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06 | Mai |
01.05.2006 | Weitere Vorbereitungen für das Thome-Buch. Ich finde ein Interview mit der Abendzeitung zu "DETEKTIVE" und einen Brief von Enno Patalas (wahrscheinlich sollte seine Stellungnahme helfen, bei der Filmbewertungsstelle ein Prädikat zu kriegen - was ja auch funktioniert hat). Da Vieles, was Enno Patalas 1968 schrieb, auch für meine neuesten Filme noch gilt, setze ich ihn hier ins Moana-Tagebuch: |
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"Lieber Herr Thome, |
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02.05.2006 | Ich habe in den letzten Jahren immer
wieder emails gekriegt, warum meine Filme nicht in Hamburg laufen. Ich
weiß warum, aber das kann ich hier nicht schreiben (es könnte
ja mal sein, dass sich das ändert). "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" läuft ab 1. Juni in Hamburg im "Magazin"!!! |
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04.05.2006 | Heute in der TAZ über die DVD
zu Eric Rohmers "Liebe am Nachmittag" gelesen: |
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05.05.2006 | Ab dem 11. 5. läuft "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" im Cineplex Mannheim. | |
06.05.2006 | Ich bin dabei, das Interview mit mir
und Cynthia Beatt zu "BESCHREIBUNG EINER INSEL" abzutippen (damals gab's
ja noch keine Computer, sondern nur Schreibmaschinen) und ich entdecke
viele Dinge, die ich nicht mehr weiß. Ein Gefühl dabei: Da
muss ich nochmal hin! Ein anderes Gefühl: Es gibt Parallelen zwischen "BESCHREIBUNG EINER INSEL" und "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST". Vielleicht war beim Konzipieren und Drehen Hannelore Elsner für mich das Gleiche wie Ureparapara. HANNELORE ELSNER=UREPARAPARA. Oh Gott: Hannelore Elsner - gezeigt wie eine Insel in der Südsee! |
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07.05.2006 | Leider muss ich heute mein Bauernhof-Paradies verlassen. Am Montag muss ich in Frankfurt sein und mit dem Kinopublikum über "Viaggio in Italia" und Roberto Rossellini reden. Da wäre Rossellini 100 Jahre alt geworden. Lieber würde ich hier bleiben. Aber ich bin ja nicht auf die Welt gekommen, um Tulpen zu züchten - sondern um Filme zu machen. Wahrscheinlich wird auch Hannelore Elsner im Kino sein und zum ersten Mal "Viaggio in Italia" sehen! Ein Film, der mehr als jeder andere das Kino in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts revolutioniert hat. (Weil es damals einen Filmkritiker gegeben hat, der begriffen hat, was dieser Film bedeutet und das auch - wie in einer Art Manifest für ein neues Kino - geschrieben hat. Das war nicht Rohmer, sondern Jacques Rivette. Diese Leute haben damals noch keine Filme gemacht, sondern Kritiken geschrieben. Aber sie haben Kritiken geschrieben, als würden sie Filme machen. Und damit eine ganze Welt angezündet!) Warum bloß ist heute sowas nicht mehr möglich?! | |
08.05.2006 | Bei der Ankunft in Frankfurt ist der
Flughafen abgesperrt, weil irgendeiner vor dem Flughafen einen Koffer
stehen gelassen hat. Das fängt ja gut an, dachte ich. Aber ich fand
einen Ausgang, der offen war und kurze Zeit später gab die Polizei
die Absperrung auf und ich bekam das erste Taxi, das dastand. Der Taxifahrer
war mit dem Hotel, in dem ich untergebracht war, gar nicht einverstanden
("eine ganz schlechte Gegend"). Es liegt gleich um die Ecke von der Kaiserstraße,
wo ich als 16-17jähriger
Internatsschüler auf dem Heimweg vom Bodensee nach Wallau, eine
Nacht lang mich in den Bars herumgetrieben habe. Dann ging's zu Rossellini's "VIAGGIO IN ITALIA" ins Filmmuseum, wo ich seit 15 Jahren nicht mehr war. Hannelore Elsner kam auch und hat zum ersten Mal im Leben einen Rossellini-Film gesehen. Sie hat dann zu mir gesagt: Jetzt verstehe ich deine Filme viel besser. Wolfram Schütte und seine Frau kamen, um mich zu treffen. Wir waren 1984 0der 1985 zehn Tage lang zusammen in Caracas und haben dort deutsche Filme vorgestellt. Wolfram Schütte war der Herausgeber des Hanser-Bands über Rossellini. Wir hatten uns seitdem nicht gesehen. Ein schönes Fazit dieser Reise: das Deutsche Filmmuseum und ich wollen unsere früher so gute Zusammenarbeit wieder intensivieren. Im September/Oktober werde ich dort "RAUCHZEICHEN" vorstellen, und die umfangreiche Thome-Kopiensammlung soll auch aufgefrischt und ergänzt werden. |
