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07 Dezember


01.12.2007  

Solange wie heute habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen - bis 9 Uhr. Am Nachmittag sehe ich mit Ute Freund, Nicolai Zeitler und Serpil Turhan die Muster vom Donnerstag und bin schon wieder begeistert. Wenn ich eine Zeitreise machen könnte, würde ich das auf der Stelle tun. Was wird mit diesem Film passieren? Kriegt er den goldenen Bären auf der Berlinale 2009? Wird er der Kinohit im gleichen Jahr mit - naja sagen wir mal - 10 Millionen Zuschauern. Irgendwie habe ich das Gefühl, alles sei möglich.
Dazwischen quäle ich mich, weil ich der "Tagesspiegel/Ticket-Redaktion" zugesagt habe in der Rubrik "Mein Wunschprogramm" meinen Wochenplan für die Woche vom 6,. bis 12. Dezember zu beschreiben. Ich kann ja schlecht schreiben, ich sitze jeden Tag im Kant-Kino und im Babylon-Mitte und gucke, wieviel Zuschauer in "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" gehen. -
(etwas später)
Mir ist das Geheimnis von PINK endlich- beim So-Nachdenken über Alles - aufgegangen. Hannah Herzsprung hat mir ihre Seele - selbstverständlich die Seele ihrer Filmfigur - schon gezeigt. Jetzt wird das, was ich geschrieben habe, ganz plötzlich total lebendig. Komisch, traurig und dann am Ende utopisch glücklich.

04.12.2007   Heute ist unser vorerst letzter Drehtag. Jetzt warten wir auf Schnee. Im "Filmdienst" erscheint eine Kritik zu "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE".
06.12.2007   Gestern habe ich die Muster der letzten vier Drehtage gesehen und war wieder beeindruckt vom Spiel Hannah Herzsprungs.
Heute ist der Kinostart von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" in Berlin (Kant-Kinos, Babylon-Mitte), Hamburg (Studio-Kino), Dresden (Metropolis), Mannheim (Cineplex), Nürnberg (Metropolis), Freiburg (Friedrichsbau), Augsburg (Savoy) und Ulm (Mephisto).
Im der Berliner Zeitung erscheint eine schöne Kritik, die mich für heute schon mal glücklich macht..

Im "Tagesspiegel" erschien heute mein "Wunschprogramm" für die kommende Woche. Hannah Herzsprung ist seit gestern in Paris und und gibt Interviews zum Frankreichstart von "Vier Minuten". Heute kommt sie zurück und liest meinen Text vielleicht im Flieger. Das Murakami-Buch habe ich schon heute gekauft. Also nicht alles, was ich da geschrieben habe, ist gelogen.
Am Nachmittag ein Interview mit Reiner Veit für Inforadio. Dann erhalte ich eine Kritik von Sascha Westphal für das Filmportal "kinostarts.de". Darin steht unter anderem: "Diese grandiose Chronik eines Abschieds markiert einen in seiner Konsequenz schon erschreckenden Endpunkt, aber eben auch einen neuen Anfang. Nach diesem künstlerischen Befreiungsschlag ist alles möglich."
07.12.2007  

Das Hamburger Abendblatt schreibt: "Filme von Rudolf Thome lassen eines gewiss nicht zu: eine laue, indifferente Reaktion. Entweder man kann etwas mit ihnen anfangen oder eben nicht - was manchmal weniger mit der Qualität des Films als mit der momentanen Befindlichkeit des Zuschauers zu tun hat. Nur wer bereit ist, sich ganz in Thomes komplexe Beziehungsstudien hineinzubegeben, wird ihre verschiedenen Ebenen durchdringen können. So auch im Fall von "Das Sichtbare und das Unsichtbare".
Die Hamburger Morgenpost schreibt: "Das Wunderbare am fertigen Film ist, dass er bei aller Melancholie zugleich eine große Leichtigkeit ausstrahlt - diesen unverkennbaren Thome-Zauber, den man nur schwer erklären kann."


