Michael
Esser
Kinemathek 66
10/83 |
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Jane
erschießt John. Damit fängt es nicht an. Damit hört es
nicht auf. Eine Geschichte muß einen Anfang, eine Mitte und ein
Ende haben. Die alte Faustregel der Studioproduzenten. Wie die Zeit vergeht.
"Bier kann man im zwanzigsten Jahrhundert nur noch aus Dosen trinken."
Die Frau in Schwarz von hinten an der Musicbox: Jane. Jane in Schwarz
auf dem Friedhof, sie wischt sich die Tränen aus den Augen. Jane
hat John erschossen, weil er sie mit Ann betrog. Love. Money. Death. Die
Wörter zwischen Vergangenheit und Zukunft, beschwörend. Als
das Honorar noch an der Kasse des Verlagshauses in bar ausgezahlt wurde,
fünfzehn Zehn-Mark-Scheine, abgezählt hinter dem Schmiedeeisengitter
hervorgereicht. Später die nüchterne Innenarchitektur der Bankschalter,
ein Scheck, eine beträchtliche Summe, was da passiert kann man gar
nicht richtig sehen: erst dann, als der Bohm den Mantel bezahlt, die Hunderter
hinwirft, einzeln, als wär es ein Dreck, als würde es bald kein
Geld mehr geben; aber den Rest stopft er zurück in seine Jackettasche.
Kopf und Zahl: Death. Jane steht genauso in der Tür wie eben, jetzt
hat sie die Pistole in der Hand, sie schießt sofort. Auf Johns Rücken
ein schwarzer Fleck. Liebe war ... im Plattenladen sitzen und sich die
neue LP der Stones vorspielen lassen, über Kopfhörer. "Ich
möchte, daß du nicht mehr mit Ann schläfst."
Neun Jahre nach Außer Atem, fünfzehn Jahre vor System ohne
Schatten, also in schwarzweiß und Ultrascope.
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