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11.05.2006 | Cynthia Beatt und ich machen heute die englischen Untertitel für "Rauchzeichen". Allein für die Übersetzung des Hölderlingedichts brauchen wir über zwei Stunden, denn es gibt von diesem Gedicht keine englische Übersetzung. Cynthia meint, wenn wir mal keine Filme mehr machen können, dann könnten wir zusammen Hölderlin ins Englische übersetzen. | |
12.05.2006 | Heute im Produktionsbüro sieben Stunden lang, ohne Pause, "Casting". Vor allem ging es um die Besetzung der Rollen von Lucia und Angie (ich habe wunderbare Fotos, aber die zeige ich nicht, solange die Entscheidung, wer wen spielen wird, nicht gefallen ist). Außerdem Besprechungen mit Susanna Cardelli (Ausstattung) und Alexander du Prel (Kamera) und diverse Telefonate. So langsam habe ich das Gefühl, jetzt geht es richtig los. Meine Regieassistentin Serpil Turhan leitet das Casting mit einer Souveränität, als hätte sie im Leben nie etwas anderes gemacht. | |
Guntram Brattia bereitet uns und sich mit Bart und Motorradfahrerkluft auf seine Rolle als MARQUARD vor. Im Hintergrund Serpil Turhan. | ||
Unsere letzte Tat heute: das Anbringen
der noch leeren Pinwand für den Drehplan von "DAS SICHTBARE
UND DAS UNSICHTBARE". Bis nächsten Freitag spätestens
muss er fertig sein. Außerdem: seit heute haben wir einen Aufnahmeleiter, Till Rothmund. |
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14.05.2006 | ||
Katia Tchemberdji freut sich darauf,
in das SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE das Rondo von Mozart spielen zu
dürfen und mailt mir dieses Bild. Außerdem, seit heute Online: das Interview zur Wiederaufführung von ROTE SONNE. |
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18.05.2006 | ||
Alles blüht und wächst wie
verrückt in meinem Garten. Jetzt muss ich wieder nach Berlin und
Schauspieler und Mitarbeiter für "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE"
treffen. Am Mittwoch, den 24. Mai um 11.30 Uhr gibt es eine Privatvorführung von "RAUCHZEICHEN" im Central-Kino (neben den Hackeschen Höfen). Wer kommen will, darf kommen. Für das Thome-Buch: jetzt ist auch das Interview zu "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" online. Es ist schon ein komisches Gefühl, sich gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft zu bewegen - als säße ich in einer Zeitmaschine! |
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19.05.2006 | ||
Der Drehplan zu "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" ist fertig. Drehzeit: 7.7. - 12.8. 2006. 28 Drehtage und Gott sei Dank nur wenig Nachtaufnahmen. | ||
20.05.2006 | Am Donnerstag, den 25. Mai 2006, läuft JUST MARRIED auf 3SAT um 23.15 Uhr. Das Interview mit Christa Maerker zu MADE IN GERMANY UND USA (1974) ist jetzt auch online. | |
21.05.2006 | Die Interviews zu TAGEBUCH (1975) und DIE SONNENGÖTTIN (1992) sind online. | |
22.05.2006 | Ein anstrengender Tag. Fünf
Stunden Casting, schnell was essen und dann eine ziemlich komplizierte
Zahn-Operation. |
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23.05.2006 | Es ist so wie ich gestern abend ahnte, wir haben uns für die Besetzung von LUCIA und ANGIE entschieden. Am Nachmittag habe ich mir in der Berliner Dependance der Stanford University "ROTE SONNE" angeschaut. Das Publikum war ziemlich klein: zwei Studenten, die aber extrem aufmerksam waren und mit dem Film mitgegangen sind. | |
24.05.2006 | Heute viele Briefe und emails beantwortet,
dann die Vorführung von "RAUCHZEICHEN" im Central-Kino (der Film
hat mir sehr viel besser gefallen als in der Team-Premiere im letzten
Jahr - vor allem die Kühnheit der Liebesszenen zwischen Hannelore
Elsner und Karl Kranzkowski). |
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25.05.2006 | Heute waren Susanna Cardelli, Alexander
du Prel und ich den ganzen Tag auf Motivsuche in vier Malerateliers.