Klein-Hollywood: am letzten Sonntag beim Heiraten auf dem Standesamt.

Ich bin auf den Bauernhof geflüchtet. Ich muss mal wieder selber was kochen, und das macht mir nur hier Spaß. Hier sieht es aus, als ob der Frühling bald käme. Kein Hauch von "Winter".

Gerade kriege ich per email dieses Foto, das Markus Otto, unser Kameraassistent gemacht hat. Die Überschrift der email: "Rudolfs Mädels".

08.12.2007   Heute um 14.25 Uhr wird das Interview, das ich am Donnerstag mit Reiner Veit geführt habe, gesendet. Man kann den transkribierten Text auch im Internet lesen!
BALTHAZAR war heute fleißig und hat angefangen, den Garten für den Frühling mit PINK vorzubereiten. Denn PINK's Wunsch soll in Erfüllung gehen: Mit BALTHAZAR wird sie endlich glücklich sein.
Zuerst mal hat BALTHAZAR das verdorrte Schilf an seinem Teich abgeschnitten.
09.12.2007   Nach dem Schilfabschneiden hatte (der gestern von mir gespielte) BALTHAZAR genug von der Gartenarbeit. Ich mache weiter und fange an, die unendlichen Laubberge zusammenzurechen und auf den Kompost zu fahren: nach 10 Schubkarren habe auch ich die Nase voll.
Wenn es hier nicht schneit, weiß ich, was ich über Weihnachten tue: Laub zusammenrechen! Die frische Winterluft wird mir jedenfalls gut tun. Sollte es doch schneien, werde ich den ganzen Tag weinen, weil ich trotz Schnee nicht drehen kann, denn fast alle Schauspieler und mein Team machen andere Sachen. Vielleicht spiele ich dann ab und zu mal PINK und stapfe dick eingemummelt durch den Schnee
10.12.2007   Bei der Googlesuche nach Filmkritiken zu "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" stoße ich auf einen Text von Fritz Göttler in der "Süddeutschen Zeitung" zu "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST":
"Noch immer geht von den Filmen von Rudolf Thome ein unerklärlicher Zauber aus, eine glasklare, gar nicht heimelige Märchenhaftigkeit, die schon mit dem ersten Bild einsetzt, einem Schwenk über die Dächer von Berlin, mit kleinen Kaminen, aus denen kleine Rauchfahnen dringen. Meine Filme sind eine black box, hat Rudolf Thome erklärt – das sind die Systeme, wo man vorn etwas eingibt und hinten kommt bearbeitet und verwandelt etwas anderes raus. Was im Innern passiert, wie das alles funktioniert, weiß kein Mensch, denn der schwarze Kasten ist und bleibt unergründlich. In der Thome-Box sind die Inputs die Überlegungen eines Mannes, der seit den Sechzigern Filme dreht, erst in München, dann in Berlin, und der sich vor vielen Jahren aus der Stadt in die Ebenen davor verzogen hat, in ein Haus auf