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"Frau fährt, Mann schläft" |
1. Woche |
29.04.2003 |
Am Montag sehen wir die Muster der ganzen 3. Drehwoche. Ich bin absolut enthusiastisch. Hannelore Elsner und Karl Kranzkowski - als Ehepaar, das aus dem Gleichgewicht geraten ist - sind wunderbar. Dann eine Lesung von Hannelore Elsner im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, aus der ich sie wie eine Zahnärztin einen Zahn förmlich herausziehen muß, um sie nach Schloß Wiepersdorf zu bringen. Ich schlafe nur zweieinhalb Stunden. Und dann gelingen im Schloß neue unglaublich dichte Szenen. Mal sind wir draußen, wo es zunächst regnet, mal drinnen. Wir drehen um den Regen herum. In der Nacht dann eine Art Vor-Bergfest am Lagerfeuer auf meinem Bauernhof, wo ich im Januar das Drehbuch geschrieben habe und sich damit für mich ein Kreis schließt. |
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30.04.2003 |
Nur 3 Einstellungen heute sieht nach nicht viel aus. Aber es waren schwierige und wichtige Szenen und mindestens vier Seiten Drehbuchtext. Unsere beiden Hauptdarsteller werden immer besser. Die Personen, die sie darstellen und die Beziehung, die sie zueinander haben, werden immer klarer. Das, was zwischen ihnen ist, ist eine sehr melancholische Liebesgeschichte. Am Morgen schien die Sonne. Dann war es bedeckt. Die Gänseblümchen und Löwenzahnblüten fingen schon an sich wieder zu schließen. Als wir fertig waren, fing es an zu regnen. |
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01.05.2003 |
Philosophie-Professor müßte man sein! Die Vorlesung von Professor Bogenbauer ist ein reines Vergnügen. Der komplizierte Text von Georg Picht ist kein Problem. Auch nicht die 50 Studenten, die als Statisten fungieren. Margarete Heitmüller hat sie total im Griff. Nur ein leergeschriebener Kugelschreiber macht uns Probleme. Wir verbringen 20 Minuten damit, einen Ersatz zu finden. Der Wechsel von Schloß Wiepersdorf nach Berlin ist nicht leicht zu verkraften. Überall in der Stadt wimmelt es von Polizeiwagen, denn heute ist ja 1. Mai. Wir feiern heute abend -ein bißchen verspätet - unser Bergfest. |
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02.05.2003 |
Die Talkshow-Szenen im Fernsehen sind endlich abgedreht. Alles lief im Michael Wiesweg-Studio wie am Schnürchen. Ich verstehe nicht, wie ich früher jemals anders drehen konnte. Vor der Liebesszene mit SueTwo und Hans hatte ich ein bißchen Angst. Aber dann ist sie doch ganz zart und intensiv geworden. |
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03.05.2003 |
Es fing alles so schön an: die Szenen mit Hannelore Elsner und Hanns Zischler im Wald und am See, dann das Voltigieren von Joya auf dem Pferd. Aber dann fing es an zu regnen und stürmen, und es wurde eiskalt. Die mitspielenden Pferde wurden immer ungeduldiger und machten das was sie und nicht das, was wir wollten. Zum erstenmal habe ich eine Einstellung siebzehnmal gedreht und werde wahrscheinlich doch den 11. Take nehmen. Morgen soll es 28 Grad warm werden und da drehen wir innen im Krankenhaus. Wenn es heute so warm gewesen wäre, wäre sicher alles viel einfacher gewesen! |
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04.05.2003 |
Heute haben wir die beste Szene des Films gedreht. Bei all den vielen guten Szenen, die wir schon haben, will das etwas heißen.Wenn Hannelore Elsner Karl Kranzkowski im Gang der Klinik anschaut und sie dann ein Vaterunser beten, bin ich beim Zuschauen regelrecht abgehoben und fühlte mich wie in eine andere Welt versetzt. Es ist für mich unfaßbar, wie sie sowas machen kann. |
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