Das Malerpaar im letzten Atelier war vor zwei Monaten auf Sardinien und
zeigte uns Fotos von unserem Drehort in "RAUCHZEICHEN". Sie waren am
Mittwoch in der Vorführung im Central-Kino und wussten vorher nichts
von unseren Dreharbeiten im letzten Jahr! Was für
eine seltsame Fügung. Wir diskutieren mit den Malern darüber, ob man mit einer Flasche Wodka im Blut überhaupt noch malen kann (etwas Großartiges natürlich) oder ob das eine Klischeevorstellung ist. Die Meinungen darüber sind konträr. Wir treffen einen Maler, der früher (jetzt leider nicht mehr) jeden Abend das aktuelle Stadium eines Bildes fotografiert und ins Internet gestellt hat (was mir sehr vertraut vorkommt). |
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26.05.2006 | Heute lange Gespräche im Produktionsbüro mit Susanna Cardelli, die mir die Motive in Mecklenburg und an der Ostsee gezeigt hat und Alexander du Prel über ganz viel Grundsätzliches meiner und seiner Arbeitsweise. Dann lese ich die Berichte vom Festival in Cannes und dabei irgendwann blitzt die Idee bei mir auf: ich könnte eine Fortsetzung drehen im nächsten Jahr von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE". Etwas, was ich bei "LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK" machen wollte, dann aber auf Grund der Dreherfahrung wieder verworfen habe (das Fortsetzungsdrehbuch war damals schon fertig, aber ich habe es nocheinmal neu geschrieben). | |
27.05.2006 | Heute machen wir das Interview
zu
"RAUCHZEICHEN", damit das Presseheft zum Münchner Filmfest
fertig wird.
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Etwas später: Interview zu "RAUCHZEICHEN"
mit Gudrun Max und Karlheinz Oplustil in der Küche des Produktionsbüros. Jetzt sitze ich schon auf meinem Bauernhof und habe damit angefangen, das Interview in den Computer zu tippen. Ich habe mir vorgenommen, bis Mittwoch fertig zu sein. Wahrscheinlich sind meine Finger dann blutig. |
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28.05.2006 | Das Interview zu "DER PHILOSOPH" ist online. | |
29.05.2006 | Die ersten zehn Seiten des Interviews
für "RAUCHZEICHEN" sind abgetippt. Wer sowas schon mal
gemacht hat, weiß,
das ist eine Sklavenarbeit. Draußen ist es noch immer "Winter"
und ich habe Mühe, meine gewaschene Wäsche trocken zu kriegen,
muß wie
ein Schießhund aufpassen, wenn der nächste Regenguß kommt. Das Cannes Festival ist vorbei und was ich jetzt so, als Fazit, darüber lese, klingt auch so, als müsste ich nicht unbedingt nächstes Jahr mit "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" dabei sein. Für das Unsichtbare in Filmen scheinen die keinen Draht mehr zu haben. Früher war das anders. Vielleicht zeige ich ihn mal wieder (nach "BERLIN CHAMISSOPLATZ", 1980 - also nach 26 Jahren) in Hof . |
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30.05.2006 | Heute morgen beim Tippen von Seite
12 stelle ich entsetzt fest, dass nur die erste Hälfte der Kassette
zuende ist, und ich dachte, dass ich schon am Ende der zweiten Hälfte
wäre (da der Kassettenrecorder automatisch von einer Kassettenseite
zur anderen wechselt) und dass das ganze Interview also wiedermal so
ein 36 Seiten-Text wird. Ich habe keine Ahnung mehr, was wir am Samstag
so alles geredet haben. Das Interview zu "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" werde ich - wie früher schon mal bei "DER PHILOSOPH" - schriftlich machen! Meine Mieterin hier sagt mir heute morgen angesichts des noch immer scheußlichen Wetters, dass sie in ihrem Bauernkalender nachgeschaut hat und dass das Wetter den ganzen Sommer lang schlecht werden soll. Nur im August soll es heiß werden. Wenn sie Recht hat, können wir damit leben, denn im August haben wir unsere Außenaufnahmen an der Ostsee. |
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