dem Lande, wo er übers Internet uns teilhaben lässt an der Entstehung seiner Geschichten und an seinem Verlangen, neue Filme zu fabrizieren. Der Output sind Filme, die merkwürdig zeitlos wirken und dann, beim zweiten Hinsehen, sehr schöne und sehr genaue Diagramme unserer Gesellschaft sind. "Das Sichtbare und das Unsichtbare" soll sein neuer Film heißen, den er diesen Sommer drehen will: "Das Sichtbare", schrieb er dazu, "das ist das quirlige, hektische Leben. Das Unsichtbare ist der Tod, der hinter allem Leben steht."
Was ist das Glück, das PINK erreichen will? Ich denke spontan: Glück = Sieg über den Tod.
Wenn PINK, nachdem sie ihren ersten Mann CARLO verlassen hat, auf einem Hotelbett sitzt und ihm per SMS mitteilt, dass sie sich scheiden lässt, da sieht Hannah Herzsprung aus, als würde sie innerhalb der nächsten Stunden sterben.
11.12.2007   Die Zuscherzahlen von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" sind so ungünstig, dass ich wie ein Schmetterling zwischen Berlin und Bauernhof hin- und herflattere. Soll ich mir einen anderen Namen zulegen, wie mir ein Journalist bei unserer Pressekonferenz letzte Woche riet? Das geht nicht. Das wäre das Eingeständnis einer Niederlage. Und außerdem kommt nächtes Jahr erstmal "PINK"! Der Film muss wie ein Panzer die Fronten aufreißen, und ich weiß im tiefsten Innern, (von mir aus im Bauch), dass er das kann.
"KIRSCHBLÜTEN" von Doris Dörrie, der Film, den Hannelore Elsner im Frühjahr gedreht hat, ist zum Wettbewerb bei der Berlinale 2008 eingeladen. Ich gratuliere ihr und freue mich total. Endlich hat sie das erreicht, was wir beide zusammen fünfmal, leider vergeblich, versucht haben. Es wird ein Triumph für sie!
12.12.2007   Mein Auto kriegt heute die Winterreifen angelegt, damit ich beim Drehen von "PINK" im Januar nicht im Tiefschnee stecken bleibe, und Hannah Herzsprung wird "europäischer Shooting Star".
13.12.2007   Heute startet "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" in Stuttgart. In der Stuttgarter Zeitung steht:
"Spätestens wenn Polheim mit der Tochter Lucia (Anna Kubin) an die Ostsee fährt, wo man sich schweigend einander versichert, ist man gepackt von der Intensität dieser Vater-Tochter-Beziehung."
14.12.2007   Der Tag beginnt und endet extrem erfreulich. Beim Friseur treffe ich Cynthia Beatt (meine Co-Regisseurin bei "BESCHREIBUNG EINER INSEL"). Dann trifft sich ein Teil des Filmteams in CARLOS Büro und wir besprechen mit Frank Haberland, unserem SFX-Mann im Detail, wie wir das drehen können, wenn CARLO Selbstmord begeht.


