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Info |
Kinemathek
66, 10/8 Karlheinz Oplustil, Die Versöhnung (1964) |
DIE VERSÖHNUNG |
Karlheinz
Oplustil Kinemathek 66 10/8 |
Wirklich
eine einfache, alltägliche Geschichte: ein Mann holt eine Zeitung,
frühstückt gelangweilt mit seiner Frau, geht auf's Oktoberfest
und trifft eine junge Frau, die ihn durch ihr Selbstbewußtsein verwirrt
zurückläßt, er kommt nach Hause, die Frau, im durchsichtigen
Negligée, lustlos: "Ich dachte, du würdest später
kommen." Die Nouvelle Vague ist hier sehr gegenwärtig: wie die Kamera (Max Zihlmann!) mit der Hand gehalten wird und ausgiebig schwenkt, wie Zitate und Verweise eingebaut sind (ein Heft "Film am Kiosk, ein Zeitungsbericht von den Filmfestspielen in Venedig "Goldener Löwe und Rote Wüste, der Verweis auf Ausser Atem bei einer Einstellung mit dem Gewehr) oder wie Geschichten erzählt werden und die Illusion durchbrochen wird: nach einem Gespräch über die Zufälligkeit von Beziehungen und Unlust in der Ehe zitiert die Studentin direkt in die Kamera eine Passage aus Margaret Meads "Male and Female": "Aber von dem Zeitpunkt an, wo sich wirklich langdauernde Verbindungen zwischen menschlichen Wesen entwickeln, bei denen Mann und Frau zusammenleben und die Frau eine derartige Empfänglichkeit besitzt, daß sie jederzeit dem Verlangen des Mannes zugänglich ist, erhebt sich vor den menschlichen Wesen ein ganzer Berg neuartiger Probleme." Aber im Vordergrund steht das Interesse für die Welt, die der Filmemacher kennt, die Aufmerksamkeit für Alltägliches, die Genauigkeit im Konkreten. Der Mann hat kurzes Haar, trägt Anzug und Schlips, die Frauen haben toupierte Haare, die Studentin trägt einen schwarzen Lackmantel - das war 1964. Die Studentin, die ein Kind erwartet, weil sie "schon immer eins wollte", ist eigenwillig und selbstsicher, souverän und praktisch wie die Frauen in Thomes späteren Filmen. Von dem Mann, der vom Ausbruch träumt und von der Veränderung hauptsächlich redet, könnte man eine Linie denken über Karl in Made in Germany und USA bis zu Martin Berger in Berlin Chamissoplatzund Faber in System ohne Schatten. Die Versöhnung hat vier deutlich voneinander abgesetzte Teile: der Gang zum Zeitungskiosk, das Frühstück, die lange Sequenz auf dem Oktoberfest, die Heimkehr. Vier Teile, durch abrupte Schnitte nebeneinander gestellt, das sind drei Zeitsprünge, drei Ellipsen: eine Welt in Ausschnitten zeigen. |