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06 März

01.03.2006   Heute ist metereologischer Frühlingsanfang. Ein Blick aus der Haustüre zeigt mir allerdings was ganz Anderes. Dann bin ich mal den Spuren meines Marders gefolgt und war verblüfft, wo der sich überall herumtreibt. Hoffentlich holt er sich nicht die Vogelgrippe!
02.03.2006   Das Drehbuch für den neuen Film ist fertig. Ich kann es selbst noch nicht richtig glauben. Jetzt kann ich nur noch beten, dass ich ihn auch drehen kann und dass dann auch das Wetter mitmacht. Es sind 85 Szenen geworden, also sollte der Film auch ungefähr 85 Minuten lang werden. Das wäre dann der kürzeste Film von mir seit vielen Jahren. So gut ich konnte, habe ich auch versucht, komisch zu sein. Aber wie es dann im Film wirkt, hängt vor allem von meinen Schauspielern ab. Ich brauche Schauspieler, die reiten können und einen Hauptdarsteller, der Motorrad fahren kann. Das wird sicher alles nicht so einfach. Und die Bilder, die da im Film gemalt werden, dürfen auch nicht der letzte Schrott sein.
Morgen fahre ich zurück nach Berlin und am Samstagabend bin ich im Kommunalen Kino Hannover. Da läuft "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" zum 30jährigen Bestehen des Kinos. Fast gleichzeitig läuft im Metropolis in Hamburg "ROTE SONNE" - zum Gedenken an Marquard Bohm.
Mir wird ganz weh ums Herz. Wenn ich vor zwei Jahren nicht krank geworden wäre, hätte ich noch einmal mit ihm einen Film gemacht.
03.03.2006   Wieder in Berlin. Weiß gar nicht mehr, wo ich zuhause bin. Verdammt wenig Reaktionen auf das fertige Drehbuch. Was auch wieder irritierend ist. Gestern haben 140 Leute auf meiner Website - bisher, seit 1998, der absolute Tagesrekord - das fertige Drehbuch angeguckt und vielleicht auch gelesen.
Wenn ich schon so eine Zirkusnummer mache und am Entstehen eines Drehbuchs die ganze deutschsprachige Welt teilnehmen lasse (sogar auf Tonga hat jemand reingeguckt, leider nicht auf Moorea), dann müsste ich schon ein bisschen mehr Feedback kriegen. Wie auch immer, kriege ich Geld für das Drehbuch, werde ich den Film ab etwa Mitte Mai machen. Kriege ich keins, schreibe ich was Neues (dann vermutlich nicht mehr Live).
05.03.2006   Was ich vorgestern geschrieben hatte war falsch. Wozu "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" im KOKI in Hannover lief, war eine Festveranstaltung zum 150jährigen Jubiläum des Künstlerhauses. Das KOKI besteht "nur" seit 32 Jahren. Vor dem Künstlerhaus hängt über der Straße ein riesiger Kronleuchter, der immer wenn eine Veranstaltung beginnt, hin- und herschwingt. Als Hannelore Elsner, Sigurd Hermes (der Chef des KOKI) und ich ankamen, begann er sofort hin- und herzuschwingen (siehe Foto).
   
   
    Eine Meute von Hannelore Elsner-Fans, die alle keine Karten mehr bekommen hatten - denn das Kino war seit einer Woche ausverkauft - stürzten sich vor dem Künstlerhaus auf Hannelore Elsner. Im Licht des Kronleuchters musste sie unendlich viele Autogramme schreiben. Dann lief der Film im übervollen Kino. Am Ende gab es begeisterten Beifall und wir mussten dann bei ein paar Gläsern Rotwein noch viel mehr Autogramme geben. Zwischendurch noch ein Interview mit einer Radiostation. Ich glaube, dass ich noch nie im Leben so viele Autogramme gegeben habe. Das Publikum war extrem gemischt. Ich schätze das Durchschnittsalter über 45, und ich glaube, wir haben unser Zielpublikum erreicht. Am Sonntag dann, noch ziemlich matschig im Kopf, haben Hannelore Elsner und ich noch zwei Interviews mit der Hannoverschen Allgemeinen und Filmecho/Filmwoche gemacht, wo Hannelore Elsner zu absoluter Hochform auflief. Sie hat Dinge gesagt, Formulierungen gefunden, die sowohl die Journalisten wie auch mich begeistert haben. Ich hoffe, dass das, was sie gesagt hat, auch so gedruckt wird, dann kann ich das irgendwo auf meiner Website wiedergeben. Fazit: Ein Ereignis, dass Hoffnung macht, dass alle unsere Träume auch in kommerzieller Hinsicht in Erfüllung gehen!
   