Danach gehen wir wieder mal auf Motivsuche und besichtigen 2 Cafés.


Es ist so unendlich schön, wieder mit dem Filmteam zusammen zu sein. Wenn ich keine Filme drehen könnte, würde ich sterben. 100%ig! Ich freue mich, wenn es im Januar weitergeht.
Morgen ziehe ich mich wieder zurück in die Einsamkeit meines Bauernhofs.
15.12.2007  
Das Titelblatt der Stutgarter Arthaus-Kinos erreichte mich heute zusammen mit der Rechnung.
Manoel de Oliveira ist am 12. 12. neunundneunzig Jahre alt geworden. Auf der imdb-Seite entdecke ich zu meinem Erstaunen, dass er schon wieder am Drehen ist und zwar heißt das Projekt: "Do Visível ao Invisível". Ohne Portugiesisch zu können, wage ich, das so zu übersetzen: Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren!!!
16.12.2007   Jetzt ist mein Teich im Garten zugefroren. So langsam halte ich es für möglich, dass es Mitte Januar schneit. Ich befolge den Rat meines Arztes und fange an, hier im Bauernhof aufzuräumen. Als Erstes ernte ich sämtliche Lavendelblüten: sie sollen Motten und auch sonst alle bösen Geister vertreiben.

17.12.2007   Das Beste heute: ein langes Telefonat ganz früh am Morgen mit Dörte Völz-Mammarella, meiner langjährigen Cutterin: Wir legen den Schnittbeginn für die erste Hälfte von "PINK" auf den 4. Februar 2008 fest.
Ansonsten ist der Tag ziemlich grau. In mir sieht es ähnlich aus.
18.12.2007   Ein Check im Kopierwerk: alle Handy-Einstellungen sind topscharf. Dann stürzen sämtliche bösen Geister einer Filmproduktion auf mich ein. Ich bin wie gelähmt.
19.12.2007   "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" ist zur Berlinale eingeladen. Nein, nicht für den Wettbewerb, sondern für die Reihe "German Cinema". Wow!
Auch da sind meine Filme schon lange nicht mehr zu sehen gewesen.
20.12.2007   Auf meinem Teich ist schon eine 3 cm dicke Eisschicht. Und meine Tochter Joya hat gestern ihren Führerschein gemacht.
21.12.2007   Ein Feuer für "PINK" mit den trockenen Lavendelstengeln. Die Blüten beschützen meine Kleider vor Motten.
22.12.2007   Der Tag beginnt schwierig. Draußen ist das Thermometer auf minus 9 Grad gefallen. Ich steige um 7 Uhr in mein Auto, um die Zeitung zu holen. Das Auto macht nicht den geringsten Mucks, als ich zu starten versuche. Gott sei Dank habe ich immer ein Startkabel dabei. Ein Dorfbewohner hilft mir mit seiner Batterie und ich frage mich in der Nachbarstadt durch nach einer Werkstatt, die heute offen ist und die auch Akkus hat. Der Akku wird ausgetauscht und auf dem Heimweg geht die Sonne auf. Zum erstenmal seit einer Woche blauer Himmel.

Dann fahre ich nach Berlin und schaffe es zwar nicht mehr zu Guntram Brattias Hochzeit auf dem Standesamt, aber zur Hochzeitsfeier. Wir essen so gut, wie ich es nur ganz selten bisher erlebt habe, und ich unterhalte mich sehr gut mit seinen Freunden, seiner Ehefrau und ihrer besten Freundin. Das Brautpaar:
23.12.2007   Ich wünsche allen Lesern des Moana-Tagebuchs FRÖHLICHE WEIHNACHTEN und alles Gute für das Neue Jahr!
26.12.2007   Weihnachtenfeiern mit Familie kann manchmal ziemlich kompliziert sein, aber jetzt bin ich wieder auf meinem Bauernhof und da ist alles klar und einfach.
Ich habe das Interview mit Ute Freund im "Kameramann" gelesen und es gefällt mir total, wie sie über alles, was wir bis jetzt miteinander gemacht haben, spricht. Ich hoffe, dass unser neuer Film "PINK" ein richtiger Erfolg wird, und dass wir beide dadurch Gelegenheit haben werden, viele neue Interviews zu geben. Im Presseheft zu "PINK" wird auf jeden Fall auch ein Interview mit ihr dabei sein!
27.12.2007  
So düster sieht die Welt heute aus - aber inmitten der Finsternis ein "Wunder der Natur".
29.12.2007   Der Tag beginnt kalt und strahlend schön. Die Sonne erleuchtet das rote Zimmer (vielleicht heißt der Film nach "PINK" so.) Heute besucht mich Serpil Turhan, und ich werde für sie kochen.



Die Blüten an PINKS Magnolienbaum sind trotz der Kälte schon etwas dicker geworden.
30.12.2007   Mein Auflauf gestern war ein voller Erfolg. Heute morgen habe ich den Roman "Lila, Lila" zuende gelesen: eine sehr traurige Liebesgeschichte. Dann: mit Serpil Turhan bei strahlendem Sonnenschein auf meinem Lieblingswanderweg - vorbei an dampfenden Misthaufen.
Die Tagesspiegel-Wettervorhersage sagt, dass es am Mittwoch schneien könnte!


31.12.2007   Zum Jahresende wünsche ich allen ein wunderbares 2008-Jahr. Und hier auf dem Bauernhof kam sogar zum Untergang nochmal die Sonne ein bisschen raus.

Danach hatte ich 2 Ideen für einen neuen Film, habe sie aber blitzschnell in mein Unterbewusstsein verdrängt, denn vor August 2008 kann ich kein neues Drehbuch schreiben. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, wüsste ich nicht, was das war. Das also funktioniert bei mir immer noch 100prozentig.

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