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"Das Sichtbare und das Unsichtbare" |
1. Woche |
17. 7. 2006 |
Der 5. Drehtag: ENDLICH drehen wir weiter - mit neuen Atem. Das gesamte Team muss heute zwar 4 Stunden warten, bis das neue Licht und ein neuer Dolly von Hartmut Mausolf ankommen. Aber als es dann losgeht, weht sofort ein anderer Wind am Set. Die schwierige Operation der letzten Woche ist gelungen: der Patient - unser Filmteam - ist nicht tot, sondern höchst lebendig. Wenn ich vorher manchmal daran gedacht habe, mit 25 Spielfilmen könnte ich auch aufhören mit dem Filmemachen und mich als Rentner auf meinen Bauernhof zurückziehen, sind diese Gedanken nach nur 2 Szenen heute wie weggeblasen. Ab jetzt wird das Drehen wirklich spannend!!! |
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18. 7. 2006 |
Der 6.Drehtag: Wieder müssen wir ein paar Stunden warten, bis die Schärfetests mit den neuen Objektiven gemacht sind. Heute strapaziert das zum erstenmal meine Geduld. MARQUARD (Guntram Brattia) kann, trotz Wodka, kein Bild malen und malt stattdessen ein dickes rotes "X" auf die Leinwand. Ich frage mich, ob das, was er tut, mit dem, was ich tue, etwas zu tun hat. |
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19. 7. 2006 |
Der 7.Drehtag: zum erstenmal seit unserem Neustart am Montag schaffen wir unser gesamtes Drehpensum, obwohl wir mit dem Drehen erst gegen 12 Uhr mittags anfangen konnten. Es war so heiß wie letztes Jahr in Sardinien, aber trotzdem unser Filmteam blieb standhaft - wie eine Truppe von Elitesoldaten im Krieg. Ich danke allen für ihren Einsatz. |
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20. 7. 2006 |
Der 8. Drehtag: Zunächst geht alles wie im Märchen. Wir drehen eine wunderbare dreieinhalb Minuten lange "Ehe"-Szene zwischen Marquard und Maria. Dann badet Marquard wie Dagobert Duck in seinen fünfhundert Euro-Scheinen. Doch während alle draußen beim Mittagessen sind, stürzt die Lampenaufhängung herab - auch auf unsere Kamera - neben der ich genau in diesem Moment stehe. Ich wurde nicht getroffen, fühle mich aber die nächsten zwei Stunden, als hätte mir jemand auf den Kopf geschlagen, denn ich bin unfähig auch nur den geringsten klaren Gedanken zu denken. Wir drehen trotz allem weiter, nocheinmal drei Szenen - Hannelore Elsner muss mindestens sieben Fünfhundert-Euro-Scheine essen - und können nur hoffen, dass unsere Aufnahmen in Ordnung sind. Die Lampenaufhängung nach dem Sturz. |
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21. 7. 2006 |
Der 9. Drehtag übertrifft an Anstrengung alle bisherigen Tage. Das Nachdrehen der Szenen aus der ersten Drehwoche bringt uns fast um. Aber wir schaffen bis auf eine Szene unser Pensum. Die nächsten beiden Drehtage am Montag und Dienstag werden vielleicht genauso hart. Aber dann sind wir gestählt für die Gauguin-Preisverleihung. Hoffentlich. Es macht mir jeden Tag mehr Spaß, mit Guntram Brattia als MARQUARD zu drehen. Der Film beginnt endlich Konturen anzunehmen. Das Unsichtbare wird so langsam sichtbar. Jetzt machen wir erstmal zwei Tage Pause. Der Lampensturz gestern hat unsere Kamera Gott sei Dank nicht wesentlich beschädigt. Wir können mit ihr weiterdrehen. Übrigens : die Außentemperatur gestern und heute 37 Grad im Schatten! Hannelore Elsner sagt, dass sie nie wieder einen Film im Sommer drehen wird. |
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