    Foto oben: Hannelore Elsner beim Interview mit Siegfried Tesche (Filmecho/Filmwoche). Noch was: eine ähnliche Vorstellung von "RAUCHZEICHEN" für einen noch offenen Termin im Herbst 2006 ist mit Sigurd Hermes bereits fest ausgemacht. Dann gibt's ja vielleicht auch schon "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" als fertigen Film?
07.03.2006   Ich habe das Bauchgefühl, es geht so langsam los - mit dem Drehen von "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE". Nach der Einsamkeit beim Schreiben, viele Anrufe, viele emails. Ich kann mir fast schon vorstellen, dass dieser Film tatsächlich entsteht.
09.03.2006   Nicht mein Glückstag heute. Habe 2 Stunden im Produktionsbüro auf den Schornsteinfeger gewartet. Er kam nicht. Der Rest des Tages war so ähnlich. Was da so alles passiert ist, schreibe ich lieber nicht, denn ich bin ja nicht abergläubisch. Was ich jetzt ganz dringend brauche, ist ein Wunder!
   
    Kaum hatte ich das Vorhergehende geschrieben, bekam ich per email aus Darmstadt dieses GLÜCKSSCHWEIN. Vielleicht sorgt das jetzt für das herbeigewünschte Wunder. Einen kleinen Hinweis möchte ich diesem Schweinchen bei seinem Sprung ins kalte Wasser noch geben: bitte konzentriere dich auf KINOBESITZER!
11.03.2006   Die ersten Schwierigkeiten für "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" tauchen auf, sind aber zu bewältigen. Ich kämpfe zur Zeit eben an drei Fronten: Drei Filme, die "geboren" werden wollen. Die Filme, die fertig sind, müssen ja auch ins Publikum, in ihre Welt kommen. Und der Film, der noch gar keiner ist, braucht ersteinmal Geld.
Da kommt ein begeisterter Anruf vom Münchner Filmfest: "RAUCHZEICHEN" ist offiziell eingeladen. Mein Gott das ist wunderbar!
13.03.2006   Heute habe ich mit Christian Lang das EPK (das sind ausgewählte Ausschnitte eines Films für das Fernsehen) von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" gemacht. Es lief wie am Schnürchen, obwohl heute der Dreizehnte ist. Und wir hatten beide Spaß dabei. So müsste Arbeiten immer sein.
Gestern bekam ich eine Email von Oliver Krupke (Beleuchter bei "RAUCHZEICHEN"). Der schrieb mir:
"Die Dreharbeiten zu "Rauchzeichen" waren die schönsten 8 Wochen im letzten Jahr für mich. Auch wenn ich anfangs für Unruhe sorgte, war ich nach kurzer Zeit bereits ein großer Anhänger deines zugegebenermaßen absolut eigenwilligen Drehstils. Aber das macht ja auch offensichtlich das Besondere in und an deinen Werken aus. "
17.03.2006  

Ob das heute, trotz vieler Arztbesuche, mein Glückstag wird? Ein Brief vom Münchner Filmfest war schon um drei Uhr im Briefkasten, obwohl die Post sonst so gut wie nie vor fünf Uhr da ist. Der Text ist zu schön, um ihn meinen Lesern vorzuenthalten:
"Lieber Rudolf Thome,
gesternabend habe ich endlich "Rauchzeichen" gesehen, den letzten Teil Ihrer Zeitreisen-Trilogie. Ein Glücksfall. Geradezu unverschämt, wie positiv Sie mit Liebe und Glück umgehen. Wie selbstverständlich die wunderbare Hannelore Elsner "Ich liebe Dich" sagt. Das macht ihr und Ihnen im deutschen Film derzeit niemand nach. Überhaupt, die Elsner. Sie haben ihrer Figur etwas Geheimnisvolles gegeben, und sie gibt Erotik und ungemein weiche Bewegungen hinzu. Und dann liest sie, die Traum-Astronautin - auch noch in einer Totalen auf einem Felsen am Meer ein Hölderlin gedicht vor. Das ist nicht nur schön sondern auch mutig. Wer außer Ihnen würde so etwas wagen?
Rudolf Thome, Sie haben einen unverwechselbaren Thome-Film gemacht. Und ich glaube, dieser Film trifft einen Nerv. Das Unglück, das in seiner Mitte geschieht, spiegelt unsere Ängste, aber der Film sagt: "Das Leben geht weiter". Und er sagt das so unpathetisch, dass man spürt: Es ist wahr. Und was der Film über die Liebe auf den ersten Blick der Hannelore Elsner erzählt, das ist so suggestiv, dass es auch wahr sein könnte. Jedenfalls weckt er die Sehnsucht danach. Darum geht es im Kino, und deshalb glaube ich, dass "Rauchzeichen" im Kino funktionieren wird.
Um dazu beizutragen, dass der Film auch wirklich ins Kino kommt, laden wir Sie ein, die Premiere von "Rauchzeichen" auf dem Filmfest München 2006 zu machen.
Ganz herzliche Grüße
Ulrich Maass

