte ich den Film gern noch etwas kürzer. Mein Längengefühl beim Schreiben des Drehbuchs lag bei etwa 85 Minuten.
2. 09. 2010   Der 7. Schneidetag: heute kommen wir bis Szene 99. Wieder fallen 9 Minuten weg. Die Filmlänge heute: 106 Minuten. Wenn wir morgen nochmal 9 Minuten Kürzung schaffen, landen wir bei 97 Minuten.
3. 09. 2010   Der 8. Schneidetag: der zweite Rohschnittdurchgang ist fertig. Der Film ist 103 Minuten lang geworden, obwohl wir noch drei komplette Szenen rausgeschmissen haben. Aber da der Film schön ist, und es bis zur letzten Filmsekunde Spaß macht, den drei Hauptdarstellern bei ihren Liebes- und Gefühlsabenteuern zuzuschauen, denke ich, dass das Publikum nicht unruhig im Kinosessel hin- und herrutschen wird.
4. 09. 2010   Der 9. Schneidetag: "DAS ROTE ZIMMER" ist - ohne mich - 30 Sekunden kürzer geworden.
6. 09. 2010   Der 10. Schneidetag: "DAS ROTE ZIMMER" ist - wieder ohne mich - 30 Sekunden kürzer geworden. Die Gesamtlänge ist jetzt 101 Minuten und 30 Sekunden.
7. 09. 2010   Der 11. Schneidetag: Heute wird der Film 55 Sekunden kürzer. Ich bestätige nochmal alle Termine zur Fertigstellung. Wahrscheinlich haben wir die erste Filmkopie schon in der dritten Oktoberwoche. Beatrice sichert jeden Tag ihre Arbeit auf vielfältige Art. Das beruhigt sie und mich.
8. 09. 2010   Der 12. Schneidetag: Heute werden wir nochmal 50 Sekunden kürzer. Die Länge ist jetzt 99 Minuten und 45 Sekunden. Wir bereiten uns vor auf eine Vorführung im Kino, denn Beatrice will, bevor wir den Feinschnitt beenden, "DAS ROTE ZIMMER" einmal auf einer großen Kino-Leinwand sehen. Diesen Luxus habe ich mir seit Ewigkeiten nicht mehr gegönnt, aber ich sehe ein, dass das hilfreich sein könnte.
10. 09. 2010   Der 13. Schneidetag: Beatrice und ich nehmen einen neuen Anlauf nach der gestrigen Vorführung im Kino. Wir stellen viele Szenen um. Vor allem am Anfang. Und verfeinern im übrigen den Schnitt. Heute ist "DAS ROTE ZIMMER" 100 Minuten und 43 Sekunden lang. Die endgültige Länge ist mir jetzt egal. Ich habe - in Abwandlung des letzten Satzes von Luzie im Film - nur noch einen Wunsch, der Film soll so schön, wie es nur geht, werden. Sogar die Autofahrt mit dem "Just Married"-Schild in den Himmel haben wir am Ende wieder reingenommen.
11. 09. 2010   Eine email von Ute Freund ganz früh am Morgen mit ihren Reaktionen zur Vorführung am Donnerstag (ich war meiner so sicher, dass ich Idiot sie dazu aufgefordert habe), stürzt mich in eine tiefe Krise, so dass ich mir den ganzen Film heute morgen - da Beatrice erst am Nachmittag kommt - alleine anschaue. Ich stelle fest, dass ich nur noch die Wirkung und Qualität einzelner Schnitte beurteilen kann, aber nicht mehr die Film-Erzählung. Auch bei den komischsten Szenen ist mir nicht mehr nach Lachen zumute. Kann es sein, dass jede einzelne Szene, die für sich beim Rohschnitt total komisch war, im Filmzusammenhang nicht mehr komisch ist?
Wenn ich nicht wüsste, dass es mir bisher bei jedem Film so gegangen ist, würde ich mich aus Verzweiflung aus dem Fenster stürzen.