20.03.2006  
    Ein Feuer für die Götter und Göttinnen der Filmfinanzierung. Kurze Zeit später verzogen sich die Wolken und die Sonne schien so stark, dass ich jetzt einen leichten Sonnenbrand im Gesicht habe.
21.03.2006   Mein Außenthermometer zeigt jetzt um 14 Uhr schon 7 Grad. Der Frühling kommt. Ich spüre es deutlich in meinen alten Knochen. Ich will endlich wieder DREHEN!
Der Produzent von Manoel de Oliveira (der wird in zwei Jahren hundert und dreht schon wieder einen neuen Film) hat gesagt, wenn er nicht drehen kann, stirbt er. Mir geht's ähnlich - obwohl ich noch sehr, sehr lange nicht hundert bin.
22.03.2006   Am Samstag, den 8. April macht das Berliner Central-Kino eine Veranstaltung zur Erinnerung an Marquard Bohm. Gezeigt wird "JANE ERSCHIESST JOHN, WEIL ER SIE MIT ANN BETRÜGT", "DETEKTIVE" und "ROTE SONNE". Beginn 19.30 Uhr. Nach "DETEKTIVE" werde ich ein paar Worte zu den Zuschauern sagen und auch Fragen beantworten.
23.03.2006   Nichts wirklich Neues. Warte noch immer auf die Götter und Göttinnen der Filmfinanzierung für "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE". Außerdem die letzte Pressevorstellung von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" heute in Berlin. Und dann erste Gespräche für einen Film, der im Sommer 2008 in Italien gedreht werden soll.
24.03.2006   Die Göttinnen und Götter der Filmfinanzierung waren gnädig mit mir: DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE wird gedreht!!!
26.03.2006  

Ich sitze auf meinem Bauernhof und habe damit angefangen, das neue Drehbuch drehfertig zu machen. Die ersten vier Szenen sind schon fertig. Es geht leichter als ich dachte.
Eigentlich wollte ich ein Dankeschön-Feuer draußen machen für die Filmfinanzierungsgöttinnen und Götter, aber es regnet.
Der Drehbeginn für DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE wird der 14. Juli, vielleicht auch schon der 7. Juli.

Noch was für die unersättlichen Hannelore Elsner-Fans. Wir machen eine Kino-Tour in Süddeutschland mit "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST". Das ist der vorläufige Plan:

18.04. Frankfurt
19.04. Freiburg
20.04. Stuttgart
21.04. Augsburg
22.04. München
23.04. Nürnberg
24.04. Erlangen
25.04. Burghausen

27.03.2006  
    Nein, das ist nicht irgendwo in der Antarktis, sondern ein Stück Eis aus meinem Gartenteich, das ich gestern mit der Spitzhacke herausgebrochen habe.
   
    Heute morgen im Produktionsbüro das allererste Meeting zu "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE". Von links nach rechts Guntram Brattia (MARQUARD), Serpil Turhan (Regieassistenz) und Susanna Cardelli (Ausstattung). Wir wühlen uns durch die Kataloge der Agenturen, denn wir suchen nach Schauspielern um die Fünfzig, die reiten können und Blondinen zwischen 20 und 25, die spielen können. Man sollte meinen, das sei leicht, ist es aber nicht.
28.03.2006   Die Marquard Bohm-Gedächtnisveranstaltung im Berliner Central-Kino beginnt jetzt um 20.00 Uhr (bisher 19.30 Uhr)!
Schon wieder eine neue email vom Kinobesitzer des Centralkinos: die Marquard Bohm-Gedächtnisveranstaltung beginnt doch wie ursprünglich angekündigt am 8. April um 19.30 Uhr.
Und alles passiert so wie in meinem Moana-Tagebucheintrag vom 22.3. angekündigt. Hoffentlich!
29.03.2006  

Ich komme heute bis Szene 14. Die Beziehung zwischen meinen beiden Hauptdarstellern wird im Drehbuch immer komplizierter. Beim Lesen von Kritiken zu "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" denke ich unwillkürlich daran, was diese Leute über das neue Projekt, das als Film ja noch gar nicht existiert, schreiben würden.
Mit 9fach übereinandergelegten Graufolien schaue ich mir die partielle Sonnenfinsternis an und bin gleichzeitig voller Bewunderung für meinen Kameramann Reinhold Vorschneider, der 1999 die damals totale Sonnenfinsternis mit absolut primiven Konstruktionen in "PARADISO" aufgenommen hat.

31.03.2006   Gestern kam ich bis Szene 24, heute bis Szene 34. Es ist doch viel anstrengender, als ich dachte. Außerdem erfahre ich heute morgen: Christine Petit, meine Standfotografin von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" und "RAUCHZEICHEN" kriegt - wie schon so viele andere Frauen, die bei mir in den letzten vier Filmen mitgearbeitet haben - ein Kind. Eine Warnung für alle Frauen im Kinderkriegalter! Meine Filme sind offensichtlich fruchtbar - wenn auch nicht unbedingt bei den Zuschauerzahlen im Kino. Aber das wollen wir jetzt ändern!!! - Dazu brauchen wir freilich die deutschen Kinobesitzer.

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