Dazu lese ich heute morgen die Kritiken zu Tom Tykwers neuem Film "Drei" aus Venedig. Da geht's um eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau und zwei Männern. Nach einer solchen Geschichte werde ich von Frauen immer wieder gefragt. Sowas könnte ich nie drehen. Bei mir sind es - wie immer - ein Mann und mehrere Frauen. In diesem Fall zwei.
Der 14. Schneidetag: Beatrice und ich gehen nochmal durch den ganzen Film, verändern unglaublich viel. Wir gehen jetzt richtig radikal vor: manche Szenen fliegen ganz raus, andere kommen wieder dazu. Und vieles wird wieder länger. Wir haben beide das Gefühl, dass der Film besser geworden ist. Beatrice sagt am Ende unserer heutigen Arbeit zum Abschied: Dein einsames Anschauen des ganzen Films heute morgen hat uns einen ganzen Schneidetag erspart. Ich antworte: Nochmal mache ich das nicht. Beatrice: Es macht aber auch Spaß, in deiner Verzweiflung mit dir zu arbeiten. Heute habe ich sogar bei vielen neugeschnittenen Szenen wieder gelacht.
12. 09. 2010   Der 15. Schneidetag: Wir sind mit dem Feinschnitt von "DAS ROTE ZIMMER" fertig. Wow! Wie lang der Film jetzt geworden ist, sag ich nicht mehr.

Gleichzeitig arbeitet unser Zwölfkernrechner an einer Doublelayer-DVD ohne Timecode für den Direktor der Viennale Hans Hurch und an einer Quicktime-Ausspielung mit Timecode für unsere Komponistin Katia Tchemberdji, die in der kommenden Woche die Musik komponieren und aufnehmen wird.
Vielleicht verändern Beatrice und ich nochmal was am Schnitt, wenn wir am nächsten Wochenende die Musik anlegen.
Während unser Rechner arbeitet, trinken Beatrice und ich erstmal eine Flasche Wein.
20. 09. 2010   Der 16. Schneidetag: Beatrice geht nochmal durch den gesamten Film. Die Einladung zur Viennale und das, was Hans Hurch mir geschrieben hat (das steht im Moana-Tagebuch), hat alles verändert. Ich kann endlich wieder lachen bei einzelnen Szenen. Wir ändern so gut wie nichts am Schnitt. Morgen werden wir mit Katia Tchemberdji die Musik anlegen, denn die wird heute Abend fertig. Wir sind beide maßlos gespannt, denn wir haben nichts vorher gehört. Wenn ich Noten lesen könnte, wüsste ich mehr.
21. 09. 2010   Der 17. Schneidetag: Die Musik ist angelegt. Beatrice und ich spielen mit der von Katja Tchemberdji komponierten Musik wie zwei Kinder mit roten und blauen Bauklötzchen bis tief in die Nacht. Wir haben dabei unendlich viel Spaß und vereinbaren per Händedruck, dass wir auch den nächsten Film zusammen schneiden werden. Wie zwei Nachtwandler finden wir, Beatrice mehr noch als ich, die richtigen Stellen für den Einsatz der Musik. Sie wird im ganzen Film immer sehr leise sein. Manchmal an der Grenze zur Unhörbarkeit. So dass der Zuschauer nicht mehr weiß, ist da Musik oder klingt sie nur noch in seinen Ohren nach.
Da Mischtonmeister generell - auch Robby Jäger, der mein Lieblingsmischtonmeister ist - die Tendenz haben, wenn Musik zu hören ist, sie auch laut zu machen, denkt Beatrice daran, mit einer geladenen Pistole zur Mischung zu kommen. Ich denke, dass das nicht nötig sein wird.
22. 09. 2010   Heute ist kein Schneidetag mehr. Auch nicht am Trailer. Es gibt nur immer wieder mal Probleme beim Transfer der Dateien. Nicht bei The Post Republic für das Colorgrading, aber bei Tatjana Jakob, die mit allen Daten das Sound-Design macht.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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